Braham's Benefiz-Concert

[694] Er hatte Braham, den er sehr hoch hielt, versprochen, in seinem Concerte die Ouverture zum »Beherrscher der Geister« zu dirigiren. Das Benefiz war am 18. Mai im Covent-Garden-Theater.

Der Abend war verhängnißvoll. Das Haus war sonderbar überfüllt mit einer gemischten Menge, die sich nur durch ein dramatisches Quodlibet, mit gehörigem Unsinn, Possen und Volksmelodien unterhalten wollte. Daß Weber dabei mitwirkte, schien Wenigen wichtig. Braham gab nach der Oper »the Slave« ein Potpourri, das er »Apollos Festival« nannte und dessen Eingang die von Weber selbst dirigirte, genannte Ouverture bildete. Doch Niemand achtete auf die Musik. Auf den Gallerien wurde gejubelt, gepoltert, geschrien, und die Ouverture ward herabgespielt, fast ohne daß das Publikum davon wußte, daß Musik war. Keine Hand rührte sich. Weber trat von der Bühne, erst wahrhaft entsetzt, dann, als man ihm die Natur des Publikums erklärte, lächelte er und wohnte dem Verlaufe des Skandals aufmerksam bei, bis Beleidigungen der Miß Paton seinen Unwillen so reizten, daß er ergrimmt das Haus verließ. Als diese treffliche Sängerin die ersten Takte einer Arie »Sons of freedom« gesungen hatte, brach die Gallerie, Gott weiß weshalb, in brüllendes Gelächter aus, und als sie indignirt mit stolzer Miene schwieg, schrie es durch das Haus: »Is she ill? – What is it?«, und Ruhe trat ein. Kaum[694] hatte Orchester und Sängerin wieder eingesetzt, so schrie eine tiefe Baßstimme von der Gallerie herab: »Joë! I hope you are cool and comfortable!« Und eine noch tiefere antwortete aus dem Parterre »Yes!« In homerischem, unlöschlichem Gelächter erstarb nun Alles; die Paton rief : »I cannot sing!« und wurde ohnmächtig.

Sehr klug handelte der ebenfalls mitwirkende Moscheles, der in dem Lärm das Spielen fingirte und blos am Schluß das Orchester fortissimo einsetzen ließ, so daß er rauschenden Applaus erndete.

»Unglaublich! Unglaublich!« rief Weber auf dem Heimwege.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 694-695.
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