Das Ende

[704] Die Freunde saßen noch kurze Zeit im Gespräch über den werthen Todtkranken in Sir George's Theezimmer beisammen und beriethen, trauriger Ahnungen voll, die Maßnahmen, durch die er am Reisen gehindert werden könnte. Sie gingen um zwölf Uhr auseinander. Beim Herausgehen aus dem Hause blickten sie nach Weber's Fenster empor – er hatte das Licht schon gelöscht –.

Am andern Morgen um die frühe Stunde, wo Weber die ersten Dienstleistungen zu erhalten gewohnt war, klopfte Sir George Smart's Diener leise an seine Thür. – Als sie nicht geöffnet wurde, lauter – das war nie geschehen, denn Weber schlief sehr leise. Er schrie laut nach Sir George. Dieser sprang aus dem Bett, und als auf sein Klopfen auch nicht geöffnet wurde, ward halb sieben Uhr nach dem ganz in der Nähe wohnenden Fürstenau geschickt, der, das Schreckliche ahnend, nur nothdürftig bekleidet im Augenblicke ankam. Man entschloß sich nun, die Thür zu sprengen – sie flog auf – es war todtenstill im Zimmer. – Nur die Uhr, welche die letzten Bewegungen der Hand, die »Freischütz«, »Euryanthe« und »Oberon« schrieb, aufgezogen hatten, tickte leise – –. Die Bettgardinen wurden zurückgeschlagen – da lag der geliebte Meister todt im Bett. – Friedlich auf der rechten Hand eingeschlafen – kein Kampf, kein Schmerz hatte die theuren Züge entstellt. Die rastlose Sehnsucht nach der Heimath, nach den Seinen, hatte die morsche Hülle der Seele gesprengt. – Nun war Ruhe nach alt' dem Kampf. – Er war nicht gestorben, der unsterbliche Meister, er war heimgegangen – –.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 704.
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