Mißlingen des »Benefiz«

[707] Nicht daß die Kunstinstitute Londons ihn ohne ehrenden Tribut gelassen hätten. Sogar die aristokratisch ihm im Leben abgewandte »Philharmonische Gesellschaft« leitete ihr Concert am 12. Juni durch den Trauermarsch aus Händel's »Saul« ein : »Asa tribute to a departed Genius«. Noch edler und feinfühliger bethätigte das Drury-Lane-Theater, dessen Bestrebungen Weber's Wirken doch Concurrenz gemacht hatte, seine Theilnahme am frühen Tode des großen Künstlers, der zugleich unbemittelter Familienvater war, indem es seine Räume an dem Tage, wo im Covent-Garden-Theater (17. Juni) das Benefiz für Weber's Familie stattfand, mit dem Bemerken schloß, »daß es die Einnahme dort nicht schmälern wolle«. Die Verpflichtung zu diesem Benefiz, das von dem edlen Kemble, der sich in allen Stücken als liebenswerther Mensch, großherziger Geschäftsmann und Weber's wahrer Freund gezeigt hatte, diesem über den Vertrag hinaus zugesichert worden war, wurde von ihm auch durch den Tod nicht als erloschen betrachtet. Gab er doch ihm, indem er den Seinen gab! Aber das so edelmüthig und liebevoll Gewährte trug nicht die gehofften Früchte. Die Theilnahme an Weber schien mit einem Male wie erstorben; keiner von Allen, denen er empfohlen gewesen war, keiner der Vornehmen und Reichen, deren Zirkel er mit dem letzten Aufleuchten seines Genius erhellt hatte, trug sein Scherflein in die Theaterkasse, um den Manen des berühmten Todten, in seinen Lieben ein kleines Neigungsopfer zu bringen. Am fernsten hielten sich auch hier die Landsleute Weber's, die Deutschen, die schon während seines ganzen Londoner Aufenthalts, statt sich am Strahl des Ruhms ihres Vaterlandsgenossen zu erwärmen, statt sich hebend und stützend, gehoben und gestützt um ihn zu sammeln, kühl und ängstlich den von der Aristokratie nicht Angelächelten, der sie zum großen Theil ihre Existenz verdankten,[707] gemieden hatten. Fast kein Deutscher war in der fast leeren Benefiz-Vorstellung des »Oberon« am 17. Juni zu sehen, deren Erträgniß, statt den Hinterlassenen Erkleckliches zu gewähren, kaum die Tageskosten deckte.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 707-708.
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