[260] Mozart's Armuth. Otto Jahn spricht in seiner Biographie Mozart's wohl von dem armseligen Nachlasse des großen Meisters, bringt aber nicht das darüber aufgenommene gerichtliche Document. Dieses Actenstück liefert in seinem ganzen Wortlaute und namentlich in dem demselben angehängten Inventar einen wehmüthig rührenden Beleg von dem bescheidenen Hausstande und der noch bescheideneren Bibliothek des k.k. Capellmeisters und Kammer-Componisten Mozart, »der am 5. December 1791 in seiner Wohnung Nr. 934 Rauhensteingasse verstorben, und eine Witwe, Constanze, mit zwei Kindern: Carl, alt 7 Jahre, und Wolfgang, alt 5 Monate, ohne Testament, aber mit einem Heiraths-Contracte hinterlassen«. Das Inventar und dessen Schätzung besagt unter Anderem folgendes: Baares Geld, womit die Beerdigungskosten bestritten wurden, 60 fl., Rückstände von dem sich auf 800 fl. belaufenden Jahreshonorar 133 fl. 20 kr.; für verloren angesehene Ausstände 800 fl.; Silberzeug: drei gewöhnliche Eßlöffel 7 fl.; Kleidungsstücke und Leinenzeug zusammen 49 fl., Tischleinen 17 fl.; Möbeln im ersten Zimmer zusammen 21 fl.; im zweiten 82 fl. 30 kr.[260] worunter zwei Divans mit sechs Lehnstühlen; im dritten 64 fl., namentlich ein Billard für 60 fl.; im vierten 189 fl., worunter ein Fortepiano mit Pedal für 80 fl. Die Bibliothek Mozart's ist im Ganzen auf etwa 70 fl. taxirt. Darunter befinden sich Cramer's »Magazin der Musik«, 7 vol., eine Anekdotensammlung, eine Kinderbibliothek, mehrere Bände von Metastasio's Werken für 30 kr., mehrere Operntexte worunter auch »die Entführung aus dem Serail«, l'Endimione, Serenade dal Sig. Mich. Gaydn (sic) 2 vol., Manuskript, Prologen von Haydn, Litania de venerabili sacramento di S. Haydn, Sei fughe, preludie per organo dal Albrechtsberger 15 kr.

Quelle:
Mozart-Buch. Von Constantin von Wurzbach, Wien 1869, S. 260-261.
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