[403] Wahre Würmer an Gestalt und Wesen sind die nächsten Verwandten der Lampreten, die Blindfische. Sie bilden eine einzige, in zwei Sippen zerfällte, nur fünf bekannte Arten zählende Familie (Myxinidae), deren Merkmale jedoch als so bedeutsam angesehen werden, daß Johannes Müller der Gruppe den Rang einer Ordnung zusprechen konnte. Nicht alle, aber doch die meisten Fischkundigen haben sich dieser Auffassung angeschlossen, wogegen andere Forscher die Blindfische zu den Neunaugen zählen. Der walzige Leib dieser Fische trägt nur am verdünnten Ende eine niedere Rundflosse, die Lippe des Maules grobe, durch Knorpel gestützte Bärtel, der Gaumen einen einzigen, die Zunge einige wenige, in zwei kammähnlichen Reihen geordnete Zähne. Aeußere Augen fehlen gänzlich, Anfangsgebilde solcher liegen unter Haut und Muskeln versteckt; die Nasenöffnungen, welche in ein Rohr aus Knorpelringen führen und den Gaumen durchbohren, werden hinten durch eine bewegliche Klappe geschlossen; eine Gehörkapsel ist vorhanden, Gehörsteine aber fehlen. Die Kiemensäcke liegen weit nach hinten und öffnen sich nach der Speiseröhre und nach außen durch je einen einzigen Kiemengang oder durch sechs bis sieben Löcher. Hirn, verlängertes Mark und Rückenmark liegen in der Wirbelsaite, welche gallertartig erscheint und aus einer doppelten, faserigen, in der Kopfgegend knorpelig verdickten Hülle besteht.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 403.
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