Sippe: Leuchtzirpen (Fulgoridae)

[596] Wie bei den Buckelzirpen der Vorderrücken, so spielt bei der folgenden Familie, den Leuchtzirpen (Fulgorina), der Kopf die Hauptrolle und bedingt für eine große Anzahl ihrer Mitglieder die Körpertracht, wird aber nirgends zur Licht spendenden Laterne, wie man vor Zeiten allgemein geglaubt hat. Obschon diese Kerfe weder an irgend einer Stelle ihres Körpers leuchten, noch zirpen, so hat man doch, vielleicht aus einer gewissen Pietät, den obigen Familiennamen beibehalten. Wird doch die bekannte Erdbeere ihren alten Namen fortführen, obschon die Pflanzenkundigen sie längst aus der Zahl der Beeren gestrichen haben, und so noch manch anderes Gebilde, das man nach seiner Taufe richtiger erkannte und gern anders benannt haben würde, wenn nicht die Macht der Gewohnheit [596] auch das Besserwissen beherrschte. Die Bildung des Kopfes, dessen Ausschreitungen nicht allen Leuchtzirpen zukommen, unterscheidet sie doch sämmtlich von den übrigen Zirpen dadurch, daß alle seine Theile: Scheitel, Stirn, Wangen, durch scharfe Leisten von einander getrennt werden und er da, wo keine besonderen Umbildungen diesen Grundcharakter verwischen, das Eckige als solchen zur Schau trägt. Neben jedem der kleinen Netzaugen steht nach innen ein Punktauge, sofern diese nicht gänzlich fehlen, und unterhalb, an den Wangen, die kleinen, leicht übersehbaren Fühler. Keine Anhängsel oder Wucherungen verändern hier das einfache Halsschild. Die Vorderflügel, bei den einen dünnhäutig, wie die Hinterflügel, bei den anderen derber als diese und bei noch anderen mit ihnen zugleich lederartig und bunt gefärbt, sind an ihrer Wurzel stets von einem Schüppchen bedeckt, welches den Buckelzirpen mindestens in allen Fällen fehlt, wo das Halsschild deren Wurzel oder ganze Fläche bedeckt. Die verlängerten Mittelhüften stehen weit auseinander, alle Schienen sind dreikantig, häufig bedornt und die hintersten mit einem Stachelkranze an der Spitze gekrönt. Viele Leuchtzirpen sondern zwischen den Ringen des Hinterleibes einen schneeweißen, wachsartigen Stoff aus, welcher diesen als Reif überzieht, oder bei größerer Fülle in fadenfömigen Strängen einen Endschopf bildet, sich auch wieder erneuert, wenn er abgerieben wird, wie solches in ähnlicher Weise schon bei den Blattläusen zur Sprache kam. Auch die Leuchtzirpen gehören überwiegend den heißen Gleicherländern an und werden durch nur wenige, zwar zierliche, aber infolge ihrer Kleinheit unscheinbare Arten in Europa vertreten.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 596-597.
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