Schweifwanze (Ranatra linearis)

[603] Weniger schlammigen als kiesigen Untergrund der stehenden Gewässer scheint die ungemein gestreckte Nadelskorpionwanze, Schweifwanze (Ranatra linearis), zu lieben, welche in dem längsten Thiere unseres Gruppenbildes vorgeführt ist. Die Gattung theilt im übrigen die Kennzeichen mit der vorigen und unterscheidet sich von ihr nur dadurch, daß die Hüften der Vorderbeine mindestens sechsmal länger sind als die Schenkelringe, daß die Schienen kaum den dritten Theil des Schenkels erreichen und daß die Vorderfüße keine Kralle haben. Das im Körper walzige Thier erscheint schmutzig gelbgrau, am Hinterleibe oben roth, an den Seiten gelb und an den Hinterflügeln milchweiß. Gleich der vorigen sieht man auch diese langbeinige Wanze auf dem Grunde des seichten Wassers träge umherspazieren und auf Raub ausspähen, nicht selten am Leibe mit kleinern und größeren, birnförmigen, rothen Körpern besetzt, den Hülsen schmarotzender [603] Wassermilben, welche der Gattung Hydrachna angehören. Das Weibchen legt gleichfalls seine Eier an Wasserpflanzen; dieselben sind aber nur mit zwei haarförmigen Fortsätzen versehen. Sie schlüpfen nach vierzehn Tagen aus, im Mai haben die Jungen jedoch noch nicht die Länge von 13 Millimeter und auch noch keine heraustretende Athemröhre erlangt; im August häuten sie sich bei einer doppelten Länge, bekommen die Schwanzfäden, aber noch keine Flügelscheiden; diese treten erst mit der dritten Häutung ein. Sehr ähnliche Arten kommen in den übrigen Erdtheilen vor.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 603-604.
Lizenz:
Kategorien: