1. Sippe: Habichtsfliegen, Dasypogoninen

[459] Blut ist, wie wir sahen, die Losung der weiblichen Bremsen, Blut, aber kein warmes und rothes, sondern solches, wie es in einem Kerfleibe fließt, die Losung von Männchen und Weibchen zahlreicher Arten, welche zur Familie der Raubfliegen (Asilidae) vereinigt worden sind. Namen, wie Habichts-, Wolfs-, Mord-, Raubfliegen und andere lassen uns den Charakter einzelner Stämme dieses Volkes einigermaßen errathen. Die Raubfliegen erkennt man an dem meist schlanken, gestreckten Körper, den kräftigen Beinen, welche zwischen den Klauen zwei Haftlappen tragen, an dem Knebel- und Backenbarte im Untergesichte und an dem meist langgestreckten dritten und letzten Fühlergliede, welches eine Endborste oder einen gegliederten Griffel trägt; der kurze, spitze Rüssel steht wagerecht oder schräg, selten senkrecht aus dem Munde hervor, hat einschließlich des messerförmigen Unterkiefers nur vier Borsten, eine verhornte Unterlippe und ein- bis zweigliederige Taster. Die meist glotzenden Augen sind bei beiden Geschlechtern durch eine Scheitelfurche getrennt, daher erscheint der Kopf breit und kurz, und die Punktaugen stehen zu dreien dicht neben einander, oft auf einer Erhöhung. Der Hinterleib gliedert sich in acht Ringe, deren letzter die Legröhre und männlichen Geschlechtswerkzeuge erkennen läßt. Wegen der kleinen Flügelschüppchen bleiben die Schwinger unbedeckt. Die Flügel liegen in der Ruhe platt dem Rücken auf, haben eine gegabelte dritte Längsader, eine Mittelzelle, zwei bis drei Unterrandzellen und ihrer fünf des Hinterrandes, von denen die dritte und vierte öfters verengt, oder geschlossen, selbst gestielt vorkommen. Die Analzelle reicht bis zum Rande und schließt sich hier bisweilen. – Die Larven, welche man erst von wenigen Arten kennt, leben flach unter der Erde, besonders in feuchtem Sande, in Wurzeln und todtem Holze, von denen sie zehren, sind langgestreckt und niedergedrückt, haben einen deutlichen Kopf und vorn und hinten Luftlöcher. Ihre Verwandlung in eine Mumienpuppe erfolgt nach Abstreifen der letzten Larvenhaut.

Naturgemäß zerfallen die Asiliden in zwei Gruppen, je nachdem die zweite Längsader in den Flügelrand (Leptogaster, Damalis, Ceraturgus, Dioctria, Dasypogon) oder in die erste Längsader mündet (Laphria, Asilus, Ommatius), die Randzelle also offen oder geschlossen ist. Durch letzteren Umstand wird die Flugkraft, wie man dies auch bei anderen Gattungen beobachten kann, außerordentlich verstärkt. Es gehören demnach in die zweite Gruppe die flugfertigen kühnen Wegelagerer, denen kaum eine erlesene Beute zu groß, zu stark oder zu fest gepanzert ist, wogegen die ersteren im Fluge träger sind, zwischen Halmen und Blättern strauchdieben und ihre wehrlose Beute morden.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 459.
Lizenz:
Kategorien: