Gemeiner Trauerschweber (Anthrax semiatra)

[462] Der gemeine Trauerschweber (Anthrax semiatra oder morio Linné's) ist durchaus schwarz und ebenso behaart, nur vorn am Brustkasten und an der Wurzel des Hinterleibes herrschen fuchsrothe Haare vor. Die scharfe Grenze der schwarzen Flügelzeichnung ist aus unserer Abbildung ersichtlich. Im übrigen charakterisiren die Gattung noch folgende Merkmale: Aus der großen Mundöffnung des halbkugeligen Kopfes ragt der spitze Rüssel mäßig lang hervor; die weit von einander entfernten Fühler bestehen aus einem walzigen ersten, napfähnlichen zweiten, zwiebel- oder kegelförmigen dritten Gliede, dessen Endgriffel wiederum zweigliederig ist. Die Netzaugen stehen beim Männchen oben auf dem Scheitel einander näher als beim Weibchen, überdies finden sich deutliche Nebenaugen vor.


Trauerschweber (Anthrax semiatra) nebst dem Puppengehäuse, in dem sie schmarotzt hat. Natürliche Größe.
Trauerschweber (Anthrax semiatra) nebst dem Puppengehäuse, in dem sie schmarotzt hat. Natürliche Größe.

Der siebengliederige Hinterleib drückt sich etwas nieder und wird in der Ruhe von den halboffenen Flügeln nur theilweise bedeckt. Diese sind bei anderen Arten, deren die heißen Länder eine große Menge sehr stattlicher ernähren, wieder in anderer Weise schwarz gezeichnet, ihre dritte Längsader gegabelt, der obere Zinken stark S-förmig geschwungen, am Grunde bisweilen mit einem Aderanhange versehen; die zweite entspringt scheinbar aus der dritten, die kleine Querader steht auf der Mitte der Mittelzelle senkrecht oder rückt wohl auch der Wurzel etwas näher; die genannte Zelle entsendet drei Adern, die letzte aus der Nähe der Wurzelzelle; vier offene Hinterrandzellen, eine bis zum Flügelrande reichende Anal- und zwei Unterrandzellen kommen hier in Betracht.

In bedächtigem, aber gewandtem Schwebfluge zieht diese Fliege und andere Arten des Geschlechtes über der Erde hin, am liebsten an recht dürren, sonnenverbrannten Oertlichkeiten, setzt sich von Zeit zu Zeit auf einen Stein zum Ausruhen oder saugt mit dem Rüssel an einer feuchten Stelle, um sich zu erquicken. So sieht man sie in fortwährender Geschäftigkeit an Wegen und in öden Sandgegenden, so lange die Sonne scheint. Bei rauhem, unfreundlichem Wetter sitzt sie fest auf Blättern, an Gras, auf der Erde, mehr oder weniger versteckt und läßt alles über sich ergehen. Die Trauerfliegen schmarotzen bei Erdbienen, anderen Hautflüglern und wohl auch in Schmetterlingsraupen; Einzelheiten aus ihrem Leben sind mir nicht bekannt geworden. Ich erzog die hier [462] abgebildete am 13. April 1858 aus dem danebenliegenden, gesponnenen Gehäuse, dessen Ursprung ich aber nicht angeben kann, weil ich es unter Gebüsch in einem Walde aufgelesen hatte. Daß die Larve verschiedene Wirte bewohnen muß, geht aus der verschiedenen Größe der Fliege hervor, die zwischen 4,5 und 13 Millimeter schwankt. – Andere Arten schweben an alten Lehmwänden, welche von Immen reich bewohnt sind, auf und nieder, entschieden um ihre Eier unterzubringen, oder zur Stärkung ihrer Kräfte an dem Rasen des blühenden Quendels. Es gibt auch unter den Trauerschwebern größere Arten, welche die Trauerfarbe mit Fuchsroth vertauscht haben und so zu den folgenden überführen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 462-463.
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