Wurmwühle (Caecilia lumbricoidea)

Wurmwühle (Caecilia lumbricoidea). Natürliche Größe.
Wurmwühle (Caecilia lumbricoidea). Natürliche Größe.

[658] Zur ersten Gruppe gehört die Ringelwühle (Siphonops annulata, Caecilia annulata und interrupta) aus Südamerika, ein Lurch, dessen Haut ungefähr neunzig Ringelfurchen zeigt, schwärzlich von Färbung, weißlich in der Tiefe der Furchen, zur letzteren die Wurmwühle (Caecilia lumbricoidea und gracilis), ein Thier von sechzig Centimeter Länge und der Dicke eines starken Wurmes, welches nur am hinteren Theile seines Leibes deutlich geringelt erscheint und bräunlich gefärbt ist.

Ueber die Lebensweise dieser eigenthümlichen Geschöpfe ist noch sehr wenig bekannt; man weiß eigentlich nur, daß sie nach Art unserer Regenwürmer unter dem Boden leben und hier mit verhältnismäßig bedeutender Kraft und Schnelligkeit wühlen. Wie der Prinz von Wied erfuhr, sollen sie den Boden über ihren Gängen ein wenig aufwerfen, etwa nach Art unserer Feldmäuse. Die Wurmwühle, die einzige Art, von welcher der Prinz Kunde erhielt, wurde von ihm südlicher als im Sertong de Bahia nicht gefunden. Man belegt sie mit derselben Benennung wie das Blödauge: »Schlangen mit zwei Köpfen« nämlich. »Auch mir«, sagt Schomburgk, »gelang es nicht, mehr von den Eingeborenen und Farbigen zu erfahren, als daß sie in der Erde, besonders aber in den Hügeln einer Ameise, leben. Daß letzteres wirklich der Fall, habe ich später selbst beobachtet, und Collins versicherte, daß, wenn er jene lästigen Gäste durch Umgrabungen zu vernichten gesucht, er diesen Lurch häufig unter ihnen gefunden habe. Mag nun die Anziehungskraft in der thierischen Wärme oder in der eigenthümlichen Atmosphäre, die in diesem Haufen herrscht, beruhen, oder die Wühle, da sie in der Erde lebt, nur den lockeren Boden dieser Wohnungen aufsuchen: kurz, die Ameisen dulden sie, jene sucht diese auf, und so leben beide in brüderlicher Eintracht beisammen.« Die Ringelwühle hält sich, wie Tschudi bemerkt, hauptsächlich an feuchten Stellen dreißig bis sechzig Centimeter tief unter der Oberfläche des Bodens auf, wird besonders bei Erdarbeiten, Anlage von Straßen z.B., gefunden und von den Brasilianern ebenso gefürchtet, wie die gleich ihr gänzlich harmlosen und unschuldigen Doppelschleichen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883..
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