Rasenkoralle (Cladocora caespitosa)

[492] So zahlreich nun auch die Arten der wesentlich als Einzelthiere lebenden Pilz- und Kreiselkorallen und einiger anderen Familien sind, wird ihre Menge doch von den zusammengesetzte Stöcke bildenden Familien weit übertroffen. Das uns am nächsten liegende Beispiel haben wir in der Rasenkoralle (Cladocora caespitosa), des Mittelmeeres und der Adria. Die Stöcke der Einzelthiere sind ziemlich gestreckte Röhren von einem halben bis einen Centimeter Durchmesser. Die Knospen kommen seitlich am Fußende zum Vorscheine, biegen sich alsbald nach oben und wachsen neben der Mutter, ohne weiter sich mit ihr zu verbinden oder zu verschmelzen. Der Stock ist daher zerbrechlich. Die Rasenkoralle wuchert an vielen Stellen ganz außerordentlich, überdeckt [492] Strecken von über hundert Quadratmetern und häuft sich auch fußhoch an. Sie ist daher für den von Norden gegen die warmen Zonen vorschreitenden Forscher der erste Polyp, der ihm einen Schatten von Vorstellung von einem Riffe geben kann. Ich erinnere mich, mit welchem Vergnügen ich im Becken von Sebenico mit meinem Schleppnetze auf einen solchen Rasenkorallengrund traf und schwere Ladungen der sich leicht ablösenden Stöcke ins Boot warf.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 492-493.
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