Pentacrinus caput Medusae

[444] Zu dieser kurzen Betrachtung – ähnliche haben wir bei ähnlicher Gelegenheit angestellt – drängt uns die Ordnung der Haarsterne, mögen wir sie nun in ihrer Isolirung oder mit Bezug auf die übrigen Abtheilungen der Echinodermenklasse auffassen. Die heutige Welt zeigt uns nur noch die vereinzelten Reste einer einst reichen Abtheilung, der es also ebenso ergangen ist, wie der Familie der Nautiliten (Seite 215 ff.) oder der ganzen Klasse der Brachiopoden (Seite 98). Die Abbildung läßt in a den Körper und das obere Ende eines seltenen, in den westindischen Meeren auf steinigem Grunde lebenden Thieres, des Pentacrinus caput Medusae, sehen und in b die Scheibe, welche nach aufwärts gekehrt und von den gespaltenen und rankenförmigen Armen umstellt [444] ist. Der eigentliche Körper gleicht also einem Kelche, wie er auch wissenschaftlich genannt wird.


Wurzelhaarstern (Rhizocrinus loffotensis). 11/2 natürl. Größe.
Wurzelhaarstern (Rhizocrinus loffotensis). 11/2 natürl. Größe.

Die dem Stiele zugewendete Seite ist getäfelt und entspricht dem Rücken der Seesterne, die Bauchseite, die wir in b haben, ist von einer weichen biegsamen Haut bedeckt, in deren Mitte sich die Mundöffnung befindet. Die Ausgangsöffnung des Darmkanales liegt seitlich. Die den Ambulacren entsprechenden Rinnen sind deutlich. Dieser Körper mit seinen verzweigten Armen ruht nun auf einem längeren, im Rückenpole angesetzten Stiele, der sehr vielgliederig und daher biegsam und in regelmäßigen Abständen mit Quirlen von Ranken geziert ist. Es dürften kaum einige Dutzend dieses Pentacrinus gefischt und in den größeren Museen erhalten sein. Der Preis war noch im Jahre 1876 sehr hoch. Für ein Exemplar habe ich dem Naturalienhändler Damon in Weymouth zweihundertundzwanzig Mark bezahlt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 444-445.
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