1. Sippe: Rhynchonella psittacea

[104] Eine zweite Familie, welche mit ihren Wurzeln noch unter die vorige hinausragt, in der Gegenwart aber nur durch vier Arten vertreten wird, ist die der Rhynchonelliden, so genannt von der wichtigsten Sippe, Rhynchonella. Sie eben ist es, welche zu den ältesten und verbreitetsten Organismen gehört, da sie von den silurischen Zeiten an durch alle Formationen reicht. Die noch lebende Rhynchonella psittacea zeigt am besten den charakteristischen schnabelförmigen Fortsatz der Bauchklappe. Die Oeffnung für den Stiel befindet sich unterhalb dieses Schnabels. Die Klappen sind miteinander befestigt wie bei den Terebratuliden; das Armgerüst besteht aber nur aus zwei kurzen, schmalen, gekrümmten, schalenförmigen Plättchen, die an der Scheitelgegend der kleinen Klappe befestigt sind. Ueber Vorkommen und Lebensweise der genannten Art hat Barett auf seiner skandinavischen Reise einige Beobachtungen gesammelt. »Sie findet sich lebend nicht besonders häufig in den nördlichsten Gegenden, nämlich bei Tromsoe in einer Tiefe von siebzig bis einhundertundfunfzig Faden; Klappen ohne das Thier sind bei Hammerfest im Schlamme gesammelt worden. Diese Art schien mir sehr schwer zu beobachten, da das Thier, für alle Eindrücke besonders empfänglich, bei der geringsten Bewegung seine Klappe schließt. Die Arme erweitern ihre Spiralgänge genugsam, um die Fransen bis an den Rand der Schale gelangen zu lassen. Ich habe diese Art oft bei klaffenden Klappen beobachtet, nie aber habe ich gesehen, daß sich ihre Arme entrollt und aus der Schale hervorgestreckt hätten.«

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 104.
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