11. Sippe: Klaffmuscheln (Mya)

[370] Mit Mya, der Klaffmuschel, treten wir zu einer anderen Familie, deren Kennzeichen so ziemlich mit denjenigen dieser Gattung zusammenfallen. Das Thier hat einen fast vollkommen geschlossenen Mantel, welcher vorn eine kleine Spalte zum Durchtritte des kleinen, kegelförmigen Fußes läßt und sich hinten in zwei lange, dicke, vollständig mit einander verwachsene Röhren verlängert. Dieser also scheinbar einfache Sipho hat einen starken Oberhautüberzug. Die Lippentaster sind sehr klein. Von den Kiemen ist die äußere kurz, die innere mit der der entgegengesetzten Seite verwachsen. Das eiförmige Gehäuse klafft an beiden Enden. Die linke Schale hat unter dem Wirbel einen großen, zusammengedrückten, löffelförmigen, fast senkrecht auf der Schale stehenden Zahn; die rechte eine entsprechende Grube. Unter den wenigen bekannten Arten ist Mya arenaria im ganzen nördlichen Ocean sehr gemein. Sie lebt im sandigen Strande so weit vergraben, daß, wenn sie ungestört ist, das gefranste Ende der Mantelröhren etwas hervorragt. So wie sie durch Erschütterung oder Berührung beunruhigt wird, fährt sie mit größter Gewandtheit in die Höhle hinab. Auch sollen die Myen, auf den flachen Boden gelegt, sich dadurch rückwärts fortbewegen können, daß sie den Fuß krümmen und sich, ihn wieder ausstreckend, damit fortschieben. Die Klaffmuscheln werden wohl hier und da von der ärmeren Volksklasse auch gegessen, vorzugsweise aber als Köder verwendet.

[370] Von wissenschaftlicher Wichtigkeit sind verschiedene fossile Gattungen der Klaffmuscheln, theils ganz ausgestorbene, theils noch in einigen oder einzelnen Repräsentanten vorhandene. Beispielsweise mag Pholadomya angeführt werden, von der man bloß eine sehr seltene westindische Art kennt, deren Beschaffenheit für die Deutung der fossilen, an sich sehr schwer zu enträthselnden Arten namentlich aus der Kreide und dem Jura einen sehr willkommenen Schlüssel gab.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 370-371.
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