Opossummaus (Acrobates pygmaeus)

[574] Der Zwerg unter den Flugbeutlern, die Beutel- oder Opossummaus (Acrobates pygmaeus, Didelphys pygmaea, Petaurus pygmaeus) wird mit Recht als Vertreter einer Sippe betrachtet. Ihr Zahnbau ist gewissermaßen umgekehrt der des vorhergehenden, da sie oben sechs und unten sieben Backenzähne hat. Die Ohren sind mäßig behaart; die breite Flughaut reicht bis zur Handwurzel herab, der Schwanz ist zweizeilig. Das niedliche Thierchen hat ungefähr die [574] Größe unserer Hausmaus, und wenn es auf einem Aste sitzt, die dehnbare Flughaut an den Leib gelegt, sieht es unseren zierlichen und doch so verhaßten Nagern täuschend ähnlich. Seine ganze Länge beträgt etwa 15 Centim., wovon ein wenig mehr als die Hälfte auf den Leib und das übrige auf den Schwanz kommt.


Beutelmaus (Acrobates pygmaeus). Natürliche Größe.
Beutelmaus (Acrobates pygmaeus). Natürliche Größe.

Der kurze, weiche Pelz ist oben graubraun, unten gelblichweiß gefärbt; die Augen sind schwarz umringelt, die Ohren vorn dunkel, hinten weißlich. Beide Hauptfarben des Leibes trennen sich scharf von einander. Im Sitzen legt sich die Flughaut faltig an den Leib an und wird so zu einem gang besonderen Schmucke der Opossummaus. Das zarte Weiß am untern Rande erscheint dann wie ein geschmackvoller Spitzensaum an dem Mantel, welcher auf den Schultern des Thieres liegt. Der Schwanz zeichnet sich durch zweizeilige, federbartartige Behaarung aus.

Der Zwergflugbeutler nährt sich, wie seine übrigen Verwandten, von Blättern, Früchten, Knospen und anderen zarten Pflanzentheilen, verschmäht aber auch ein kleines Kerbthier nicht, falls er dieses zufällig entdeckt. An Lebendigkeit und Beweglichkeit steht er seinen übrigen Verwandten kaum nach, und in der Fähigkeit, große Entfernungen mit Hülfe der ausgebreiteten Flughäute zu überspringen oder zu überfliegen, wird er nur von wenigen übertroffen. Man sagt, daß das Tierchen sowohl bei den Eingeborenen wie bei den Eingewanderten in der Nähe von Port Jackson sehr beliebt sei und häufig zahm im Bauer gehalten werde; doch fehlen zur Zeit noch genauere Berichte ebensowohl über das Leben und Wesen der Gefangenen wie über das Freileben, die Fortpflanzung und Kinderzucht dieses schmucken Geschöpfes.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 574-575.
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