Silberäffchen (Hapale argentata)

[234] Zur Vervollständigung des eben Gesagten will ich noch des Silberäffchens (Hapale argentata, Simia, Callithrix argentata, Mico, Sagouin argentatus) Erwähnung thun. Das Thierchen, unbedingt eines der schönsten aller Aeffchen, erreicht nach Bates bloß eine Länge von 42 bis 45 Centim., wovon ungefähr 25 Centim. auf den Schwanz kommen.


Pinche (Hapale Oedipus). 1/5 natürl. Größe.
Pinche (Hapale Oedipus). 1/5 natürl. Größe.

Das lange, seidige Haar ist silberweiß, der Schwanz matt schwarz, das fast nackte Gesicht fleischfarben. Einige Naturforscher sehen, wie ich bemerken will, in dem Silberäffchen nur einen Weißling einer anderen Art (Hapale, Jacchus, Midas melanurus).

»Der kleine Silberaffe«, sagt Bates, »einer der seltensten aller amerikanischen Affen überhaupt, scheint nur in der Nähe von Cametá vorzukommen; wenigstens habe ich nicht gehört, daß man ihn sonst noch gefunden hätte. In Cametá bemerkte ich in einer Kakaopflanzung drei Stücke, welche aussahen wie kleine weiße Kätzchen. Sie glichen in ihrem Betragen und in ihren Bewegungen vollkommen anderen Arten der Familie. Später beobachtete ich einen Gefangenen und erfuhr, daß man gerade das Silberäffchen wegen seiner Schönheit besonders schätzt. Der in Rede stehende Gefangene war ein furchtsames, empfindliches kleines Geschöpf. Seine Gebieterin trug es beständig in ihrem Busen und liebte es in so hohem Grade, daß sie es nicht um alles Geld weggegeben haben würde. Ihr Liebling nahm seine Nahrung von ihren Lippen und erlaubte ihr, ihn zu hätscheln, wie sie wollte, gestattete aber keinem Fremden die geringste Annäherung. Wollte ihn Jemand berühren, so schreckte er zurück; der ganze Leib bebte vor Furcht und die Zähne klapperten an einander, während erzitternde Laute der Angst vernehmen ließ. Dabei hefteten sich die schwarzen Augen voll Neugier und Mistrauen auf Denjenigen, welcher auch nur versuchte, sich ihm zu nähern.« Condamine berichtet von einem anderen Silberäffchen, welches er von dem Statthalter in Para geschenkt erhalten hatte, daß es über ein Jahr lang in der Gefangenschaft lebte, auf der Ueberfahrt nach Europa angesichts der französischen Küste aber starb. Ob überhaupt jemals eines dieser [234] Thierchen lebend zu uns gelangt ist, vermag ich nicht zu sagen; in den Verzeichnissen des Londoner Thiergartens, den reichhaltigsten und genauesten, welchen wir haben, finde ich es nicht angegeben.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. CCXXXIV234-CCXXXV235.
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