3. Sippe: Nasenbären (Nasua)

[201] An den Schupp und Genossen reihen sich naturgemäß die Nasenbären (Nasua). Ihr gestreckter, schlanker, fast marderähnlicher Leib mit kurzem Halse und langem, spitzem Kopfe, dichtbehaartem, körperlangem Schwanze und kurzen, kräftigen, breittatzigen und nacktsohligen Beinen unterscheiden sie leicht. Das bezeichnendste Merkmal ist die Nase. Sie verlängert sich rüsselartig weit über den Mund hinaus und hat scharfkantig aufgeworfene Ränder. Die Ohren sind kurz und abgerundet, die klaren Augen mäßig groß, die fünf fast ganz verwachsenen Zehen mit langen und [201] spitzigen, aber wenig gebogenen Krallen bewehrt. Das Gebiß ähnelt dem der Waschbären; die Zähne sind jedoch etwas schmäler und schmächtiger.

Ueber die von verschiedenen Naturforschern aufgestellten Arten von Nasenbären sind wir noch nicht im Reinen. Die Thiere scheinen nicht allein abzuändern, sondern führen auch, wie Hensel überzeugend nachgewiesen hat, je nach dem Alter eine verschiedene Lebensweise. Prinz von Wied unterschied in Brasilien zwei Arten, den geselligen und den einsamen Nasenbären, beide aber bilden nach Hensels Untersuchungen nur eine und dieselbe Art; denn die »einsamen« Nasenbären sind nichts anderes als griesgrämige alte Männchen, welche von den Trupps der »geselligen« sich getrennt haben. Anders verhält es sich wohl mit zwei von Tschudi aufgestellten, aus Südwestamerika stammenden Arten, und möglicherweise unterscheiden sich auch die Nasenbären Mittelamerikas von den im Osten und Westen Südamerikas lebenden Verwandten.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 201-202.
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