Schopftaube (Phaps lophotes)

[652] Die Schopftaube (Phaps lophotes, Columba, Turtur und Ocyphaps lophotes) kennzeichnet sich durch verhältnismäßig schlanken Leibesbau, kurzen, an der Spitze stark gebogenen Schnabel, niedere Füße, deren Mittelzehe dem Laufe an Länge gleicht, ziemlich lange, spitzige Flügel, unter deren Schwingen die zweite und dritte die längsten sind, vierzehnfederigen, langen, stufig keilspitzigen Schwanz und lange, spitzige Haube, welche durch die verlängerten Hinterhauptfedern gebildet wird, gilt daher auch wohl als Urbild einer besonderen Sippe oder Untersippe (Ocyphaps). Kopf, Gesicht und Unterseite sind grau, die Hinterhauptfedern schwarz, die der Oberseite licht olivenbraun, welche Färbung an den Halsseiten in Nelkenroth übergeht, die großen Flügeldeckfedern glänzend bronzegrün, weiß gesäumt, die Schwingen braun, schmal bräunlichweiß gekantet und zum Theile auch an der Spitze weiß, die mittleren Steuerfedern erdbraun, die übrigen dunkelbraun, an der Außenfahne grün glänzend, an der Spitze weiß. Das Auge ist gelborange, der nackte, rundliche Augenrand nelkenroth, der Schnabel an der Wurzel dunkel ölbraun, an der Spitze schwarz, der Fuß nelkenroth. Die Länge beträgt fünfunddreißig, die Fittig- und die Schwanzlänge je funfzehn Centimeter.

»Zierlichkeit der Gestalt und der eigenthümlich schlanke Schopf«, sagt Gould, »stempeln diese Taube zu einer der schönsten Australiens; in ihrer Art ist sie vielleicht die schönste überhaupt. In den Ebenen des Wellingtonthales oder in der Nachbarschaft des Morumbidschi tritt sie häufig auf. Sie scheint Sumpfgegenden zu bevorzugen, so daß ihr Vorkommen als ein sicheres Zeichen für eine wasserreiche Gegend angesehen wird. Die der Küste nächste Oertlichkeit, wo ich sie antraf, war der Murrayfluß. Hier ist sie ziemlich häufig; in Menge aber belebt sie die Ebene hinter der Moretonbai und die Ufer des Namoi. Sie schlägt sich oft zu starken Flügen zusammen, und wenn diese während der trockenen Jahreszeit an Landseen oder Flußufer kommen, wählen sie sich einen einzelnen Baum oder Strauch aus, auf welchem sie sich niederlassen. In namhafter Anzahl sitzen sie dann dicht an einander, und alle fliegen gleichzeitig herab zum Wasser, so gedrängt, daß Dutzende von ihnen mit einem einzigen Schusse erlegt werden können. Ihr Flug zeichnet sich durch seine reißende Schnelle vor dem aller Arten aus. Nach einem Anfluge, welcher aus mehreren schnellen Flügelschlägen besteht, schwingen sie sich anscheinend ohne weitere Anstrengung der Flügel empor. Beim Abfliegen von einem Aste heben sie den Schwanz, ziehen den Kopf ein und fliegen dann weg. Am dreiundzwanzigsten September fand ich das Nest auf einem niederen Baume der weiten Ebene nächst Gundermein am Namoi. Es ähnelt dem anderer Tauben und enthielt zwei weiße Eier, auf denen das Weibchen brütete.«

[652] Gould meint, daß die Schopftaube, als Bewohnerin des Inneren, wohl nicht leicht ein Gegenstand allgemeiner Beobachtung werden könne, spricht aber freilich von einer Zeit, welche vierzig Jahre hinter uns liegt. Inzwischen ist die schöne Taube oft nach Europa gekommen, und gegenwärtig ziert sie die Gesellschaftsbauer aller unserer Thiergärten. Sie hält hier bei der einfachsten Pflege jahrelang aus und pflanzt sich auch regelmäßig fort. Mit anderen Tauben lebt sie im tiefsten Frieden, gegen kleinere Vögel zeigt sie sich gleichgültig. Liebhabern ausländischer Thiere darf sie warm empfohlen werden.


Schopf- und Erzflügeltaube (Phaps lophotes und chalcoptera). 1/4 natürl. Größe.
Schopf- und Erzflügeltaube (Phaps lophotes und chalcoptera). 1/4 natürl. Größe.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Fünfter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Zweiter Band: Raubvögel, Sperlingsvögel und Girrvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 652-653.
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