4. Häusliches und geselliges Leben.

[232] Das Glück, von ökonomischen Sorgen befreit zu sein, genoß ich in vollem Maaße, indem ich möglichst wenig mich mit Geld abgab. Ich machte bloß den Einnehmer in unserer Oekonomie, überließ meiner Frau die ganze Verwaltung, und wie ich mich gar nicht mehr darum bekümmerte, so trug ich auch fast nie Geld bei mir, denn öffentliche Gesellschaften und Ressourcen besuchte ich gewöhnlich nicht, Schauspiele und Concerte kamen selten vor, Karten spielte ich nicht, und den Domestiken der Familien, von denen man bewirthet worden war, Trinkgelder zu geben, war nicht gewöhnlich. Es war mir dabei ganz paradiesisch zu Muthe. Meine Einnahmen reichten vollkommen hin, denn einerseits kamen zu meinem Gehalte (der allerdings, da die Banknoten nur 25 Procent standen, nicht mehr als 625 Rubel Silber betrug) die Facultätseinkünfte von den Promotionen, so wie das Honorar von einer kleinen Praxis, die ich nicht suchte, aber auch nicht zurückwies; andrerseits waren die gewöhnlichen Lebensmittel so wohlfeil, daß auch die Bewirthung von unerwarteten Gästen gar kein Gegenstand war, und in Hinsicht auf Kleidung und Hausgeräthe zeigte man sich so genügsam in seinen Ansprüchen und so tolerant in Beurtheilung Andrer, daß auch ein sehr mäßiger Aufwand hinreichte. Der günstige Einfluß dieser Verhältnisse[232] auf den geselligen Umgang, wo man, ohne das Materielle in Betracht ziehen zu müssen, Freunde bei sich aufnahm und wieder von ihnen aufgenommen wurde, zeigte sich auf die erfreulichste Weise.

Den meisten Umgang hatten wir mit der Lehmannschen und Glamaschen Familie, in deren Söhnen die meinigen Freunde und Schulkameraden fanden. Doctor Lehmann war der angesehenste Arzt in Dorpat und der Umgegend, ein braver, lebenslustiger Mann, höchst beweglich, leicht aufsprudelnd und ekstatisch, während seine Frau, in guter Gesinnung und Verständigkeit ihm gleichend, durch ihre Sanftmuth und unter dem Scheine von Phlegma sich äußernde Ruhe nicht sowohl mit ihm contrastirte, als vielmehr das ergänzende Glied eines liebenswürdigen Ehepaars darstellte. Beide, zunächst durch Landsmannschaft sich uns näher fühlend, wurden unsre herzlichsten Freunde; alle Sonntage brachten wir bei ihnen oder auf Spazierfahrten nach Jama, Lunia, Sadief, Kabbina, Wassula u.s.w. mit ihnen zu, und es gab keine Freude in ihrem Hause, an der wir nicht hätten Theil nehmen müssen; für Alles, was uns betraf, interessirten sie sich auf das Wärmste, wie sie denn eben sowohl uns in allen häuslichen Angelegenheiten behülflich waren, als auch in jeder meiner Streitigkeiten für mich Partei nahmen.

Herr Glama, ein Portugiese von Geburt und Consul seines Landes in Riga, hatte sich wegen der Zeitumstände mit seiner Familie nach Dorpat begeben, und wohnte in einem Hause mit mir. Am Tage unseres Einziehens kam meine Frau mir zuvor, einen Besuch abzustatten, und wurde von ihm selbst mit Artigkeit empfangen, und, da er nicht deutsch sprach, französisch angeredet; sie, nicht wissend, daß er stocktaub war, entschuldigte sich mit ihrer Unkenntniß der französischen Sprache, was er, da er seine Taubheit nur ungern eingestand, für eine Antwort hielt, die er wieder mit Galanterie aufnahm, und so dauerte die scheinbare Conversation, peinlich und lächerlich zugleich, eine lange Weile fort, bis Frau von Glama als Vermittlerin erschien. Diese war eine geborne Petersburgerin, und[233] als solche für das Scheinloben gebildet; aber unter der Form der Sitten hatte sich bei ihr ein sittlicher Fonds erhalten, und sie war bei aller gewohnten Aufmerksamkeit auf den äußern Anstand auch für eine mehr geistige Anregung empfänglich, so daß sie vermöge dieses Vereins eine anmuthige Erscheinung war. Wir wurden ihr sehr befreundet, und sahen uns fast täglich, während ihr Gemahl, schon um seines Gehörs willen, sich von der Gesellschaft fast gänzlich zurückzog.

Unter meinen Collegen waren es besonders die Professoren Styx und Deutsch, mit denen ich auf einem freundschaftlichen Fuße stand: Ersterer ein herzensguter, aber die Kleinlichkeit liebender Mann, ein wohl unterrichteter, aber ziemlich beschränkter Kopf; Letzterer tüchtig, von herber Verständigkeit und einem vertraulichen Verhältnisse für mich unzugänglich.

Sein Freund, der Professor der Zeichnenkunst, Senff, sammt seiner Gattin aus Halle gebürtig, war das treue Bild eines deutschen Hausvaters, in dessen Familie wir uns recht heimisch fühlten. Da gaben wir uns denn, wie es unter den aus Deutschland nach Dorpat versetzten Professoren, wenn sie auf vertrautem Fuße mit einander standen, gewöhnlich war, der sehnsüchtigen Erinnerung an das Vaterland hin, bei dankbarem Genusse der durch die hiesige Anstellung gewährten Vortheile, doch nicht ohne die stille Hoffnung einstiger Rückkehr.

Einen recht herzlichen Freund gewann ich an dem einzigen Russen unter meinen Collegen, dem Professor Kaysarow. Er war ein edler Mensch und gehörte zu den jungen Russen, welche, von Vaterlandsliebe begeistert, es sich zum Ziele gesetzt hatten, die slawische Nationalität in ihrer freien, selbsteigenen Entwickelung höher zu stellen: Rußland sollte nicht mehr den germanischen und romanischen Völkerschaften nachäffen, nicht mehr mit den Formen einer ihm fremden Cultur sich schmücken, sondern durch sich und in seiner Eigenthümlichkeit dem Ideale allgemein menschlicher Bildung nachstreben. Er hatte in Göttingen studirt, zu seiner Promotion eine den Kaiser Alexander gewidmete Dissertation de manumittendis in Rossia servis geschrieben, dann Reisen gemacht, um die verschiedenen Völkerschaften[234] slawischer Abstammung näher kennen zu lernen und einen Umriß der slawischen Mythologie herausgegeben. Dabei war er nichts weniger als einseitiger, patriotischer Enthusiast, empfand vielmehr lebhaft für Menschenwohl überhaupt. Unter Anderem bewirkte er die Begnadigung eines Mannes, der in seinem sechszehnten Jahre wegen einer aus kindischem Uebermuthe gefertigten und in der Einbildung auf solche Geschicklichkeit an der Theatercasse ausgegebenen Banknote von fünf Rubeln nach Sibirien verbannt worden war und nach zwanzig Jahren seinen Verwandten in Dorpat wieder die erste Nachricht von sich gab, indem er ihnen meldete, wie er lange Zeit in dumpfes Hinbrüten versunken gewesen, dann durch seine Fertigkeit im Zeichnen zur Bekanntschaft mit wohlwollenden Menschen und in einen erträglichen Zustand gekommen, endlich aber zur Lecture des Don Carlos gelangt sei, die sein Gemüth so erhoben habe, daß sie fortan eine nie wankende Stütze für sein inneres Leben sei, woran er die Bitte knüpfte, ihm auch ein anderes Drama Schillers, von dem er gehört, die Jungfrau von Orleans, zu schicken. Diese Aeußerungen reichten hin, um Kaysarow zu einer lebhaften und wirksamen Verwendung für den Verbannten zu vermögen; Letzterer kam noch zu meiner Zeit in seine Vaterstadt zurück; die Spuren Sibiriens waren an ihm nur zu deutlich.

Sehr werth war mir Professor Ewers der ältere, nicht wegen seiner Orthodoxie, durch welche er sich von seinen sämmtlichen rationalistischen Collegen unterschied, sondern wegen seiner mit sittlicher Würde vereinten und durch heitere Menschenfreundlichkeit sich bethätigenden ächten Religiosität. Er war schwedischer Abkunft, früher Schullehrer gewesen und durch Armuth gehindert worden, zu heirathen. Als er eine Professur der Theologie erhalten hatte, war dieser Grund weggefallen; gleichwohl hatte er das Glück des Ehestandes, welches so großen Reiz für ihn hatte, sich versagt, um nicht, da er schon bejahrt war und sich die Möglichkeit eines baldigen Todes dachte, durch die seiner Wittwe zu zahlende Pension die Universität mit einer Ausgabe zu belasten. Er gebrauchte den größeren Theil seiner[235] Einkünfte, um Armen wohl zu thun und Andere zu erfreuen. Er ging z.B. im Winter, ehe der Morgen graute, in einen dürftigen Mantel gehüllt, auf dem gefrornen Embach den mit Holz zur Stadt fahrenden Bauern entgegen, kaufte von ihnen, führte sie dann zu den Häusern, wo sie abladen sollten und zog sich, ohne von den Beschenkten gewahrt zu werden, zurück. Seine Schwerhörigkeit gehörte zu den Ursachen, wegen deren er meist einsam lebte; war er aber in eine Gesellschaft gezogen, die ihm wohlwollende Nachsicht mit der Schwäche seines Gehörs bewies, so entwickelte er die liebenswürdigste Heiterkeit und war besonders gegen die Damen sehr aufmerksam, denen er auch gern durch kleine Geschenke Freude zu machen suchte; als wir ihn einmal vermocht hatten, eine Landpartie mit uns zu machen, waren wir so glücklich, den lieben Greis in dem ihm schon ungewohnt gewordenen Genusse der Natur und der Geselligkeit so froh zu sehen, daß er an allen munteren Spielen Theil nahm und selbst es nicht verschmähte, den nachkommenden Freunden in groteskem Festzuge und auf dem Trichter statt der Trompete blasend entgegenzureiten. Späterhin hat er sein Gewissen wegen Belästigung des Universitätsfonds beruhigt und sich eine Dame zur Gefährtin in den letzten Jahren seines Lebens gewählt, um ihr durch die Pension, welche sie als seine Wittwe zu erwarten hatte, ein sorgenfreies Alter zu sichern. So genossen wir manche frohe Stunde auch im Hause des Burgemeisters Linde, des Apothekers Weger, der Familie v. Löwenwolde und der verwittweten Gräfin Mengden. Letztere, eine geborne Gräfin Solms, war durch den Verein feiner Bildung mit Offenheit des Charakters und herzlichen Wohlwollens mit großer Entschiedenheit interessant; ungeachtet ihres hohen Alters ritt sie täglich aus oder fuhr auf einer Droschke ohne Federn spazieren, wovon sie durch Regen, Sturm und Gewitter sich nicht abhalten ließ.

Mein günstiges Geschick verschaffte mir die Freundschaft von vier würdigen Geistlichen. Der erste derselben war Oberpastor Lenz an der deutschen Kirche in Dorpat, ein Mann, der mit philosophischem Forschungsgeiste und der vollsten Klarheit[236] des Denkens einen gebildeten Geschmack und eine liebenswürdige Feinheit in seinem Erscheinen verband. Er erhielt späterhin eine Professur in Dorpat und ging vor Antritt derselben noch auf ein halbes Jahr nach Heidelberg, um mit Daub, dessen Schriften ihn sehr anzogen, auch in persönlichen Verkehr zu treten.

Ihm sehr ähnlich war der gemüthvolle und gelehrte Pastor Lorenz in Niggen, bei dem wir öfters einen sehr heitern Aufenthalt fanden. Ich ward auch sein Arzt, vermochte aber nicht, ihn, als er 1813 in ein Nervenfieber verfallen war, zu retten; noch in den Delirien verkündigte sich seine geistige Natur: nachdem er nämlich den Fiebersturm in seinem Blute als das wüste Toben eines aufrührerischen Pöbels angeklagt hatte, schilderte er seinen Zustand beim beginnenden Erlöschen der Lebenskräfte als den Alles beruhigenden Sieg der heiteren Engel des Lichts.

Diesen beiden gelehrten, forschenden, zartfühlenden Freunden standen zwei andere gegenüber, die vornehmlich als Praktiker sich auszeichneten.

Propst Roth in Kannapäh, ein Mann von kleinem, gedrungenem Wuchse und großer Lebendigkeit, war durch und durch Verstandesschärfe und Thatkraft. Beim ersten Zusammentreffen gewahrte ich an ihm nur eine schneidende Kälte, die mich zurückstieß. Dann lernte ich seine Wirksamkeit und durch diese ihn selbst kennen, wo ich denn sein warmer Freund wurde. Früher war er, da sein rastloser Geist durch die Amtsführung in seiner großen Gemeinde immer noch nicht hinlänglich Beschäftigung fand, auf Finanzunternehmungen verfallen und hatte sich mit Ausleihen von Capitalien abgegeben, dadurch hin und wieder sich zu strengen Maßregeln genöthigt gesehen und an seinem Vermögen, aber auch an seinem Rufe verloren. Da war er denn auf den Gedanken gekommen, das geistige Leben seiner Gemeinde, dessen Förderung bei den Verhältnissen des esthnischen Bauers auf so bedeutende Hindernisse stößt, in einigen Individuen der heranwachsenden Generation so auszubilden, daß es von diesen aus künftig sich weiter verbreiten könne.[237] Der durchaus praktische Mann hatte also auf seinem Pastorate unter dem Namen einer Parochialschule eine Erziehungsanstalt für zwölf Bauernsöhne errichtet, welche in steter Beziehung auf ihr künftiges Lebensverhältniß eine allgemein menschliche Bildung erhielten, damit sie einst als Bauern Muster, Lehrer und Rathgebr für Andere sein könnten. Da er aber weder selbst fortwährend den Unterricht ertheilen, noch auch einen eigenen Lehrer anstellen konnte und wollte, so erfand er, ohne von Bell und Lancaster etwas zu wissen, die Methode des gegenseitigen Unterrichts und führte sie mit dem besten Erfolge ein, so daß jeder neu aufgenommene Zögling von seinen älteren Schulkameraden unterwiesen wurde und sie dann gemeinschaftlich nach der Vorschrift des Propstes arbeiteten. Von der ganzen Anstalt wurde nicht viel Redens gemacht und so wußte ich auch noch kein Wort davon, als ich am Morgen nach meiner Ankunft in Kannapäh mit der Familie beim Frühstücke saß. Da trat ein junger Mensch, etwa 17 Jahre alt, in gemeiner, aber sauberer Bauerntracht, mit langem, blondem Haare, blauen Augen, angenehmer Gesichtsbildung und gefälligem Anstande ein, stattete in wohltönender Sprache einen Bericht ab und ging, nachdem ihm der Propst in seiner festen und entschiedenen Weise Befehle ertheilt hatte, davon. Auf meine neugierigen Fragen nach diesem jungen Menschen erhielt ich nur die kurze Antwort, es sei der Schulmeister, und als ich darüber meine Verwunderung äußerte, hieß es, ich könne ihn in seinem Amte in der Parochialschule alsbald sehen. Welch' frohe Ueberraschung wurde mir da gewährt! In dem reinlich gehaltenen Hause fand ich die jungen Leute beisammen, in streng geordnetem Verhältnisse, und doch so zwangslos und frohsinnig. Sie lasen fertig, schrieben eine gute Hand, rechneten mit großer Gewandtheit aus dem Kopfe, sangen vollkommen richtig, bewiesen ihre Kenntniß der biblischen Geschichte, ertheilten passende Antworten über das Wachsthum der Pflanzen und das Leben der Thiere und gaben die gegenseitige Lage der verschiedenen Welttheile und der größeren Länder Europa's an. An einem kleinen Stücke Land, welches von ihnen allein bearbeitet wurde, lernten sie die verschiedenen[238] Zweige des Feldbaues praktisch kennen; die dazu erforderlichen Werkzeuge fertigten sie, mit Ausnahme der Schmiedearbeit, selbst; sie machten Zeichnungen von Häusern und Mühlen und bauten darnach kunstgerechte Modelle. Außerdem mußten sie, um sich nicht in einem einförmigen Mechanismus betten zu können, vielmehr Gewandtheit und vielseitiges Geschick zu erlangen, von Zeit zu Zeit ein Handwerk lernen und, wenn sie sich eine gewisse Fertigkeit darin erworben hatten, wieder zu einem andern übergehen; so hatten sie das gemeine Buchbinden erlernt und die ganze Gemeinde mit ihrer Arbeit an Bibeln und Gesangbüchern versorgt; jetzt hatten sie mit Flechten von Körben, der dauerhaftesten wie der feinsten Art, sich beschäftigt, und ich besitze noch Proben davon zum Andenken. In den Feierstunden wurden allerhand Spiele und gymnastische Uebungen im Klettern, Laufen, Werfen, Ringen, Schwimmen vorgenommen und Lieder gesungen; ich ließ mir einige ihrer Volkslieder von ihnen aufschreiben und verwahre jetzt noch eines davon. – Die esthnischen Hütten haben (oder hatten?) keine Schornsteine, und wenn durch die Oeffnungen, welche die Stelle der Fenster vertreten, der stärkste Rauch vom Heerdfeuer ausgezogen ist, verschließt man dieselben mit Brettern, so daß der ganze von Menschen und Vieh gemeinschaftlich bewohnte Raum mit Rauch gefüllt und nur für die Spinnenden und Webenden mit Kienspänen nothdürftig erleuchtet ist. Unter diesen Umständen ist nun besonders das Loos der Kinder im Winter beklagenswerth. Um diesem Uebel so weit als möglich abzuhelfen, bewog Propst Roth die Gutsbesitzer im Kirchspiele, bei dem Pastorate ein Haus zu erbauen, in welchem den Winter hindurch einige hundert Kinder unterhalten wurden. Sie wurden mit Flechten von Strohbändern zu gröberen und feineren Hüten beschäftigt und lieferten davon so viel, daß der Ertrag die Kosten der Anstalt deckte; während der Arbeit hatten sie stundenweise andere Unterhaltung, indem sie Unterricht in der Religion erhielten, Sprüche oder Lieder auswendig lernten oder sangen. Auch dieses menschenfreundliche Institut sah ich zu meiner Freude in voller Thätigkeit.[239]

Gleich praktischen Sinn mit höherer Kraft und Bildung des Geistes besaß der General-Superintendent Sonntag. Er war während der Kriegsunruhen von Riga nach Dorpat gezogen und ich betrachtete es als ein Glück, die genaue Freundschaft dieses ausgezeichneten Geistlichen zu gewinnen. Auch er verstand bei regem Eifer für religiöse Aufklärung und sittliche Bildung überall die schicklichsten Mittel für seine Zwecke zu wählen, unterschied sich aber von Roth durch Wissenschaftlichkeit und Wärme des Gefühls. So war er denn sowohl ein trefflicher Kanzelredner, als auch ein tüchtiger Geschäftsmann, der den Muth hatte, seine freisinnigen Ansichten überall geltend zu machen und der durch seine Willenskraft einerseits dem finstern Dogmenwesen entgegen zu wirken, andererseits den Eingriffen des Despotismus in kirchliche Angelegenheiten Gränzen zu setzen vermochte.

Quelle:
Burdach, Karl Friedrich: Rückblick auf mein Leben. Selbstbiographie. Leipzig 1848, S. 232-240.
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