Universität und Juliushospital.

[39] Beides waren Stiftungen des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (1575–1619), wenn schon die Universität mit einer älteren Stiftung begann. Bischof Julius war ein bedeutender Förderer der Gegenreformation und verfolgte die Protestanten seines Landes, aus deren Mitteln er jene großartigen Stiftungen unternahm. An diesen blieben noch lange Zeit die Spuren ihrer Entstehung erkennbar, wie ich später bemerken werde.

Mit neunzehn Jahren bezog ich die Universität, in der Absicht Medicin zu studiren. Ein Biennium philosophicum war damals in Bayern für alle Studirenden nöthig, ich glaube mit Ausnahme der [40] Theologen, welche sofort ihrem Seminar verfielen. Für das Biennium waren philosophische Vorlesungen obligatorisch, aber man durfte auch einzelne Fachcollegien besuchen. Das war aber nur Ausnahme, die Regel schrieb sogar die Vorlesungen bei gewissen Professoren vor. Sie waren derart vertheilt, dass immer ein bestimmter Cursus dem einen, ein anderer einem anderen Lehrer zukam. Jegliche Hörfreiheit fehlte. Während des Biennium philosophicum ward von einem recht wenig klaren Kopf Philosophie vorgetragen. Ich versuchte diese Vorlesung bei einem Theologen zu hören, welcher mir sehr verständlich erschien, aber schon bald vernahm ich die Absetzung dieses Lehrers, wie das ja damals kein besonderes Ereignis war. Für Weltgeschichte traf mein Cursus einen sehr confusen, zum Lehren wenig geeigneten älteren Herrn, während ich einen anderen Cursus bei einem sehr guten Lehrer hören konnte. So weit es anging, versuchte ich diese Vorlesung zu besuchen. Es war nicht ausführbar, denn durch das wöchentliche Verlesen war der Besuch einer nicht belegten Vorlesung sehr erschwert, so dass es beim Alten bleiben musste. Alle Semester waren[41] öffentliche Prüfungen aus den belegten Fächern zu bestehen. Das war nicht allzu schwer, aber ich war doch sehr vergnügt, als ich schon nach einem und einem halben Jahre das Biennium als für mich abgeschlossen betrachten durfte und als Studiosus medicinae immatriculirt ward.

Während des Anfanges meiner Studien waren die Verhältnisse an der Universität wohl wenig geändert gegen die Zeit, da sie unter Bayern kam, und auch unter den Studierenden war nichts Wichtiges entstanden. Gesellschaften gab es nur wenige, und davon waren die Corps in minderer Zahl als später. Wir hielten uns im Ganzen fern von den Corps. Nur um den Fechtboden belegen zu können, trat ich für ein Semester in nähere Beziehungen zu einem Corps. Die schon aus der Schulzeit mit einander Befreundeten hielten zusammen und versammelten sich wöchentlich mehrere Male in einer Kneipe oder Restauration, ohne dass irgend ein Zwang bestand. Eine Anzeige auf der Polizei war Sache des Wirthes. Unsere Gesellschaft bestand innerhalb einiger Semester, und außer Würzburgern nahmen auch einige Norddeutsche daran Theil. Um die Confession[42] bekümmerte man sich nicht, und es wusste schwerlich Jemand, ob er einen Katholiken oder Protestanten zum Nachbarn hatte.

Wie sehr hat sich all' das im Laufe der Jahre geändert! Der Student reiht sich jetzt nach der Confession, wenn auch zum Glück nicht Alle, so doch ein Theil, der, mag er klein oder groß sein, immer einen Rückgang des geistigen Aufschwunges bedeutet. Katholische Studenten-Verbindungen, welche den Papst feiern und die römische Kirche, unter welcher alles Geistige bisher seit Jahrhunderten Vernichtung fand, für das Höchste halten, erscheinen jetzt an den Universitäten! Der Ultramontanismus blüht und gedeiht, und überall wird er zum Zeichen der Zeit in einem Lande wie Deutschland, dessen Einwohner in der Mehrzahl Protestanten sind! Ich sollte auch bald Gelegenheit finden zu neuen Erfahrungen ähnlicher Art.

Vorher muss ich aber über meine Berufswahl berichten, die mit der Immatriculation als Stud. med. nicht abgethan war. Die Mittheilung an die Eltern bereitete diesen geringe Freude, zumal der Vater sehr wenig damit einverstanden war. Ich hatte mehrere Tage ernsten Grollens zu überstehen,[43] die meine Mutter, welche mich besser kannte, zu lindern bemüht war. Ich hatte mit der Wahl des Fachstudiums keineswegs die Absicht, als Arzt mein Lebensziel zu suchen, vielmehr war schon damals mein Blick auf die Naturwissenschaft gerichtet. Naturforscher zu werden war meine Absicht. Meinem Vater waren das unbekannte Dinge. Dass er die Ärzte hochschätzte, dess war ich sicher, aber ein Beamter zu sein, wie alle seine Vorfahren es waren, galt ihm mehr. Die Mutter kannte längst meine Freude an der Naturwissenschaft, hat sie selbst doch schon mich als Knaben mit Pflanzen näher bekannt gemacht, und wusste sie doch auch, wie viel ich mich ebenso mit Thieren und ihrer Zergliederung, mit dem Sammeln von Allem, was da fleucht und kreucht, in der Ferienzeit beschäftigt hatte, wie denn auch die Versuche, das Gesehene zu zeichnen, bei ihr oftmals ein wohlwollendes Urtheil fanden. Durch die Mutter ward nach einiger Zeit der Vater wieder versöhnt, und ich durfte seiner Zustimmung mit meiner Absicht gewiss sein.

In diese Zeit trat ein die Universität wenn auch nur vorübergehend erregendes Ereignis. Im Mai 1847[44] fand eine Auswanderung der Studenten statt. Wie diese Zeit im Allgemeinen eine sehr bewegte war, so bemächtigte sich auch der Würzburger Studenten eine, angeblich durch Excesse des Militärs veranlasste Erregung, die zu einer allgemeinen Versammlung führte, in welcher der Auszug nach Wertheim beschlossen ward. Dieses Städtchen wurde gewählt, da in Baden der traurige Aufstand herrschte und demzufolge ein Einschreiten gegen uns am wenigsten zu befürchten war. Da zogen wir denn, wohl mehrere hundert Studenten, nach dem nicht fernen Wertheim, dessen Bewohner uns gut aufnahmen. Ich verlebte da überaus vergnügte acht Tage, und machte da auch manche fürs Leben werthvolle Erfahrungen. Es kamen zu unseren täglichen Versammlungen auch manche vorher von uns niemals gesehene Leute, die Reden hielten. Man konnte sehr bald wahrnehmen, dass es Agitatoren waren, welche uns zu bearbeiten versuchten zu Gunsten der Revolution. Auch aus Polen sollten Manche gekommen sein. Manche der Agitatoren waren zweifellos Juden. Durch jenen Auszug entstand für uns keine andere Schwierigkeit, als eine Verkürzung des Semesters.[45]

In demselben Jahre 1847 begann eine Erneuerung der medicinischen Facultät mit der Berufung von Albert Kölliker aus Zürich, durch welchen auch für mich eine wichtige Veränderung in der Richtung des Fortschrittes entstand. Kölliker war für Physiologie berufen, las aber auch vergleichende Anatomie, Histologie und Entwicklungsgeschichte. Ich war ein sehr eifriger Schüler, mit meinem Freunde Nikolaus Friedreich, welcher mir bereits von Weißenburg näher bekannt war. Die damaligen Zustände der Universität zeigten mit Ausnahme des Juliushospitals fast überall nur Anfänge. Für alles Neuere im Unterricht mussten die Locale erst beschafft werden, so für Chemie, für mikroskopische Untersuchungen u.a.m., überall Nothbehelf. Kölliker trug über vergleichende Anatomie in einem Raume vor, welcher der Thierarzneischule angehörte, am östlichen Ende der Stadt. Wie diese Anfänge ihre weitere Entwicklung nahmen, will ich übergehen; es genüge diese Bemerkung. Schon vor Kölliker wirkte Franz Leydig aus Rothenburg a./T. als Privatdocent, er vertrat mikroskopische Anatomie und hatte viel mit des Lebens Schwierigkeiten zu[46] kämpfen, war aber ein vortrefflicher Mann, mit welchem ich mich bald innig befreundete. Seine Bedeutung für die richtige und volle Erkenntnis der feineren Structur der Thiere erhebt ihn hoch über viele Andere. Auch Heinrich Müller muss ich hier nennen, einen liebenswürdigen Mann, der sich durch seine Untersuchungen über die Retina ein bleibendes Denkmal gründete. Dass er eng an Kölliker sich anschloss und zu diesem oftmals in Abhängigkeit gerieth, war aus seiner Natur begreiflich. Nach dem Ableben des bisher die pathologische Anatomie vertretenden Professors Mohr kam durch die Berufung Rudolf Virchow's in die Würzburger Facultät ein neues Element mit überaus fruchtbarer Wirksamkeit. Dass man einen mit den Berliner Demokraten in Verbindung stehenden jungen Mann damals nach Bayern berief, war durch den großen Einfluss Professor Rieneker's bei dem bayerischen Ministerium (Abel) möglich. Durch Virchow ward nicht bloß der pathologischen Anatomie eine neue sehr fruchtbare Richtung zu Theil, sondern auch der gesammten Anatomie, in welcher der Gedanke der Entwicklung zur Herrschaft gelangte. Das ist Virchow's großes Verdienst.[47] Ich besuchte Virchow's Vorlesungen mit dem größten Interesse und nahm auch Theil an seiner eigenen Entwicklung, indem der wiederholte Besuch einer und derselben Vorlesung mich die oft bedeutenden Veränderungen erkennen ließ, die in den Vorstellungen des Lehrers entstanden waren. Es war auch bei gespanntester Aufmerksamkeit nicht leicht, einem Vortrage Virchow's zu folgen. Man sagte, er trüge unvorbereitet vor. Um so größer war unser Gewinn. So kam ich auch dadurch einem Ziele näher und hatte keine Ursache, eine andere Universität zu besuchen, nachdem ich in Würzburg so vielseitige Vortheile fand. Auch der physikalisch-me dicinischen Gesellschaft, die an Sonnabenden außer Ärzten die bedeutendsten unserer Lehrer vereinigte, will ich nicht vergessen, mit einigen anderen Studirenden hatte auch ich den Zutritt bei ihr.

Der Besuch der Klinik im Juliushospitale eröffnete mir einen bedeutungsvollen neuen Weg; Freund Friedreich war Assistenzarzt bei Marcus, dem Vorstand der inneren Klinik. Er forderte mich auf zur Nachfolge, da sehr bald eine ähnliche Stelle frei sein würde.[48]

Für Friedreich lagen die Verhältnisse einfacher als für mich. Mir war längst klar geworden, dass mich die Neigung zur Naturwissenschaft trieb, und dass, welche Wissenschaft es immer auch sein mochte, ich darin größere Befriedigung finden würde, als in der Heilkunst, in welcher ich keine wahre Wissenschaft sah. Am meisten imponirte mir noch die Chirurgie durch ihre Erfolge, wenn diese auch, durch die Hand des schon bejahrten Textor erzielt, keineswegs bedeutende zu nennen waren. Das Streben nach Sicherheit in der Existenz und der immer lebhafter werdende Wunsch, meine Eltern durch eigene Thätigkeit zu entlasten, führte mich zur Meldung für eine Assistentenstelle im Juliushospital. Sie ward mir nach Bestehen einer Prüfung auch zu Theil. Ich ward dritter Assistenzarzt bei Hofrath Marcus und war nun im Bezuge einer kleinen Einnahme bei freier Station. Zunächst waren die Geisteskranken in den beiden Querbauten des Juliushospitals unter meiner Obhut, bei sehr traurigen Einrichtungen, die wohl schon lange nicht mehr existiren.

Allmählich ward ich anderen Abtheilungen zugetheilt. Der Oberarzt Hofrath Marcus war noch in sehr rüstigen Jahren, persönlich sehr[49] liebenswürdig, aber leider amaurotisch erblindet, so dass er nur am Arme des Assistenten die Kranken besuchen konnte, wobei natürlicher Weise Alles durch uns vermittelt ward. Dadurch, dass wir das die Kranken Betreffende zu ermitteln hatten, trat auch an uns die ganze Verantwortung heran, die vollständig empfunden, unsere Aufgabe nicht wenig erschwert hat. Gewöhnlich besuchte Marcus nur ein paar Krankenzimmer, in welchen er sich von uns über die dort befindlichen Patienten genau berichten ließ. Von einem vortrefflichen Gedächtnisse unterstützt vermochte er dann über Dinge, die er nie gesehen hatte, einen ausgezeichneten Vortrag zu halten, wenn auch manchmal die Blindheit eine zuweilen komische Irrung veranlasste. Wie er ein guter Redner war, hatten auch seine Vorträge, wenn auch manchmal etwas pathetisch, nicht geringen Beifall, und seine Vorlesung über Geschichte der Medizin war stets von vielen Hörern besucht. »Was sagen die Studenten?«, war eine gewöhnliche Frage an uns, die in Anbetracht aller Umstände sehr begreiflich sein musste.

Nach nur kurzer Frist musste ich schon Curse geben, über Auscultation und Percussion, später[50] auch über Hautkrankheiten und Anderes, welche Thätigkeit auch durch die Vorbereitung viele Zeit in Anspruch nahm. Der Aufenthalt im Juliusspitale erforderte mit seinen Pflichten überhaupt von mir große Anstrengung, um allen Ansprüchen gerecht zu werden. Nach des Tages Mühen blieb der Abend und ein Theil der Nacht für das Studium, so dass ich selten in ein auch von einigen anderen Assistenten besuchtes Bierlocal kam.

Nachdem ich während der ganzen Schulzeit so viel mit geistlosem Kirchenbesuch geplagt war, dachte ich jetzt endlich in einem Zustande der ersehnten Freiheit mich zu befinden. Es dauerte aber nicht lange, bis auch den Assistenten der Kirchenbesuch auferlegt wurde, den wir so lange als möglich uns fern zu halten gesucht hatten. Das Juliushospital sei eine katholische Anstalt, welche ihre Angehörigen zum Besuche ihres Gottesdienstes verpflichte. Wenn wir nunmehr auch hin und wieder die Spitalkirche besuchten, so entstand doch inzwischen eine größere Schwierigkeit durch die aus einem Pfarrer und zwei Kaplänen bestehende Klerisei. Der Spitalpfarrer war ein wohlwollender alter Herr, die Kapläne von großen Prätensionen erfüllte,[51] ungebildete junge Leute, welche wohl außer ihrem geistlichen Seminar nichts erfahren und nichts gelernt hatten. Sie verlangten, dass wir das jeweils von ihnen betretene Krankenzimmer sofort zu verlassen hätten, und Anderes mehr. Überall waltete im Juliushospital die Oberhand der Pfaffen; unser Oberarzt hatte sich diesem längst gefügt, und die nächste Spitalbehörde, das Oberpflegamt, stimmte immer mit den Pfaffen überein.

Noch war ich nicht promovirt, aber bald erhielt ich dazu die Erlaubnis, und am 15. April 1851 fand die öffentliche Promotion statt. Ich hatte einen Vortrag zu halten, die sogenannte Quaestio promovendi, und eine Anzahl Thesen zu vertheidigen, die sich über das Gebiet der Medicin erstreckten. Kölliker trat als Opponent auf, nicht bezüglich der Thesen, von denen manche sehr angreifbar waren, sondern gegen die Quaestio promovendi selbst. Das kurz vorher noch geforderte Lateinisch für die Promotion war eben in Würzburg abgeschafft worden, wie ich dafür halte mit Recht, denn die Wissenschaft verlangt Freiheit auch für die Darstellung, welche Freiheit in der Muttersprache sicherer erreicht wird. Ich behandelte in meinem[52] Vortrage die Veränderungen der Pflanzenwelt, weil ich damit näher vertraut war. Von vielen Pflanzen ist die Art nicht sicher bestimmbar, wegen der nicht selten bedeutenden vielen Variationen, wie zum Beispiel bei den Hieracien. Die Unbeständigkeit der Art lässt schließen, dass sie einen älteren Zustand der Pflanze vorstellt, aus welchem der spätere entstand. Die Vorstellung der Entwicklung zeigt uns den Weg, auf welchem nicht bloß die Pflanzen, sondern auch die Thiere entstehen, kurz alles Lebende hat seine Anfänge, aus denen es sich hervorbildet, und die Geschichte der Entwicklung lässt mit den Anfängen auch den Zusammenhang des Ganzen erkennen und verstehen. Eine Ausdehnung auf Thiere konnte ich nicht wagen, da es mir dazu an Kenntnis gebrach. So etwa lauteten meine Worte, in deren Erinnerung nur um einige Jahre später die Darwin'sche Lehre mir nicht unbekannt, mindestens nicht fremd erschien. Kölliker's Opposition war in der Hauptsache gegen die Verwerthung von Thatsachen gerichtet, die nicht sicher bekannt seien, wie ja alles von mir über die Verwandtschaft verschiedener Lebensformen Vorgebrachte auf sehr unsicheren Füßen stehe. Die Naturwissenschaft[53] dürfe sich nur mit Thatsachen beschäftigen und könne nie von nur unsicheren Dingen ausgehen. Wenn ich auch damit vollkommen übereinstimmen konnte, so musste ich doch für mich bekennen, dass ich ja nichts Anderes behauptet hatte. Damit endete die Stunde für den Vortrag, und es erfolgte die Promotion, nach welcher ich ziemlich befriedigt als Doctor in mein Spital ging.

In der im Juliushospital während eines und eines halben Jahres zugebrachten Zeit habe ich viel für meine praktische Ausbildung als Arzt gethan, so dass ich mich im Stande fühlte, überall eine Stelle als Arzt zu übernehmen, die damals in Bayern nur durch die Kreisregierung zu erhalten war. Nur die Medicinalbehörde hatte die Verfügung über die Ärzte, bei denen von Freizügigkeit noch keine Rede war. Der Regierungsmedicinalrath, ein Freund meines Vaters, machte mir sogar einmal den Vorschlag, ich solle auf die Rhön gehen, er könne da, wo eben Krankheiten herrschten – es war der Hungertyphus – durch meine Wirksamkeit gut für meine Zukunft sorgen; doch dorthin zog's mich nicht! Der schon lange in mir erwachte Wandertrieb ließ mich die durch die absolvirte Prüfung entstandene[54] Gelegenheit benutzen, um wenigstens für einige Zeit das Juliusspital zu verlassen und ein Stückchen der Welt mir anzusehen. Vorerst erhielt ich von meinem Oberarzt den erbetenen Urlaub für mehrere Wochen, die sich allerdings auf das Dreifache vermehrten, so dass der Sommer darüber verging.

Wenn auch beurlaubt, war ich doch noch Assistent und im Juliushospitale angestellt. Meinen Austritt konnte ich erst vollziehen, nachdem meine auf zwei Jahre bestimmte Dienstzeit abgelaufen war. Damit tritt schon diese Zeit in die Reihe der Wanderjahre, welche mit einer Periode von viel kürzerer Dauer beginnen, als bald darauf eine größere und mir viel wichtigere Untersuchung nöthig machte.

Quelle:
Gegenbaur, Carl: Erlebtes und Erstrebtes. Leipzig 1901, S. 39-55.
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