Viertes Kapitel.
Am Schreibtisch.

[52] Der Grundriß. Die Vorlesung über physikalische Chemie, welche ich im Sommersemester 1888 gemäß der festgelegten Ordnung hielt, folgte unmittelbar auf die Zeit, wo sich die Fruchtbarkeit der Synthese der Lehren von van't Hoff und Arrhenius durch die Entdeckung des Verdünnungsgesetzes herausgestellt hatte. Ich arbeitete daher die neuen Gedanken mit stets wachsender Freude an dem Erfolg in den Organismus der Wissenschaft hinein und konnte an den glänzenden Augen meiner Zuhörer erkennen, daß auch sie mit gleicher Freude in die neue Welt aufklärender Einsichten hineinschauten, die sich vor ihnen auftat. Da sich unter den Hörern viele befanden, welche andere Gebiete der Chemie, organische und physiologische zum Hauptfach erwählt hatten, fragten sie mich um ein Buch, in dem sie das dauernd vorfinden konnten, was die Vorlesung im Vorüberziehen brachte.

In mir selbst hatte sich schon eine Art von künstlerischem Schaffensdrang geltend gemacht, den so reich und schön ergänzten Stoff zu einem eindrucksvollen Gesamtbilde aufzubauen. Hierdurch konnte gleichzeitig der dringende Wunsch befriedigt werden, die Gemeinde der »Ionier«, wie wir von den anderen wegen des massenhaften Gebrauches bezeichnet wurden, den wir von dem[53] Worte Ionen machten, über den Kreis hinaus zu erweitern, den das gesprochene Wort erreichte. Zwar war das »Lehrbuch« vorhanden. Es konnte aber noch nicht jene neuen und weitreichenden Gedanken enthalten, die das Jahr 1887 gebracht hatte, da es 1886 abgeschlossen wurde, und war auch für jenen weiteren Kreis zu umfangreich und eingehend.

So entschloß ich mich leicht und gern zur Abfassung eines kurzen Lehrbuches, welches den gedanklichen Inhalt der physikalischen Chemie ohne umständliches Eingehen auf technische Einzelheiten bringen und diesen daher allen Chemikern zugänglich machen sollte. In kurzer Zeit und mit wahrer Bildnerfreude schrieb ich den »Grundriß der Allgemeinen Chemie« im Jahre 1888; er erschien mit dem Buchhändlerdatum 1889.

Das Buch hatte einen unmittelbaren Erfolg. Eine zweite, verstärkte Auflage mußte schon im folgenden Jahre ausgegeben werden; eine dritte folgte 1899. Dann fehlte das Werk längere Zeit im Buchhandel, weil ich es umarbeiten wollte und nicht dazu kam; 1909 erschien eine vierte und später noch eine fünfte Auflage. Insgesamt mögen etwa 12000 Exemplare der deutschen Ausgabe verbreitet worden sein. Es wären viel mehr geworden, wenn ich mich auch in späterer Zeit des Werkes so pfleglich angenommen hätte, wie es einem so wohl geratenen Kinde gegenüber am Platze gewesen wäre.

Denn außer den Deutschen brachte das Buch die Nachricht von der neuen Wissenschaft auch anderen Völkern. Eine englische Übersetzung von J. Walker erschien sehr bald (1890). Es folgten eine russische, französische, japanische, spanische, ungarische usw., so daß der »Grundriß« sich als eines der wirksamsten Mittel der Verbreitung der neuen Lehre erwies. Auch konnte ich feststellen, daß in den öffentlichen Büchereien, wo ich meine Werke vertreten fand, der Einband des »Grundriß«[54] immer mehr abgegriffen aussah, als der der anderen Werke.

Die Klassiker. In dem gleichen Jahre begann ich mit der Ausgabe der »Klassiker der exakten Wissenschaften«. Bei meinen Vorarbeiten für das Lehrbuch war mir aufgefallen, wie groß das Mißverhältnis zwischen dem Gesamtumfang der Zeitschriftliteratur und dem Anteil darin war, welchem eine dauernde Bedeutung zukam. Dafür, daß unter den veröffentlichten Abhandlungen der Anteil der ganz zwecklosen verschwindend klein war und ist, hatte ja im allgemeinen die Sorgfalt der jeweiligen Herausgeber gesorgt. Doch hatte ich immerhin feststellen können, daß z.B. Poggendorf, der die »Annalen der Physik« zu so ruhmvoller Höhe entwickelt hatte, in den letzten Jahren seines Lebens den kritischen Blick verloren und einzelne Aufsätze angenommen hatte, deren Abdruck ohne Verlust für die Wissenschaft hätte unterbleiben können. Aber auch von den für ihre Zeit guten und zweckmäßigen Arbeiten hat der allergrößte Teil seinen Beruf erfüllt, nachdem der tatsächliche Inhalt in die Lehrbücher übergegangen ist. Dazwischen ragen einzelne Meisterwerke wie Berggipfel empor, deren Inhalt auf solche Weise durchaus nicht erschöpft wurde und deren fördernde und den Blick erweiternde Wirkung daher auch für die neuen Geschlechter zugänglich gemacht werden sollte, welche jene alten Zeitschriftenbände nur ausnahmsweise in die Hand bekommen. Sie können aus ihnen lernen, wie solche die Zeiten überdauernde Beiträge zur Wissenschaft aussehen und zustande kommen. Außerdem finden sich in ihnen zahlreiche Keime förderlicher Gedanken, die noch nicht aufgesproßt sind und Frucht getragen haben und nur auf die pflegsame Hand warten, um reiche Ernten zu ergeben.

Mein Verleger, Dr. Engelmann, fand sich alsbald willig, die Sache zu unternehmen. Eine Anzahl ausgezeichneter[55] Kollegen erklärte sich bereit, uns beratend beizustehen für jene großen Gebiete der exakten Wissenschaften von der Mathematik bis zur Physiologie, in welchen ich selbst nicht fachkundig war. Die »Klassiker« haben dann eine schöne Entwicklung erlebt; über zweihundert Bände sind im Laufe der Zeit herausgegeben worden, und von diesen haben nicht wenige mehrfache Auflagen in Tausenden von Exemplaren erfahren. Sie wurden später von meinem Lehrer A. von Oettingen herausgegeben; nach dessen Tode leitet sie mein ältester Sohn Wolfgang Ostwald. Sie erscheinen gegenwärtig bei der Akademischen Verlagsgesellschaft, Leipzig.

Die Anregung, welche die »Klassiker« dahin gaben, daß die Meisterwerke der Wissenschaft in Einzeldrucken der Allgemeinheit zugänglich gemacht wurden, ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Nicht nur sind in Deutschland ähnliche Sammlungen für einzelne Sonderfächer erschienen, auch im englischen und französischen Sprachgebiet ist das deutsche Vorbild nachgeahmt worden. Für mich lag hier der Keim für die viel späteren Gedanken über die technische Organisation der Wissenschaft, die in der Gründung der »Brücke« und anderer Unternehmungen ihren Ausdruck suchten. Doch dies sind Dinge, die erst im dritten und letzten Bande dieses Werkes erzählt werden können.

Kritik der Geschichte. Die Herausgabe der »Klassiker« hatte für mich neben den eben gekennzeichneten praktischen Zwecken, die übrigens ganz im Vordergrunde standen, noch eine mehr gefühlsmäßige Nebenbedeutung. Von Karl Schmidt war ich seinerzeit stark zur Hochschätzung der Geschichte der Wissenschaft beeinflußt worden; seine zweistündige Vorlesung über die Geschichte der Chemie ist meines Erinnerns das einzige Kolleg gewesen, daß ich als Student regelmäßig gehört habe. Dazu kam die praktische Arbeit in gleicher Richtung durch[56] das massenhafte Studium älterer Schriften über Chemie und Physik. Ich hatte es nicht nur betrieben, um mir Kenntnisse über das ganze Gebiet der physikalischen Chemie aus den Quellen zu erwerben, sondern empfand dabei ein unmittelbares Wohlgefallen an der intimen Berührung mit den Großen und Kleinen der Wissenschaft. Zu dieser Liebhaberfreude an historischer Kleinarbeit gesellte sich die überkommene Ehrfurcht vor allem Geschichtlichen, welches durch die philologisch-scholastische Grundrichtung des höheren Schulwesens bei uns zum Kennzeichen der »Kultur« erhoben worden ist. Ich stak damals widerspruchslos in dieser Anschauung, die ich als selbstverständlich angenommen hatte, d.h. als etwas, worüber man nicht nachdenkt.

Es gereicht mir nachträglich zur Freude an mir selbst, daß ich in der Ankündigung das neue Unternehmen durchaus nur durch die oben angegebenen praktischen Gesichtspunkte begründet und mich der üblichen Redensarten über die »ideale« Beschaffenheit aller historischen Arbeit nicht schuldig gemacht habe. Dies zeigt, daß mir schon damals jene Redensarten bedenklich vorkamen. Bei gelegentlichem Zusammentreffen mit Otto Seeck, dem Historiker, dem älteren Bruder meines Freundes Fritz, während meiner Rigaer Professorenzeit hatte ich mit ihm lange Gespräche über seine Wissenschaft geführt. Er verteidigte mit Geist und Feuer den üblichen Standpunkt, daß die Wissenschaft »um ihrer selbst willen« getrieben werden müsse, und daß jede geschichtlich nachweisbare Tatsache deshalb wichtig sei, weil man nie voraus wissen könne, welchen Zusammenhang sie einmal aufhellen könne. War es doch eine besonders glänzende Seite seiner eigenen Arbeitsweise, nebensächliche Bemerkungen der Quellen zu überraschenden und weitreichenden Ausblicken zu verwerten. Mir wollte jene Ansicht wegen ihrer Grenzenlosigkeit nicht einleuchten[57] und ich rief aus: Was ist das für eine Wissenschaft, in welche jeder Schafskopf, der aus Unkenntnis ein unersetzliches Manuskript verbrennt, ein niemals auszufüllendes Loch machen kann!

Ich erinnere mich nicht mehr, wie unser damaliges Gespräch auslief. Bei mir blieb ein unterbewußtes Mißtrauen gegen die Überschätzung der Geschichte als Wissenschaft mit einem äußerlichen Festhalten an der üblichen Verehrung verbunden. Erst nachdem ich selbst 1895 ein größeres geschichtliches Werk (Die Elektrochemie, ihre Geschichte und Lehre) geschrieben hatte, bin ich zu der Erkenntnis gelangt, daß es eine Geschichte als Wissenschaft überhaupt nicht gibt, sondern nur eine Geschichte als Methode oder Hilfsmittel, um zu wissenschaftlichen Aufschlüssen über gegebene Fragen zu gelangen. So gibt es eine Geschichte der politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Verhältnisse, eine Geschichte der Mathematik, der Chemie, überhaupt jeder einzelnen Wissenschaft, eine Geschichte der Erde im geologischen Sinne usw., aber keine Geschichte an sich.

Ferner mußte ich feststellen, daß die geschichtliche Behandlung irgendeiner Angelegenheit nicht etwa, wie uns noch heute glauben zu machen versucht wird, die höchste Stufe der wissenschaftlichen Behandlung ist, sondern vielmehr die niedrigste oder primitivste. Dies wurde mir klar, als ich in der Fakultät erlebte, wie der dringend notwendige, aber von den um ihr Monopol besorgten Philologen immer wieder hintertriebene Lehrstuhl der Unterrichtslehre schließlich geschaffen und besetzt wurde. Der aus bestimmten Gründen Gewählte verstand nicht allzuviel davon und half sich dadurch, daß er Geschichte der Pädagogik las. Mich überraschte dies zuerst, bis mir klar wurde, daß hierzu wirklich weniger positives Wissen nötig war, als zum Vortrag irgendeines bestimmten Teils der wissenschaftlichen Unterrichtslehre.

[58] Das Lehrbuch. Kaum waren der »Grundriß« und die »Klassiker« in Gang gebracht, so machte mir der Verleger die erfreuliche Mitteilung, daß die beiden Bände meines ausführlichen Lehrbuches demnächst vergriffen sein würden und ich für eine neue Auflage Sorge tragen müsse. Dies war mir sehr recht, denn die wenigen Jahre nach dem Abschluß hatten so große Fortschritte gebracht, sowohl äußere an Tatsachen und Begriffen, wie innere für mich an weiterer und tieferer Auffassung der Probleme, daß ich eine erneute Bearbeitung und Darstellung des ganzen Gebietes als eine Notwendigkeit empfand. So machte ich mich frisch ans Werk. Es stellte sich heraus, daß ich fast das ganze Buch neu schreiben mußte, so erheblich war das Wachstum der neuen Wissenschaft in den wenigen Jahren gewesen. Dabei vermehrte sich der Umfang gewaltig. Der erste Band, die Stöchiometrie, die in der ersten Auflage auf etwa 500 Seiten untergekommen war, beanspruchte nun nicht weniger als 1163 Seiten. Die Arbeit wurde 1889 begonnen und war 1890 beendet. Sie gab mir Gelegenheit, die neue Theorie der Lösungen in geschlossenem Aufbau nach ihrer geschichtlichen und inhaltlichen Entwicklung darzustellen. Dieser Teil wurde bald darauf ins Englische übersetzt und hat in Britannien und noch mehr in Amerika der neuen Lehre viele neue Anhänger zugeführt.

Der zweite Teil der »Allgemeinen Chemie«, die Verwandtschaftslehre, war noch sehr viel stärker angewachsen als die Stöchiometrie. Ein erster starker Band von 1104 Seiten erschien 1893, ein zweiter von 1188 Seiten 1896–1902. Damit war aber das vorhandene Material, das mir unter der Hand immer schneller nachwuchs, – brachte doch allein die »Zeitschrift« jährlich vier starke Bände heraus – keineswegs erschöpft. Wohl aber war es meine Fähigkeit, es zu bewältigen. So ist die zweite Auflage des Lehrbuches unvollendet geblieben.[59] Von einer dritten konnte natürlich keine Rede sein, als der Vorrat und auch ein wörtlicher Nachdruck verbraucht war.

Mein Lehrbuch hat in dieser Beziehung dasselbe Schicksal erfahren, wie einige andere Werke ähnlichen Zweckes und Erfolges. So war mir bei meinen literarischen Ausgrabungen in Dorpat aufgefallen, daß das Lehrbuch der organischen Chemie von Kekulé, auf welchem die ganze damalige Entwicklung der organischen Chemie fußte, mitten im wichtigsten Gebiet abgebrochen war und nicht gebunden werden konnte, weil man noch immer auf die Fortsetzung hoffte. Ein ähnliches Schicksal hatte das gleichfalls bahnbrechende Lehrbuch von Erlenmeyer erfahren. Das Examenfach der analytischen Chemie hatte ich seinerzeit vom zweiten Termin auf den dritten verschoben, um den Abschluß des damals klassischen Werkes von Fresenius zu erwarten. Dieser Abschluß kam aber nicht; er kam erst, nachdem ich längst Professor geworden war.

Die Ursache – oder eine der wirkenden Ursachen – ist in Goethes Ballade vom Zauberlehrling gekennzeichnet: Die ich rief, die Geister, werd' ich nun nicht los. Die plötzliche Belebung der Teilnahme vieler Fachgenossen, die durch ein gelungenes und originales Lehrbuch hervorgebracht wird, wirkt sich alsbald in einer plötzlichen Vermehrung der experimentellen und theoretischen Forschung auf dem neu erschlossenen Gebiet aus. Es ist nun verhältnismäßig leicht geworden, die Schubfächer auszufüllen, deren Ordnung und Zugang durch die Bildung angemessener allgemeiner Begriffe aufgetan worden ist, und so entsteht eine Sturmflut von neuem Material, das bearbeitet und dargestellt sein will. Dies trifft mit der Erschöpfung zusammen, welche eine derartige schöpferische Arbeit notwendig beim Verfasser bewirkt, und so wirken beide Ursachen dahin, die Fortführung solcher Arbeit schwer oder unmöglich zu machen.[60]

In meinem Falle war ein anderer Umstand hinzugekommen, der jene einschränkenden Ursachen noch ganz unverhältnismäßig verstärken sollte, nämlich die Entstehung einer neuen wissenschaftlichen Weltanschauung der Energetik. Hierüber kann aber erst später berichtet werden, denn die Beschreibung der ersten Entwicklungsstufe der neuen Lehre ist noch nicht zu Ende.

J. Willard Gibbs. Das nächste Buch, welches ich bei meinem noch immer unternehmungsfreudigen Verleger Engelmann erscheinen ließ, war kein eigenes Erzeugnis, sondern eine Übersetzung. Schon in Dorpat hatte mir Oettingen gelegentlich von den Arbeiten des Amerikaners J. Willard Gibbs zur Thermodynamik gesprochen, als offenbar bedeutungsvollen aber schwer zugänglichen Forschungen. Um mir mehr und mehr Klarheit über dieses wichtigste aller Hilfsmittel zur Entwicklung der Verwandtschaftslehre zu verschaffen, begann ich die Abhandlungen zu studieren, nachdem ich sie nicht ohne Mühe aufgetrieben hatte. Es ging mir wie seiner Zeit Oettingen. Ich fand sie schwer zugänglich, erkannte aber zweifellos ihre sehr große Bedeutung. Soweit waren nicht viele gekommen; vor mir die Physiker Maxwell und Lorenz, die aber beide ihn nur gelegentlich erwähnt und benutzt hatten.

Zum besseren Eindringen fand ich nun kein wirksameres Mittel, als die Arbeiten Wort für Wort zu übersetzen. Denn Auszüge aus ihnen konnten nicht hergestellt werden, weil sie so konzentriert geschrieben waren, daß eine weitere Verkürzung nicht möglich war. Auch gedachte ich durch die deutsche Ausgabe das meine dafür zu tun, daß diese lang übersehenen Schätze endlich gehoben und in die laufende Münze der Einzelforschung umgewertet werden konnten.

Diese Arbeit war von größtem Einfluß auf meine eigene Entwicklung. Denn, obwohl er es nicht besonders[61] hervorhebt, arbeitet Gibbs ausschließlich mit Energiegrößen und ihren Faktoren und hält sich vollkommen frei von allen kinetischen Hypothesen. Dadurch erlangte er für seine Schlüsse eine Sicherheit und Dauerhaftigkeit, welche sie an die oberste Grenze des menschlich Erreichbaren stellen. Tatsächlich ist bisher noch kein einziger Fehler, weder in seinen Formeln noch in seinen Schlüssen, noch, was das schwierigste ist, in seinen Voraussetzungen entdeckt worden. Denn in den wissenschaftlichen Schriften finden sich nicht wenige, deren Logik und Mathematik zwar unanfechtbar ist, und die dennoch wertlos sind, da die benutzten Annahmen und Voraussetzungen nicht der Wirklichkeit entsprechen. In dieser Beziehung steht Gibbs gleichfalls tadelfrei da.

Die in englischer Sprache veröffentlichten Arbeiten des genialen Physikers wurden von mir unter dem Titel Thermodynamische Studien 1892 herausgegeben. Es war dies lange Zeit die einzige Form, in welcher diese hochbedeutenden Arbeiten der wissenschaftlichen Welt zugänglich waren, da ihr Verfasser sie nur in den Schriften der Gesellschaft der Wissenschaften von Connecticut veröffentlicht hatte, wo niemand sie suchte; auch war das Heft längst vergriffen. So mußten auch die Engländer und Amerikaner sie in deutscher Sprache studieren, obwohl sie in ihrer eigenen Sprache geschrieben waren, bis endlich nach Gibbs' Tode eine Neuausgabe in der Ursprache das längst dringend gewordene Bedürfnis erfüllt hat.

Willard Gibbs war ein übermäßig bescheidener und zurückhaltender Gelehrter, der sein ganzes Leben bis auf einige auswärtige Studienjahre in seiner Vaterstadt New Haven, Connecticut, Amerika, zugebracht hat, wo schon sein Vater Professor gewesen war. Von seiner Größe – er ist zweifellos der größte wissenschaftliche Genius, den die Vereinigten Staaten hervorgebracht[62] haben – wußte man weder in seiner Vaterstadt noch in seinem Vaterlande etwas. Er mußte erst in Europa entdeckt werden, was in Holland durch den Physiker Lorenz geschah, in Deutschland durch mich, den wieder Oettingen auf ihn aufmerksam gemacht hatte. In Holland ist eine ganze Schule von Forschern, beginnend mit Lorenz' Schüler Bakhuis Roozeboom entstanden, deren Arbeiten in der Entwicklung und Anwendung eines einzigen der zahlreichen Gesetze bestehen, welche Willard Gibbs entdeckt und in jenen Schriften niedergelegt hat, nämlich des Phasengesetzes, das gewöhnlich sinnwidrig die Phasenregel genannt wird.

Durch dieses Eingreifen kam die wissenschaftliche Welt allmählich dahinter, daß hier ein Kopf tätig gewesen war, der an Tiefgründigkeit und Fruchtbarkeit sich den großen Thermodynamikern Helmholtz, Clausius und W. Thomson an die Seite stellen durfte. So wenig war er aber in seiner Heimat bekannt, das dort eine wunderliche Geschichte passierte. Es war die Nachricht hinübergelangt, daß Gibbs in Europa als großer Genius erkannt und anerkannt worden sei. Nun lebte gleichzeitig ein Namensvetter von ihm, ein Chemiker Wolcott Gibbs, der einige ganz tüchtige Leistungen vollbracht hat, aber sicher kein großer Genius war. Doch war sein Name in Amerika weitaus bekannter. Er wurde selbstverständlich, d.h. ohne weitere Nachfrage für den neuentdeckten Stern gehalten und mußte sich große Ovationen seitens seiner begeisterten Landsleute gefallen lassen, über die vermutlich niemand mehr verwundert war, als er selbst. Erst hernach ist das Mißverständnis an das Licht gekommen, Willard Gibbs aber hat erfolgreich jedem Versuch widerstanden, ihn zu einer populären Größe zu machen.

Die eingehende Beschäftigung mit jenen Arbeiten durch die Übersetzung war für mich von erheblichen[63] Folgen. Obwohl ich in seine Mathematik nur unvollkommen eindringen konnte, empfing ich doch ein großes Stück denkerischer Erziehung durch die geradlinige Sachlichkeit, mit welcher er die einzelnen Probleme angriff und durch die erschöpfende Umsicht, mit der er aus den angesetzten Gleichungen auch die fernstliegenden Folgen entwickelte. Auch konnte ich nicht umhin zu bemerken, daß die 200 Gleichungen, welche die Hauptarbeit brachte und behandelte, fast ausnahmslos Gleichungen zwischen Energiegrößen waren. Diese zunächst nur formale Bemerkung wurde für mich von größter Wichtigkeit, denn sie ergab, daß jene grundlegende Arbeit als eine chemische Energetik gekennzeichnet werden kann.

Das Hand- und Hilfsbuch. Da in der ersten Zeit die Teilnehmer im physikochemischen Laboratorium ausgebildete Chemiker waren, deren Zweck die praktische Einführung in den neuen Arbeitskreis war, so hatte ich sie unmittelbar an die besondere Forschungsarbeit gesetzt, die ihren Wünschen entsprach und gleichzeitig wichtig genug erschien, um bearbeitet zu werden. Es wurde mir bald klar, daß sie auf solche Weise eine zu einseitige Ausbildung fanden, eingehend in dem Gebiet ihrer Untersuchung, unzulänglich nach allen anderen Richtungen. So beschloß ich nach einigen Semestern, vor den Beginn der Sonderarbeit, die nun in den meisten Fällen als Doktordissertation verwendet wurde, einen Übungskurs zu legen, in welchem der Zögling mit den wichtigsten Methoden praktisch bekannt gemacht wurde; gleichzeitig war dies eine Übung in der Handhabung der Rechenmethoden, die natürlich etwas verwickelter, ausfallen mußten, als die einfachen Exempel aus der Regel de tri, mit der bisher der Chemiker fast überall sein Auslangen fand.

Die Maßregel rief merkwürdigerweise den Unwillen einer Gruppe meiner Schüler hervor, die im Begriffe[64] standen, die allgemeinen analytischen und präparativen Übungen zu beenden, wie sie übereinstimmend in allen Laboratorien abgehalten werden, und die gedacht hatten, nun unmittelbar ihre Doktorarbeit beginnen zu können. Unter dem Hinweis, daß es in den anderen Laboratorien solche Dinge nicht gebe, ließen sie mir durch den Assistenten sagen, daß sie das Laboratorium verlassen würden, wenn ich die Bestimmung auf sie anwenden würde. Für mich bestand kein Zweifel darüber, was zu geschehen hatte; ich ließ ihnen Glück für ihre fernere Laufbahn wünschen und vermehrte das Programm der Übungen, die auf sechs bis acht Wochen angelegt waren, um einige inzwischen wichtig gewordene Methoden. Etwa acht bis zehn Studenten verließen dann tatsächlich das Laboratorium. Doch hat, soviel mir bekannt wurde, keiner von ihnen sich hernach ausgezeichnet, so daß ich den Verlust verschmerzen konnte. Doch muß ich es mir zum Vorwurf machen, daß ich einer eingewurzelten Abneigung nachgebend, nicht auf einer persönlichen Aussprache bestand.

Wohl aber begriff ich die Notwendigkeit, mir und dem Assistenten die stets wiederholte Arbeit der allgemeinen Einübung organisatorisch tunlichst zu erleichtern und fand hierfür kein wirksameres Mittel, als wieder ein Buch zu schreiben. Ich nannte es: Hand- und Hilfsbuch zur Ausführung physikochemischer Messungen und arbeitete mit Liebe alle die vielen kleinen Handgriffe, Hilfsmittel und Vorteile hinein, die während meiner nun bald zwanzigjährigen Beschäftigung mit den Problemen dieses Gebietes entstanden waren. Denn ich strebte an, bei meinen Schülern die gleiche Liebe für die Handarbeit, die gleiche Freude am Basteln zu erzeugen, welche mir die viele mechanische Arbeit bei dieser Art Forschungen nicht nur erträglich, sondern genußreich gemacht hatte.

Das Buch erschien 1893 und ist auch mehrfach übersetzt worden. Die folgenden Auflagen sind zunächst[65] unter Teilnahme, hernach unter alleiniger Verantwortung von Mitarbeitern herausgegeben worden. Denn als ich später den Hauptteil meiner Arbeit und Hingabe ganz anderen Problemen zugewandt hatte, traute ich mir nicht mehr eine hinreichend eingehende Kenntnis der täglichen Bedürfnisse der Laboratoriumsarbeit zu, um hier noch als Lehrer auftreten zu können.

Kleinarbeit. Um die Anwendung der neuen Untersuchungsmittel, sowohl der technischen wie der begrifflichen zu erleichtern, verfaßte ich 1888 und 89 einige sozusagen populäre Aufsätze für die Zeitschrift, in welchen ich die Einzelheiten der Leitfähigkeitsmessung so beschrieb, wie sie seitdem über die ganze Welt angewendet wurden, und andererseits die wichtigsten chemischen Vorgänge an Säuren, Basen und Salzen im Sinne der Dissoziationslehre im einzelnen klarlegte, wie sie seitdem allgemein angenommen wurden. In beiden Fällen waren die Gedanken von anderen geschaffen worden: von Kohlrausch das Verfahren, von Arrhenius die Begriffe, wie ich auch mit allem Nachdruck hervorhob. Nur die Form der Anwendung und der Darstellung gehörte mir; sie hat sehr viel dazu beigetragen, daß die Fachgenossen die anfängliche Scheu vor den neuen Dingen verloren haben.

Insbesondere ergab sich, daß die ganze Thermochemie der Salzbildung, von der durch Heß 1841 aufgestellten »Thermoneutralität« bis zu den letzten Forschungen Thomsens und Berthelots durch die Dissoziationslehre übersichtlich und verständlich wurde. Ferner unterzog ich die analytisch benutzten Reaktionen einer Durchsicht unter dem neuen Gesichtspunkt und konnte auch hier nachweisen, wie eine große Anzahl von Tatsachen, die man bisher ohne Zusammenhang registrieren und auswendig lernen mußte, nunmehr sich als einfache Folgen der vorhandenen Dissoziationszustände verstehen[66] ließen. Insbesondere die Lehre von den normalen und anormalen Reaktionen war plötzlich klar und übersichtlich geworden.

Analytische Reaktionen. Der Begriff der freien Ionen ergab bei der Beziehung auf physikalische und chemische Verhältnisse zahllose Anwendungen, die von seinem Schöpfer Arrhenius hauptsächlich nach der allgemeinen und physikalischen Seite verfolgt und entwickelt wurden. Durch die berufliche Notwendigkeit, anorganische Chemie in der Vorlesung und analytische im Laboratorium zu lehren, wurde ich veranlaßt, ja gezwungen, das neue Denkmittel auf alle Einzelheiten der beiden Gebiete anzuwenden und fand alsbald auch hier wichtige und weitreichende Ergebnisse.

Schon in seiner ersten Veröffentlichung hatte Arrhenius hervorgehoben, daß die Unabhängigkeit der Ionen der Salze voneinander (bis auf die notwendige Gleichheit, der positiven und negativen Ladungen) sich auf alle ihre Eigenschaften erstrecken muß. Die Eigenschaften der Salzlösungen müssen sich somit einfach als Summen der Eigenschaften darstellen lassen, die den Ionen einzeln zukommen; sie müssen nach einem von mir eingeführten Ausdruck additiv sein. An einer Reihe von Beispielen zeigte er, daß solche additive Eigenschaften schon von früheren Forschern festgestellt waren, die sie allerdings nicht auf jene Ursache hatten zurückführen können.

Für die analytische Chemie ergab sich aus der Freiheit der Ionen der Schluß, daß die analytischen Eigenschaften der Salzlösungen nichts anderes sind, als die analytischen Eigenschaften ihrer Ionen. Heute ist das eine Binsenwahrheit; damals war es eine Entdeckung. Sie warf plötzlich das Licht der Wissenschaft in ein Gebiet, das bis dahin nur empirisch bearbeitet war und dem zusammenfassende Gedanken fehlten. Dies machte sich unwillkürlich in der allgemeinen Auffassung geltend,[67] daß diejenigen Chemiker, welche die analytische Chemie zum Beruf erwählt hatten, einem geistig etwas niedrigeren Geschlecht zugerechnet wurden, als die anderen, die außerdem noch organische Synthesen und strukturchemische Betrachtungen auszuführen verstanden.

Wilhelm Hittorf. Eine wesentliche Vertiefung erhielten meine Betrachtungen durch das eingehende Studium von Wilhelm Hittorfs klassischen Untersuchungen über die Wanderung der Ionen, welche ich damals zum Wiederabdruck in den »Klassikern« ausgewählt und bearbeitet hatte. Hittorf hatte dort einen großen Teil der Lehre von den freien Ionen vorausgenommen, nur war ihm der letzte radikale Endpunkt dieser Gedankenreihe noch unzugänglich geblieben. Doch war schon das, was er als unabweisliches Ergebnis wohlbekannter Tatsachen und der von ihm beigebrachten Messungen entwickelt hatte, den damals maßgebenden Elektrochemikern, namentlich Magnus und Wiedemann so ketzerisch erschienen, daß sie eine heftige Polemik gegen ihn eröffnet und damit auch erreicht hatten, daß seine Forschungen trotz ihrer grundlegenden Bedeutung nicht beachtet wurden. Hierzu trug sehr viel bei, daß in Wiedemanns zusammenfassendem Handbuch des Galvanismus, in welchem sonst jede, auch die unbedeutendste Veröffentlichung erwähnt und erörtert war, die Forschungen Hittorfs nur ganz kurz und ablehnend behandelt waren.

Mir erschien es als eine unabweisbare Pflicht, dem so lange verkannten und ungerecht beurteilten Forscher durch die Aufnahme in die »Klassiker« die längst verdiente Anerkennung endlich zuteil werden zu lassen, zumal er noch lebte und als Professor in Münster tätig war. Ich hatte mich mit ihm brieflich in Verbindung gesetzt und ihn um die Erlaubnis zum Abdruck gebeten. Sie wurde mit einem rührenden Ausdruck des Dankes für die späte Anerkennung gewährt. Um mir aber die[68] persönliche Unbequemlichkeit zu ersparen, die mit dem Wiederabdruck seiner Verteidigung gegen Wiedemanns nicht gut begründete Verurteilung verbunden war, bat er mich, alle polemischen Stücke seiner Schriften im Abdruck zu streichen und diesen auf die Mitteilung des tatsächlichen Materials und seine Deutung zu beschränken.

Dies geschah denn auch, und erst nach dem Tode beider Gegner benutzte ich die Gelegenheit einer Neuauflage, um jene Schriften nun unverkürzt zu bringen. Denn es schien mir doch wichtig, den Lesern nicht nur eine Kenntnis des wertvollen sachlichen Inhalts, sondern auch der persönlichen Schwierigkeiten zu vermitteln, die fast immer bei der Durchsetzung wichtiger neuer Gedanken gemacht werden, namentlich wenn sie einfach sind.

Für mich war hierbei besonders wichtig die klare Herausarbeitung des Unterschiedes zwischen einfachen und komplexen Ionen. Wenn ein Metall als Ion vorhanden ist, so trägt es eine positive Ladung und wandert mit dem elektrischen Strome. Bildet es aber einen nicht abgespaltenen Bestandteil eines zusammengesetzten oder komplexen negativen Ions, so wandert es gegen den Strom. Dies hatte Hittorf an einigen Beispielen klar aufgewiesen. Solche komplexe Ionen zeigen aber auch nicht die gewöhnlichen analytischen Kennzeichen der in ihnen vorhandenen Metalle, eben weil diese nicht einfache Ionen gebildet haben. Dies ergab, wie ein schneller Überblick mich alsbald belehrte, eine vollständige Theorie der sogenannten anomalen Reaktionen, die man zwar gut kannte, aber nie zu deuten vermocht und versucht hatte.

Die wissenschaftlichen Grundlagen der analytischen Chemie. Diese Gedanken entwickelten sich im Jahr 1893, doch war meine Zeit und Kraft so vielfältig in Anspruch genommen, daß ich nicht dazu kam, sie zu Papier zu bringen. Ich nahm sie unterbewußt in die Osterferien mit, die ich an der Riviera verbrachte. Als ich dann auf der Heimreise[69] wegen Überfüllung des Zuges auf unbequemem Platz die zehnstündige Nachtfahrt von München nach Leipzig machen mußte, benutzte ich die schlaflose Zeit, um in meinem Kopfe den vollständigen Plan zu einem neuen Buch auszuarbeiten, das den Titel: Die wissenschaftlichen Grundlagen der analytischen Chemie erhalten sollte. Mir sind noch die mathetischen oder ordnungswissenschaftlichen Schwierigkeiten gegenwärtig, die es dabei zu überwinden gab. Doch gelang dies so vollständig, daß ich hernach das Buch nur so gerade herunterschreiben konnte, ohne am Plan und Aufbau etwas ändern zu müssen.

Zufällig besuchte mich um jene Zeit mein älterer Kollege Lothar Meyer, der mir trotz einiger wissenschaftlicher Reibungen ein gütiges Wohlwollen bewahrt hatte. Ich erwähnte im Gespräch, daß ich eben ein Werk über analytische Chemie unter der Feder hatte. Er brach in ein helles Lachen aus und rief: Auch das noch! Sie haben doch nie auf diesem Gebiete eine Untersuchung veröffentlicht! Ich sagte ihm, daß es sich um einen großen und grundsätzlichen Fortschritt handele, durch den dieses Gebiet erst wissenschaftliche Beschaffenheit annehmen würde. Dies steigerte aber nur seine Heiterkeit, und er erklärte mir, das nicht eher glauben zu können, als bis er mein Buch gelesen haben würde, wobei er sich offenbar vorbehielt, es auch dann nicht zu glauben.

Das Buch wurde Johannes Wislicenus gewidmet. Es war dies zunächst ein Ausdruck des Dankes für das väterlich-freundliche Entgegenkommen, das er mir und den Meinen erwiesen hatte. Gleichzeitig war es ein Versuch, die leise beginnende Spaltung aufzuheben, deren Vorhandensein ich nicht verkennen konnte. Die väterliche Gesinnung schloß die »selbstverständliche« Voraussetzung ein, daß ich mich in allen chemischen Angelegenheiten, auch solchen, die in erster Linie mich und meine Unterrichtsarbeit angingen, nach ihm richten und nichts[70] anordnen oder ausführen sollte, was ihm nicht vorher vorgelegt und von ihm gebilligt war. Sogar bezüglich meiner wissenschaftlichen Ansichten erwartete er eine solche Verständigung. Diesen Erwartungen entsprach ich nicht, zumal ich mich überzeugt hatte, daß er von der physikalischen Chemie soviel verstand, wie damals jeder Organiker, was nicht sehr weit ging. Es war dies teils Unbedachtheit, da es mir zuerst gar nicht zum Bewußtsein gekommen war, das solche Ansprüche vorhanden waren. Zum anderen Teil aber hatte ich so viel gegen Mißverstand, Trägheit und Überhebung nach vielen Seiten zu kämpfen, daß es mir wie eine Pflicht erschien, die eben errungenen wissenschaftlichen Fortschritte unter allen Umständen kräftig zu vertreten; ich wagte daher zuweilen in aller Aufrichtigkeit bei gelegentlichen Erörterungen in unserer Leipziger chemischen Gesellschaft, den so viel älteren, würdigen Kollegen öffentlich über diese Fortschritte zu belehren, wenn ich ihre Kenntnis nicht voraussetzen konnte.

So war es mir ganz besonders willkommen, die aufrichtige Beschaffenheit meiner Gefühle durch jene Widmung zum Ausdruck zu bringen.

Wie das in der Natur solcher elementarer Verhältnisse liegt, hat die Widmung den unaufhaltbaren Vorgang zwar verzögert und von offenkundiger Gegnerschaft frei zu halten geholfen, hat ihn aber nicht verhindern können. Diese mit naturgesetzlicher Notwendigkeit sich vollziehende Scheidung gehört zu meinen schmerzlichsten persönlichen Erfahrungen während der Leipziger Lehrtätigkeit.

Der Erfolg. Was die Wirkung des Buches auf die Zeitgenossen anlangt, so war sie zwiespältig. Von einzelnen wurde seine Bedeutung sofort anerkannt, was sich darin ausdrückte, daß bald Übersetzungen erschienen, welche die neuen Gedanken schnell über die ganze Kulturwelt[71] ausbreiteten. Im Laufe einer ziemlich kurzen Zeit wurden acht bis zehn fremdsprachige Ausgaben veranstaltet.

Eine Beeinflussung der deutschen Lehrbücher, welche der analytischen Chemie ganz oder zum Teil gewidmet waren, ließ sich dagegen zunächst gar nicht erkennen. Als nach einigen Jahren eine verstärkte zweite Auflage herausgegeben wurde, mußte ich in der Vorrede diese Unwirksamkeit meines Werkes hervorheben. Ich ermüdete aber nicht, in der »Bücherschau« der Zeitschrift für physikalische Chemie in jedem einzelnen Fall auf den Mangel hinzuweisen und Abhilfe zu verlangen. Etwa fünf Jahre nach dem Erscheinen begann dann die neue Auffassung ihren Einzug in die Lehrbücher zu halten, und nachdem einmal das Eis gebrochen war, wollte man sich nicht gern dem Vorwurf der Rückständigkeit aussetzen. Natürlich reichte es, namentlich in der ersten Zeit, bei manchem nicht weiter als zu einem äußerlichen Firnis. Aber auch diese Kinderkrankheiten wurden überstanden. Heute sind, soweit meine Kenntnis reicht, die damals gewonnenen Einsichten allgemein verbreitet und werden ihrerseits als selbstverständlich angesehen, d.h. als etwas, worüber keine Meinungsverschiedenheit mehr besteht.

Die Elektrochemie. Das nächste größere Buch, das ich schrieb, hieß: Die Elektrochemie, ihre Geschichte und Lehre. Die Vorstudien und ersten Niederschriften fallen in das Jahr 1893. Da das Werk einen großen Umfang voraussehen ließ, wurde es in Lieferungen herausgegeben, deren erste Anfang 1894 erschien und deren Herstellung sich über 20 Monate bis gegen Ende 1895 erstreckte; das Buch trägt daher das Buchhändlerdatum 1896.

Die Anregung zu dieser ausgedehnten Arbeit – sie ist 1151 Druckseiten stark – war durch das Bedürfnis gegeben, die Neugestaltung der Elektrochemie, die sich[72] soeben vollzog, so eng wie möglich mit dem früheren Bestand dieser Wissenschaft zu verbinden. Das vollkommenste Mittel hierfür war die Herausarbeitung der geschichtlichen Zusammenhänge im Licht dieser neuen Entwicklung. Zwar gab es in Wiedemanns Lehre vom Galvanismus (später von der Elektrizität) auch einen Band, der die Elektrochemie behandelte, doch waren sowohl die führenden Gesichtspunkte wie die Art der Behandlung verschieden. Ich vermißte die großen Entwicklungslinien, deren Vorhandensein mir schon aus der unvollständigen Kenntnis ersichtlich wurde, die ich in dem Gebiete vor der eingehenden Untersuchung erworben hatte.

Dieses Buch ist das erste, in welchem ich die bisher geübte Beschränkung auf die unmittelbaren Fragen der behandelten Wissensgebiete aufgegeben und auch die menschlich-persönlichen Seiten der beteiligten Forscher zur Geltung gebracht habe. Damit war eine neue Saite angeschlagen, die mir seitens geistig höher stehender Leser manche warme Anerkennung, seitens des gewohnten Kreises aber befremdete Zurückhaltung eingetragen hat. Dies Werk, das ich für eines meiner besten halte und neben die Geschichten der Mechanik von Mach und von Dührung stellen zu dürfen glaube, hat keine zweite Auflage und keine Übersetzung erlebt und nimmt auch in solcher Hinsicht eine Sonderstellung unter meinen älteren Werken ein.

Andere Schriften. Zwischen und neben der Abfassung jener größeren Werke lief ununterbrochen der Strom der Berichte über neue Abhandlungen und Bücher, welche ich für die Zeitschrift schrieb. Ich pflegte mir alles, was in solchem Sinne der Bearbeitung harrte, an einer bestimmten Stelle meines Schreibtisches aufzuschichten, so daß der entstehende Turm, dessen Standfestigkeit mit steigender Höhe schnell abnahm, mich beständig mahnte,[73] die Arbeit nicht aufzuschieben. Da diese Tätigkeit besonders geeignet war, in der früher (I, 249) beschriebenen Weise Viertelstunden auszufüllen, die sonst verloren gegangen wären, so gelang es mir eine lange Zeit hindurch das Gleichgewicht zwischen Zu- und Abfluß zu erhalten und den nie abreißenden Einlauf schnell zu erledigen.

Ich konnte bald feststellen, wie nützlich, ja notwendig diese Arbeit für die Entwicklung der Sache war. In den inzwischen ausgestalteten Begriffen und Beziehungen hatte ich einen Maßstab, um den Fortschritt jedes einzelnen Werkes zu messen. Ich wurde nicht müde, die Verfasser immer wieder zu mahnen, ihre Arbeit in Zusammenhang mit jenen neuen Forschungen zu bringen und konnte oft genug auf Punkte hinweisen, die von ihnen ungeklärt gelassen waren und durch die neuen Lehren ein weittragendes Licht erhielten. Ich bin mir bewußt, hierbei stets streng sachlich vorgegangen zu sein und die persönliche Beschaffenheit der Verfasser niemals auch nur andeutungsweise berührt zu haben; in den meisten Fällen war sie mir ja auch ganz unbekannt. Trotzdem haben mir hauptsächlich diese Berichte den Ruf einer maßlosen Kampflust oder Streitsucht zugezogen. Diese Art der Reaktion ist so tief in elementaren Eigenschaften der menschlichen Natur begründet, daß es unvernünftig gewesen wäre, sie sich zu Herzen zu nehmen. Und wenn ich auch kaum jemals ein offenes Zugeständnis erzielt habe, daß meine Einwände und Forderungen begründet waren, so konnte ich doch in der Art, wie Fortsetzungen begonnener Arbeiten oder neue Auflagen von Büchern, die ich rezensiert hatte, umgestaltet erschienen, mancherlei tatsächliche Erfolge meiner Tätigkeit erkennen.

So hatte ich im Jahre 1889 über ein Buch von Tiemann und Gärtner über Wasseranalyse zu berichten und erwähnte darin, daß die Verfasser, wie alle Analytiker[74] vorher, bei der Gruppierung der Analysenergebnisse zu Salzen Schwierigkeiten gefunden hätten, wie man die Säuren und die Basen zueinander zu ordnen habe, da keine Anhaltspunkte dafür vorhanden sind. Ich schrieb dazu: »Auf den Gedanken, daß man Dinge, die man nicht weiß, auch nicht zum Ausdruck bringen soll, ist man indessen, wie es scheint, noch nicht verfallen. Es ist offenbar am rationellsten, die Mengen der positiven und negativen Teilmolekeln (Na, K, NH4 usw., Cl, NO3, SO4 usw. einzeln anzugeben, wodurch man alles ausdrückt, was die Analyse ergeben hat und was zu wissen nötig ist.«

Die hier im Vorübergehen gemachte Andeutung war eine der Quellen, aus welchen hernach meine Bearbeitung der analytischen Chemie erflossen ist. Andererseits machte der ungarische Chemiker C. von Thann sachgemäß geltend, daß er schon früher den gleichen Vorschlag getan hatte. Das Endergebnis war, daß sich die Berechnungsweise auf Ionen als die wissenschaftlich allein berechtigte weitgehend durchgesetzt hat. So sind beispielsweise die zahllosen Analysen deutscher Heilquellen in dem vom Reichsgesundheitsamt unter Leitung von Th. Paul (der lange als mein Assistent tätig gewesen war) herausgegebenen vorbildlichen »Bäderbuch« nach diesen Grundsätzen berechnet worden.

Kämpfe. Außer den Streitigkeiten, die ich als Führer der neuen Lehre mit den konservativen Vertretern der alten auszukämpfen hatte, mußte ich mich auch auf einem davon unabhängigen Arbeitsfelde meiner Haut wehren. Schon in Riga hatte ich begonnen, im Anschluß an Vorarbeiten von Lippmann über den Zusammenhang zwischen Oberflächenspannung und Polarisation des Quecksilbers und von Helmholtz über die Eigenschaften einer tropfenden Quecksilberelektrode mich mit der Frage zu beschäftigen, wie die einzelnen elektrischen Spannungsunterschiede zwischen Metall und Elektrolyt zu messen[75] seien. Ich hatte das Verfahren der Tropfelektroden für diesen Zweck ausgebildet und darüber Mitte 1886 in einem Briefe an den englischen Physiker O. Lodge Auskunft gegeben, der diesen Brief alsbald zum Abdruck brachte. Als ich ein Jahr später, im Sommer 1887 in Wien war (I, 255), fand ich dort den Physiker Franz Exner mit Quecksilber-Tropfelektroden beschäftigt; sie waren aber, wie ich auf Grund meiner inzwischen durchgeführten eingehenden Untersuchungen alsbald erkennen konnte, ganz unzweckmäßig, nämlich mit viel zu schwachem Druck eingestellt. Ich wies den Kollegen darauf hin. Als er dann zu beweisen unternahm, daß sie richtig sein müßten, weil gewisse Summen von Spannungen stimmten, zeigte ich ihm, daß jede beliebige Elektrode, welche Beschaffenheit sie auch hatte, die gleiche Übereinstimmung geben würde. Es gelang mir nicht, ihm meinen Beweis einleuchtend zu machen und ich schied von ihm in der Erkenntnis, daß bei ihm, mit Schopenhauer zu reden, der Wille stärker sei als die Forderungen des Intellekts.

Einige Zeit nach dieser Begegnung, nach dem ich meine Arbeit im ersten Bande der »Zeitschrift« veröffentlicht hatte, erschien ein Aufsatz, von ihm und einem seiner Schüler gezeichnet, welcher einen heftigen Angriff auf meine Arbeit brachte. Ich erwiderte in der Zeitschrift, indem ich die gegnerischen Behauptungen durch Versuche widerlegte und einige Irrtümer zurecht stellte. Hierauf erschien eine Antwort von allergröbster Beschaffenheit, in welcher dort, wo eine sachliche Widerlegung keine Aussicht bot, meine wissenschaftliche Ehrlichkeit in Frage gestellt wurde. Ich wies in einer zweiten Antwort nach, wie unbegründet die Angriffe waren; bezüglich des letzterwähnten Punktes schloß ich mit den Worten: »Die wissenschaftliche Moralität des Gegners zu polemischen Zwecken anzutasten, wie es die Herren wiederholt tun,[76] fühle ich mich außerstande; ich werde mich nach wie vor begnügen, die Ursache der Fehler, welche sie machen, nicht in der Beschaffenheit ihrer Moral, sondern in der ihres Intellekts zu suchen.«

Dieser Wink hat sich dann anscheinend als wirksam erwiesen. In einer dritten Schrift verzichteten meine Gegner zwar nicht auf ihre Argumente, trotz des Nachweises ihrer Unhaltbarkeit, unterließen aber die persönlichen Angriffe. Ich ließ sie auf sich beruhen, wie sie denn für die Beurteilung der Angelegenheit seitens der wissenschaftlichen Kreise keine Folgen gehabt hat.

Mein väterlicher Freund Ludwig aber sagte mir: »Solche Sachen müssen Sie nicht schreiben, denn Sie haben besseres zu tun« und setzte mir auseinander, wie unzweckmäßig es ist, sich auf einen Streit mit einem Gegner einzulassen, der nicht überzeugt sein will. Die Entwicklung der Wissenschaft setzt solche Differenzen auch ohne unser Zutun zurecht, oft schon in kurzer Zeit, und man spart sich und den Lesern unangenehme Eindrücke, wenn man von vornherein auf eine Polemik verzichtet.

Ich habe mir diese Mahnung des weisen Freundes alsbald zu Herzen genommen und seitdem findet sich in allen späteren Bänden der Zeitschrift keine einzige Streitschrift mehr. Vielmehr schrieb ich, als meine Arbeit über Tropfelektroden bald darauf einer nicht gerechten Kritik durch F. Paschen, den jetzigen Präsidenten der physikalisch-technischen Reichsanstalt unterzogen wurde, der aber dazu gute experimentelle Arbeit geliefert hatte, in dem entsprechenden Bericht: »Zum Schluß möchte der Referent mit der Anerkennung nicht zurückhalten, daß die vom Verfasser angegebene Modifikation der Tropfelektroden eine glückliche ist und die bisher vorhandenen Fehler derselben wie es scheint in recht vollständiger Weise beseitigt. Der Freude des Verfassers über den erlangten Fortschritt mag auch die nicht überall gerechte[77] Beurteilung, welche die dieser Untersuchung zugrunde liegende ältere Arbeit des Referenten erfährt, zugute gehalten werden.«

Doch hat auch dies nicht verhindert, daß ich in den Ruf eines überaus streitbaren Menschen gekommen bin. Wie wenig dieser Ruf berechtigt war, konnte ich in einem Sonderfalle nachweisen. Lothar Meyer, der mir dauernd ein gütiges Wohlwollen bewahrte, obwohl manches an unserer Bewegung ihm nicht recht war, sagte mir einmal so recht väterlich: »Es wäre alles viel besser, wenn Sie nicht so viel polemisieren wollten.« Da ist z.B. Ihr Streit mit dem Professor L. (einem seiner früheren Schüler); können Sie denn durchaus nicht Frieden geben? Ich wies ihm nach, daß mein Gegner mich zu Unrecht angegriffen hatte, indem er eine Angabe von mir in Zweifel zog, ohne eigene Versuche zur Sache anzustellen, und daß zur Abweisung des Zweifels ich mich mit vier Zeilen der Abwehr begnügt hatte, worauf L. drei oder vier ausgedehnte Streitschriften gegen mich veröffentlicht hatte, ohne daß von mir überhaupt nur ein weiteres Wort gegen ihn geschrieben war. Meyer mußte dies auf meinen Nachweis zugeben, aber ich fürchte, er schied von mir mit einer weiteren Steigerung seines Eindrucks von meiner Rechthaberei und Unverträglichkeit.

Technisches. Das starke Anwachsen der Schreibtätigkeit mahnte mich ernstlich an eine Verminderung des erforderlichen Energieaufwandes. Zwar mein Gehirn arbeitete immer noch so bereitwillig, daß ich beispielsweise unter dem Schreiben an meinen Büchern und Abhandlungen Zettel bereit halten mußte, um Zwischeneinfälle aufzuschreiben, welche zwar aus den vorliegenden Gedanken entsprossen waren, aber nicht in die Linie des eben unter der Feder befindlichen Gedankenzuges hineingehörten, und dabei doch der Aufbewahrung zum Behuf späterer Entwicklung wert waren. Denn ich hatte gelegentlich[78] vergeblich in meinem Gedächtnis nach dem Inhalt solcher Seitensprossen gesucht, wo ich mich doch erinnerte, daß ich welche gesehen hatte. Um so mehr hatte ich Ursache, die technische Seite der Schreibarbeit zu erleichtern.

Es wurde schon früher erwähnt, daß mir die Bindung an eine andere Person unerträglich war; also war Diktieren ausgeschlossen. Auch lagen bei dem Durcheinander von Schreibtisch-, Laboratoriums- und Unterrichtsarbeit, ungerechnet die Allotria, die immer noch dazwischen betrieben wurden, die Stunden der Schriftstellerei so unregelmäßig verteilt, daß ich keinem Menschen zumuten konnte, mir immer dann zu Diensten zu sein, wenn solche Stunden oder Viertelstunden eintraten.

So blieb zunächst nichts übrig, als die Schreibmaschine. Kollege Wundt gab mir in liebenswürdigster Weise Auskunft über seine entsprechenden Erfahrungen, wobei sich herausstellte, daß er diese Technik mit Liebe betrieb und sich lebhaft um die Fortschritte des Schreibmaschinenbaus bekümmerte. Mir ging es bald ebenso. Denn die anfänglichen Schwierigkeiten ließen sich schnell überwinden und ich konnte eine Beschleunigung des Schreibwerks etwa im Verhältnis von 1:3 feststellen, obwohl ich schon mit der Hand eine überdurchschnittliche Geschwindigkeit erreicht hatte. Beispielsweise erinnere ich mich, die ganze Übersetzung von S. Carnots Bemerkungen über die bewegende Kraft des Feuers, die ich für die »Klassiker« herstellte, an einem ungestörten Sonntag niedergeschrieben zu haben. Es gab 67 Druckseiten im engen Satz der Klassiker. Allerdings war es nur eine Übersetzung gewesen. Ich spürte noch einige Tage hernach die Ermüdung meines Handgelenks und habe später solche übermäßige Arbeit vermieden.

Mit der Schreibmaschine habe ich dann viele Jahre hindurch meine ausgedehnte Schreibarbeit bewältigt, bis sie durch die Diktiermaschine abgelöst wurde.

Quelle:
Ostwald, Wilhelm: Lebenslinien. Eine Selbstbiographie. Berlin 1926/1927, S. 52-79.
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