Berlin

1807–1808

[243] Eine neue Lebensreihe begann, und für mich ganz ungewöhnlich unter eigentümlichem Unbehagen, da bisher fast immer bei jedem Abschnitte frohe Stimmung und günstiges Ereignis mich getragen hatten. Auch half es nichts, daß ich jenes Gefühl mir verleugnen, seine Wirkung durch Fleiß und Geistesmacht aufheben wollte; von allen Seiten häufte sich mir eine besondre Widrigkeit, die denn auch nur allzu[243] schnell in mancherlei Mißhelligkeiten sich entladete. Vieles davon lag allerdings in meiner Gemütsart, deren Anlagen und Triebe sich in voller Freiheit ohne Scheu bewegen durften, andres aber in meinen Verhältnissen, welche, aus Überreifem und Unreifem zusammengesetzt, außer allem Gleichgewichte schwankten und, indem sie dieses suchten, bald nach oben, bald nach unten übermäßig anschlugen. Das meiste jedoch muß ich dem allgemeinen Zustande anrechnen, der unwiderstehlich den einzelnen ergriff, wie er die Gesamtheit ergriffen hatte; wohin man blickte, sah man Störung, Zerrissenheit, nach allen Richtungen nur ungewisse Zukunft; den politischen Kräften widerstrebten vergebens die geselligen und geistigen, sie mußten es fühlen, daß der bürgerliche Boden, der sie trug, erschüttert war. Daß die Universität Halle niedergeworfen blieb, war vielleicht für keinen Menschen ein so großer Verlust als eben für mich; dort hätte sich mir in geordneter maßvoller Lebenshaltung und richtig umschränkter Bahn alles vereint, dessen ich bedurfte und das ich nun in dem großen Weltwirrnis mit weitgreifenden und eifrig geschäftigen Mühen doch nur vergebens wieder zusammenzufassen trachtete. Denn auch für die Wissenschaften fehlte jede Einheit und Zusammenstimmung, sie boten sich keiner Übersicht mehr dar in notwendig erachteten und doch der Auswahl freigestellten Lehrgängen, die Führer bildeten keine Gruppen mehr, noch weniger die Schüler; jeder ging nach Zufall dem augenblicklichen Gewinne nach, wie der Tag ihn geben wollte. Denn wie locker auch das Band sein mag, welches die verschiedenartigsten, einander entlegensten Disziplinen und in den gleichartigen oder einander naheliegenden die selten befreundeten und einstimmigen Lehrer auf unsern Universitäten zu verbinden pflegt, so gewährt doch schon der Rahmen, der alles dieses, wenn auch scheinbar willkürlich und gewaltsam, gleich dem eines Landschaftbildes, zusammenhält, einen sichern und beruhigenden Abschluß, und die Anstalt müßte sehr verfallen sein, die nicht innerhalb[244] ihres Rahmens eine wenigstens annähernde Vollständigkeit, dessen hätte, was in den Überlieferungen des Wissens zur Zeit wirklich gestaltet und ausgebildet, also unerläßlich ist und aus dem geordneten Vorrate, dessen Gesamtheit beständig vor Augen bleibt, um so entschiedener dem einzelnen das ihm Angemessene und Nützliche entgegenhielte, so daß, auch wenn er für sich abweichende Bahnen einschlägt, ihn die Stellung und Bewegung des Ganzen immer wieder in Bezug und Maß mit einer allgemeinen Richtschnur setzt. Hierin helfen die Studierenden ebenso und in vielen Fällen mehr noch als die Lehrer, und der Blick auf deren Zahl und Kraft ist dem Studenten nicht weniger belebend und ermutigend bei seinen Anläufen als dem Soldaten, der zum Sturme vorschreitet, das Anschauen der Scharen, die unter namhaften Führern zu gleichem Werke vorangehen oder nachfolgen. Aber mir fehlte in diesem Zeitraume durchaus jedes Vorbild, welchem ich hätte nachstreben, das mir hätte ein Beispiel sein können. Die tiefe, erst heimliche, dann mehr und mehr sich offenbarende Stimmung und Unlust, welche die Folge aller dieser Zustände war, wurde nur allzu schnell ein mitwirkender Teil derselben und half sie in dem gegebenen Kreise noch mehr hervorbringen.

Als großen Nachteil mußte ich empfinden, daß mir im Zusammenwohnen mit Chamisso, wozu wir, unsrer Neigung gewiß und reichen Studiengewinn hoffend, uns leicht entschlossen hatten, die Zuflucht der stillen Einsamkeit genommen war. Die Gegenwart des Freundes blieb mir zwar stets erwünscht, wir konnten beide stundenlang schweigen, um uns in Arbeiten nicht zu stören, und wenn wir uns hinwieder dem Gespräch bis in die tiefe Nacht überließen, so hatten wir uns der vertraulichen Nähe zu erfreuen. Allein im Grunde verträgt nur die erste Jugend solch unbedingte Kameradschaft, späterhin lassen tausend Umstände und Rücksichten es nicht mehr so leicht vergessen, daß man zu zweien ist. Außer andern Unbequemlichkeiten fühlten wir auch die des zahlreichen und wiederholten Besuchs, den[245] jedesmal gemeinsam abzuwarten, wenn er auch nur dem einen galt, wir nicht vermeiden konnten. Mir lag aber außerdem von ihm eine Last auf, die er nicht von mir zu tragen hatte, nämlich seinen unaufhörlichen Tabaksqualm auszuhalten und dabei noch, weil er mit der brennenden Tabakspfeife zu Bette ging, sein Einschlafen abzuwarten, damit kein Feuer entstünde, was er zwar als etwas Unmögliches nur belächelte, eines Abends aber durch sein angebranntes Schnupftuch, das auf der Erde neben seinem Bette dieses gleich anzünden konnte, mit großer Betroffenheit als sehr möglich erkennen lernte.

Ich besuchte wieder die praktischen Anleitungen Horns am Krankenbette, konnte mich aber mit seinen theoretischen Lehrstunden stets weniger vertragen. Das Studium, so fast ohne Lehrer oder vielmehr im Widersinne gegen den amtlich bestellten, ohne Zutrauen und Nacheifer, sondern an deren Statt mit kritischem Aufpassen und kühlem Geringschätzen, konnte nicht erfreuen, und ich war desto eifriger, von anderer Seite Geistesnahrung anzunehmen. Ich sah Fichten zuweilen, ich sah Wolf und hielt mit Bernhardi und mit Wilhelm von Schütz fleißige Gemeinschaft. Heitrer und kräftiger ließ unser Treiben sich an, als im Dezember Schleiermacher mit seiner Schwester und der Tochter Wolfs von Halle zurückkehrte, um nun, möge es werden, wie es wolle, sich ganz in Berlin festzusetzen.

Fichte begann im Dezember seine Vorträge, und ich verfehlte nicht, ihnen beizuwohnen, die in dem runden Saale des Akademiegebäudes vor einer zahlreichen Versammlung von Herren und Frauen gehalten wurden. Der treffliche Mann sprach mit kraftvoller Begeisterung dem gebeugten und irr gewordenen Vaterlandssinne Mut und Vertrauen zu, schilderte ihm die Größe der Vorzüge, die sich der Deutsche durch Unachtsamkeit und Entartung habe rauben lassen, die er aber gleichwohl jeden Augenblick als sein unveräußerliches Eigentum wieder ergreifen könne, ja solle und müsse, und wies dafür als das wahre, einzige und unfehlbare[246] Hülfsmittel eine von Grund aus neu zu gestaltende und folgerecht durchzuführende Volkserziehung an. Sein strenger Geist ging auf vollständige Umschaffung unsrer Zustände aus, wobei er nichts weiter verlangte, als daß überall das Wesentliche im Sittlichen wie im Geistigen gefördert und ausgebildet, das Scheinsame und Hohle dagegen aufgegeben und seinem eignen Absterben überlassen würde, dann, meinte er, werde sich ohne gewaltsame Umkehr, durch bloße Entwickelung, aus dem Vorhandenen und Bestehenden die ganze Kraft und Herrlichkeit, deren die Nation seufzend entbehre, unmerklich und unverhinderlich von selbst hervorbilden. Dabei war er billig genug, seiner sonstigen Art entgegen, welche sogleich alles oder nichts gegeneinander stellte, auch jeden geringsten Keim des neuen Lebens, jeden teilweisen noch so kleinen Anfang der gebotenen Entwickelung dankbar aufzunehmen und schon mit solchem fürerst sich begnügen zu wollen. Sein geistig bedeutendes, mit aller Kraft der innigsten und redlichsten Überzeugung mächtig ausgesprochenes Wort wirkte besonders auch durch den außerordentlichen Mut, mit welchem ein deutscher Professor im Angesichte der französischen Kriegsgewalt, deren Gegenwart durch die Trommeln vorbeiziehender Truppen mehrmals dem Vortrag unmittelbar hemmend und aufdringlich mahnend wurde, die von dem Feinde umgeworfene und niedergehaltene Fahne deutschen Volkstums aufpflanzte und ein Prinzip verkündigte, welches in seiner Entfaltung den fremden Gewalthabern den Sieg wieder entreißen und ihre Macht vernichten sollte. Der Gedanke an das Schicksal des Buchhändlers Palm war noch ganz lebendig und machte manches Herz für den unerschrockenen Mann zittern, dessen Freiheit und Leben an jedem seiner Worte wie an einem Faden hing, und der durch die von vielen Seiten an ihn gelangenden Warnungen, durch die Bedenklichkeiten der preußischen Unterbehörden, welche Verdruß und Schaden für sich von den Franzosen befürchteten, sowenig wie selbst durch den Anblick[247] eingedrungener französischen Besucher sich in dem begonnenen Werke stören ließ. Man konnte sie nicht ohne Ergriffensein und Begeisterung anhören, diese Reden, welche mit Recht über den Kreis der unmittelbaren Zuhörerschaft hinaus sich als »Reden an die deutsche Nation« erklärten, als solche weit und tief gewirkt haben und noch spät mit größtem Rechte der Ehre teilhaft wurden, im wiederhergestellten, nicht mehr von außen, aber leider im eignen Innern vielfach bedrückten und verkümmerten Vaterlande durch die Mainzer Untersuchungsbehörde, dem gesamten Deutschen Bunde als eine frühste und stärkste Erregung der volkstümlichen Ansprüche und Betriebe in Deutschland angezeigt zu werden, weshalb auch die preußische Zensur im Jahre 1822 den Wiederabdruck in Berlin nicht gestattete und der Verleger die nötig gewordene zweite Auflage in Sachsen bewirken mußte. Merkwürdig ist es, daß dieses Werk bei seiner bedeutenden Verbreitung und Wirksamkeit dennoch seinen unmittelbaren Absichten und Vorschlägen keinen Eingang gewonnen hat; nirgends ist auch nur ein Versuch gemacht worden, solche Volkserziehung einzuführen, und wenn einige Schüler Fichtes späterhin eine Erziehungsanstalt in seinem Sinne zu gründen suchten, so hat dieselbe doch gar bald, indem sie sich den gewöhnlichen Anforderungen des Tages mehr und mehr bequemte, die besondern Eigentümlichkeiten, worin sie dem Geiste des verehrten Meisters zu huldigen glaubte, wieder abstreifen müssen. Von meinen näheren Freunden hörten nur Bernhardi und Schütz diese Vorlesungen; die andern hielten sich davon zurück, ungeachtet das geringe, einem wohltätigen Zwecke bestimmte Honorar von noch nicht voll zwei Talern den Eintritt möglichst erleichterte. Daß Harscher, der Fichten noch gar nicht gehört und gesehen hatte, diese Gelegenheit ungenutzt vorübergehen ließ, war unverzeihlich; aber Schleiermacher wirkte dabei wenigstens mittelbar ein, er zeigte bei jedem Anlasse nur Abneigung gegen Fichte, spöttelte gern über dessen Beginnen, und es reizte[248] ihn weniges so auf, als wenn man Fichtes Geist und Richtung anrühmte. Unter den Zuhörern fand sich Ludwig Robert, mit dem ich die fast abgebrochene Bekanntschaft erneuerte; auch seine Schwester Rahel sah ich mit ihm regelmäßig eintreffen, und ich widmete ihrer anziehenden Erscheinung die lebhafteste Aufmerksamkeit, wobei doch ein so nah und leicht unter solchen Umständen sich ereignendes Anknüpfen des Gesprächs diesmal durch Eigensinn des Zufalls unterbleiben sollte.

Ich hörte die Vorlesungen Schleiermachers über Ethik mit großem Eifer, fand aber nicht die Befriedigung, die ich, besonders nach Harschers Anpreisungen, der in diesen mehr sinnreichen als tiefen Schematen lebte und webte und mit ihnen überall herumleuchtete, hatte erwarten dürfen. Das Nachschreiben, womit ich mich quälte, ermüdete mich vollends, ich gab dieses sehr bald und allmählich auch selber die Vorlesungen auf, welches mir freilich in dem ganzen Kreise nicht zur Empfehlung gereichte. Überhaupt regte sich in dieser Zeit zwischen uns viel Absonderndes und Entzweiendes. Mit den Vorträgen Frorieps über vergleichende Anatomie ging es eine Zeitlang besser, es gab wenigstens fortwährend mancherlei zu sehen, und der Stoff legte sich den Augen in leidlicher Ordnung dar; die geistige Verarbeitung dieses Stoffes aber blieb jedem für sich allein überlassen oder wurde wohl gar unter dem verrufenen Namen naturphilosophischen Fürwitzes völlig abgewiesen. Ich hielt auch hier nicht bis zu Ende aus, und ein paar widrige Ausfälle gegen Steffens gaben meiner Geduld den Rest; ich stellte bei nächster Gelegenheit Froriep zur Rede und vernahm einige kahle Entschuldigungen, daß es nicht so böse gemeint gewesen, ja nur in Voraussetzung des Beifalls der Zuhörer so ausgesprochen worden, die doch sämtlich als Mediziner gern den Vorrang der Erfahrungswissenschaften vor den Vernunftgrübeleien behaupten würden.

Unsre gemeinsamste Vereinigung hatten wir jüngern Freunde in dem Reimerschen und Schleiermacherschen[249] Hause sowie auch bei der Hofrätin Herz; besonders zu der letzteren kamen wir gern und oft, weil hier die freundlichsten und zartesten Bezüge zugleich durch Bildung und Freiheit begünstigt waren und keine Störung auch nur denkbar schien. Hier fanden wir auch Karl Schede wieder nebst seiner Schwester Wilhelmine, die mit großem Eifer alles aufnahm, was in anerkanntem Geleise vorstrebend sich bemerklich machte. Das Erlernen und Üben fremder Sprachen war bei Madame Herz schon eine althergebrachte Gewohnheit und gab den Halt- und Mittelpunkt der vielfachsten geselligen Verbindungen, die vermöge solches in regelmäßigen Partien abwechselnden Stoffes nicht ganz leer werden konnten, bis nicht zum wenigsten eine ganze Literatur erschöpft war. Bekker las griechische Autoren mit ihr, Schede spanische und altdeutsche, im Englischen und Italienischen wurde sie stets von mehreren Seiten als Lehrerin um Hülfe angesprochen, und sie selbst versäumte die Gelegenheit nicht, auch des Portugiesischen und Dänischen kundig zu werden. Aber außer diesen Literaturen und Sprachen nahm ihr gebildeter Geist auch an Gegenständen des Denkens und Betrachtens allen liebreichen Anteil, den man von der Freundin Schleiermachers wohl erwarten durfte. Harscher empfing für seine dialektischen Nachfragen und Grübeleien hier eine unerschöpfliche Nahrung, und alles, was er über bestimmte persönliche Verhältnisse zur Berichtigung oder Erweiterung seines Wissens zu erfahren wünschte, sowie das, was er von seinen idealen Vorstellungen für das wirkliche Leben an einem taktfesten Bewußtsein – dafür aber galt ihm jedes echt weibliche – zu prüfen suchte, wurde hier durchgesprochen und in allen möglichen Formen, mit allen nahen Belegen literarischer und persönlicher Beispiele geschmückt, meistens geistreich und nicht selten kühn und wunderlich erörtert. Liebe, Freundschaft, Weiblichkeit und andre solche Gegenstände haben den großen Reiz, daß sie, auch wenn man das Allgemeine über sie schon ausgemacht und abgetan hätte, noch stets für die nächste Anwendbarkeit[250] ein weites, mehr oder minder fruchtbares Feld eröffnen, auf dem jeder im stillen seine Persönlichkeit mag weiden lassen. Auf der andern Seite war freilich dem Übelstande nicht ganz zu entschlüpfen, daß unter geistig verbundenen Personen, denen in den wissenschaftlichen Räumen alle Türen geöffnet waren, das Gespräch bisweilen unerwartet in irgendeine abgelegene Kammer sich verlief, wo man sich unbequem und verfangen fühlte. So geschah es wohl, daß Liebe sich zur Ehescheidung wandte, Weiblichkeit zu Sitten der Griechen und Orientalen führte, was denn Harscher ohne viele Umstände bis zur befriedigenden Einsicht verarbeitete, die Damen hingegen nicht ohne schmerzlich beibehaltenes Lächeln in Verwunderung und Verlegenheit vorübergehen ließen. Weit härter noch und bis zur Grausamkeit peinlich konnte Marwitz werden, der eines Abends am Teetisch alle seine Beredsamkeit aufbot, um der gütigen Wirtin, der großen und starken Frau, gründlich ins Gesicht hinein zu demonstrieren, weibliche Grazie sei mit einer solchen Gestalt, die er beschrieb, schlechterdings unverträglich. Vergebens boten wir alles auf, das schreckliche Gespräch zu beendigen, wenigstens abzulenken oder zu mäßigen, wir sahen diese schönen, noch mit Mühe freundlichen Züge schon ganz dem Übergange zum Weinen nahe, aber nichts konnte den arglosen Redner stören, er verstärkte nur immer mehr seine Gründe und Beweise, und als er endlich, durch fühlbare Winke aufmerksam gemacht, seines abscheulichen Verstoßes inne wurde, vollendete er ihn dadurch, daß er nun ganz erschrocken um Verzeihung bat und wiederholt beteuerte, ganz ohne Bemerkung der Person so gesprochen zu haben. Schleiermacher kam selten zu diesen gewöhnlich ungemein heitern und ergötzlichen Abenden; auch pflegte seine Anwesenheit uns nicht zu erfreuen, er war gewöhnlich müde, verdrießlich, schnitt die Unterhaltung ab, und wenn er alles gehörig ins Stocken gebracht, schlief er wohl gar ein. Auch in seinem eignen Hause und bei Reimer war seine Verstimmung auffallend,[251] und man schrieb sie größtenteils körperlichem Übelbefinden zu, das freilich in dieser Zeit einem wo nicht gebeugten, doch bedrängten Geiste leichter als sonst obherrschend wurde.

Unter den mancherlei Personen, die wir aus dem vieljährig gesammelten Lebensschatze unsrer Freundin hier oft beziehungsreich nennen oder schildern hörten, waren die Brüder von Humboldt und Frau von Humboldt, Friedrich Schlegel und seine Frau, Tieck und noch andre solchen Ranges und Interesses vorgekommen, kein Name jedoch vielfältiger und bedeutender als der von Rahel Levin. Die übrigen waren fern, diese aber lebte mit uns in derselben Stadt, sie war mit Schleiermacher und der Hofrätin Herz genau bekannt und nur zufällig jetzt außer Umgang mit ihnen; das Verlangen, sie kennenzulernen, wurde deshalb oftmals rege. Madame Herz sprach von ihr immer als von etwas Einzigem, Unvergleichbarem, und wenn auch in das strömende Lob hin und wieder einiger Tadel einfloß, zum Beispiel von allzu großer Freiheit im Aussprechen ihrer Denkart und von zu geradem und selbständigem Befolgen der eigentümlich gefaßten Überzeugung, wobei die Weiblichkeit zuweilen mehr Bewahrung des Scheins und, wenn auch nur verstellten, Einklang mit der Welt verlangen dürfte, so hatte sie es doch auf keine Weise hehl, daß sie vor ihr sonst in jeder wesentlichen Beziehung alle Segel strich. Wenn eine Frau, die selber so gebildet, so kenntnisreich, so fein und sittig vor unsern Augen stand, daß sie uns für alles Frauenwesen, wie es in der Schleiermacherschen Ethik sich darstellte, fast ein höchstes Muster und die lebendige Ausübung zu sein schien, in solcher Weise von einer andern sprach und sie unbedingt über jede Vergleichung erhob, so war das freilich sehr auffallend, und Harscher insbesondere drang darauf, Madame Herz möchte ihre Freundin einmal mit uns zusammen einladen, wo er denn doch die Vergleichung zugunsten der ersteren ausfallen zu sehen im voraus entschlossen war und dies offen[252] genug bekannte. Der Besuch wurde verabredet, Rahel erschien, aber nur auf eine Stunde, da sie an Fieber litt, und also wenig dazu gestimmt, den etwas befangenen Zuschnitt der kleinen Gesellschaft abzuändern; Harscher gewann ihr keine Aufmerksamkeit ab, und als Schleiermacher kam und gleich erfreut und ermuntert sich neben sie setzte und mit ihr in lebhaftes Gespräch einging, wurde jede andere Anknüpfung unmöglich. Wir waren nicht wenig erstaunt, sowohl im Scherzen als im Ernste Schleiermacher nur in zweiter Rolle zu sehen, indem er willig eine gebotene Unterordnung anzunehmen schien und wirklich ein paarmal wie geschlagen verstummte oder doch gar sehr zu kurz kam. Als der für diesmal nicht auf längere Zeit beabsichtigte Besuch sich wegbegab, brachte er die Dame zu ihrem Wagen hinab und konnte, als er zurückgekehrt war, ihres Rühmens kein Ende finden; mehr aber als die Worte zeugte seine Stimmung für den guten Eindruck, denn sie blieb aufgeweckt und gekräftigt für den ganzen Abend. Für uns war das ein doppeltes Phänomen, wir hatten ihn noch niemals untergeordnet und seit langer Zeit nicht so belebt gesehen. Madame Herz suchte vergebens bei Harscher den Dank für ihre bereitwillige Veranstaltung, er war mißvergnügt, daß alles gleichsam nur für Schleiermacher gewesen und dann verschwunden; ihn ärgerte sogar dessen fortdauernde Munterkeit, und gern hätte er die ganze Erscheinung verneint oder verkleinert, deren Übergewicht er doch zu fühlen genötigt und deren vollen Wert zu ahnden er gewiß fähig war. Ich teilte seine Mißempfindung, allein in ganz anderm Bezuge, denn ich wünschte sehnlich, mit diesem wunderbaren Wesen näher bekannt zu werden, gegen welches die andern so schnell verblaßten, und schon sah ich insgeheim mich mit ihm einverstandener und zusammengehöriger als mit diesen.

In dieser Stimmung, so vorbereitet, so empfänglich reif und bedürftig in Geist und Gemüt für neuen Reiz und neuen Trost, begegnete ich eines Nachmittags in noch[253] schneeigem Frühlingswetter Unter den Linden unvermutet Rahel Levin; ihre Begleiterin, Nettchen Markuse, war mir vom Cohenschen Hause her wohlbekannt; ich redete diese an, und indem ich eine Strecke mitging, ergab sich so unbefangen als erwünscht auch ein Gespräch mit Rahel. Ich fand mich außerordentlich angezogen und bot all meinen Witz auf, um die schöne Gelegenheit nicht ungenutzt vergehen zu lassen; ich wußte unter andern eines ihrer eigentümlich ausdrucksvollen Worte, das auf Umwegen bis zu mir gelangt war, mit Bedeutung so hinzuwerfen, daß darin halb eine schmeichelhafte Aufmerksamkeit, halb ein nekkender Angriff lag. Sie bemerkte beides, sah mich durchdringend an, gleichsam mein Unterstehen an mir selber abzumessen, und erwiderte dann, sie könne es wohl vertragen, daß man sie zitiere, aber nicht füglich zugeben, daß es falsch geschehe; sie hatte in der Tat einiges in der Äußerung, welche als die ihrige gegeben war, zu berichtigen. Ich entschuldigte mich, daß mir die Echtheit dessen, was ich leider so weit von seinem Ursprunge nach Gunst des Zufalls auffangen müsse, nicht verbürgt sein könne, und die Folge meiner artigen Wendung war der Rat, mich lieber selbst bei der Quelle solcher Äußerungen einzufinden. Gleich in den nächsten Tagen machte ich von dieser Erlaubnis den ersehnten Gebrauch. Rahel wohnte damals in der Jägerstraße, der Seehandlung schräg gegenüber, in Obhut und Fürsorge der trefflichen Mutter, deren altwürdiges und reichliches Hauswesen auch noch andre Familienglieder hegte. Zuweilen hatte ich, um Ludwig Robert zu besuchen, diese Wohnung gleichgültig betreten; mit wieviel andern Erwartungen und Gesinnungen und zu welch andern Geschickeseinflüssen betrat ich sie jetzt.

In einzelnen Menschen oder in einer Gemeinsamkeit einander sich ergänzender und übertragender Persönlichkeiten war mir schon einigemal das Heil widerfahren, mich durch das bloße Lebensbegegnis, ohne mühsames Streben und Verdienst, ohne Pein der Allmählichkeit, sondern im[254] Schwunge des vollen Glückes und gleichsam durch einen Ruck, auf ein erhöhtes Lebensfeld versetzt zu sehen, wo schon die Luft, die ich atmete, die Sinneseindrücke, die mir zukamen, das lebendige Spiel der umgebenden Elemente mir ein neues Dasein erschlossen und mich einer neuen Bildung teilhaft machten, wo dann weiterhin wohl Eifer und Mühe folgerecht und nachhaltig mitwirken und den Gewinn ordnen und bewahren konnten, ihn selbst aber nimmermehr hervorzubringen vermocht hätten. Solcher gesteigerten Lebensstufen zählte ich bis dahin hauptsächlich drei: das erste Andringen allgemeinen geistigen Lebens im Beginn meiner Studien zu Berlin, das Freiwerden eines sich selbst bestimmenden und lebenstätigen Dastehens im Cohenschen Hause, die kräftigende Weihe der akademischen Herrlichkeit zu Halle. Jetzt kam, acht Jahre nach jener ersten, die vierte hinzu, durch das Bekanntwerden mit Rahel; ein Wiederaufnehmen, ein Zusammenfassen und ein Abschließen aller früheren, ja der ganzen Erlebungsweise; denn wieviel Neues, Großes und Unerwartetes auch ferner mir in einem wechselvollen Leben begegnet ist, wie mancherlei Gutes und Liebes sich mir entwickelt und angeeignet hat, so ist doch in diesen vierundzwanzig Jahren, die ich seit jenem Zeitpunkte zähle, mir kein Begegnis, keine innere noch äußere Lebenserfahrung mir wiedergekehrt, die ich jener genannten anreihen und mit ihr und den vorhergegangenen in gleichen Wert stellen könnte. So ist mir noch heute Rahel das Neueste und Frischeste meines ganzen Lebens, und indem ich aufzeichnen will, von welchen Umständen und Stimmungen unser beginnendes Verhältnis begleitet war, darf ich den warmen und zarten Hauch jener schönen Vorstellung nicht erst künstlich hervorrufen, denn ich fühle ihn und freue mich seiner noch wie damals; aber zu fürchten hab ich gleichwohl, daß meine Schilderung sich durch die Bekümmernis verdüstert, welche, während ich dieses schreibe, meiner Seele in vielfacher Sorge um die geliebte, von stürmischen Leiden hart befallene Freundin[255] angstvoll auferlegt ist! Welch tröstlichster Rückblick wird hier zum schmerzlichsten gewandelt!

Ich darf hier keine Schilderung meiner teuern Rahel versuchen; sie ganz zu kennen und zu würdigen kann ich niemanden zumuten, der nicht in anhaltender Fortdauer und in allen Beziehungen ihr vertrauter Lebensgenosse war; denn selbst ihre Briefe, wie reich und eigentümlich auch die Quellen ihres Geistes und Gemütes dort sprudeln, geben nur ein unvollkommnes Bild von ihrem Wesen, dessen Hauptsache gerade die ursprüngliche, unmittelbare Lebendigkeit ist, wo alles ganz anders aussieht, leuchtet und schattet, erregt und fortreißt, begütigt und versöhnt, als irgend Bericht oder Darstellung wiederzugeben vermag. Ich will nur unternehmen, in kurzen Zügen den Eindruck zu bezeichnen, welchen dies Wesen damals auf mich machte.

Zuvörderst kann ich sagen, daß ich in ihrer Gegenwart das volle Gefühl hatte, einen echten Menschen, dies herrliche Gottesgeschöpf in seinem reinsten und vollständigsten Typus, vor mir zu haben, überall Natur und Geist in frischem Wechselhauche, überall organisches Gebild, zuckende Faser, mitlebender Zusammenhang für die ganze Natur, überall originale und naive Geistes- und Sinnesäußerungen, großartig durch Unschuld und durch Klugheit und dabei in Worten wie in Handlungen die rascheste, gewandteste, zutreffendste Gegenwart. Dies alles war durchwärmt von der reinsten Güte, der schönsten, stets regen und tätigen Menschenliebe, der zartesten Achtung für jede Persönlichkeit, der lebhaftesten Teilnahme für fremdes Wohl und Weh. Die Vorzüge menschlicher Erscheinung, die mir bisher einzeln begegnet waren, fand ich hier beisammen, Geist und Witz, Tiefsinn und Wahrheitsliebe, Einbildungskraft und Laune, verbunden zu einer Folge von raschen, leisen, graziösen Lebensbewegungen, welche, gleich Goethes Worten, ganz dicht an der Sache sich halten, ja diese selber sind, und mit der ganzen Macht ihres tiefsten Gehaltes augenblicklich wirken. Neben allem Großen und Scharfen quoll[256] aber auch immerfort die weibliche Milde und Anmut hervor, welche besonders den Augen und dem edlen Munde den lieblichsten Ausdruck gab, ohne den starken der gewaltigen Leidenschaft und des heftigsten Aufwallens zu verhindern.

Ob man sich in dieser Mischung von entgegenstehenden Gaben und streitigen Elementen, wie ich sie anzudeuten versucht habe, sogleich zurechtfinden wird, bezweifle ich fast. Mir wenigstens war es beschieden, erst vermittelst mancher Ungewißheit und manches Irrtums auf die rechte Bahn zu kommen, indem ich nur in dem einen auf der Stelle bestimmt und auf immer fest war, daß mir der außerordentlichste und wertvollste Gegenstand vor Augen sei. Irgendein Vorurteil, wie das mißfällige Gerede der Leute aus den verschiedensten Kreisen und Standpunkten seit so langer Zeit mir wohl hätte aufbürden mögen, hatte ich nicht, auch wäre dasselbe an ihrer Gegenwart sogleich zerschellt; der schlichte, natürliche Empfang, die harmlose Klarheit und das anspruchslose Wohlbehagen des anfänglich nur auf Gleichgültigkeiten fallenden Gesprächs mußten jede mitgebrachte Spannung auflösen, und nach und nach erhob sich dagegen eine neue, die ganz dem Augenblicke selber angehörte und schon darin begründet lag, daß jedes Wort, rein und lauter wie der frische Quell aus dem Felsen, auch dem Gleichgültigsten einen Reiz des Lebens, einen Charakter von Wahrheit und Ursprünglichkeit gab, welche durch die bloße Berührung jedes Gewöhnliche zu Ungewöhnlichem verwandelten. Ich empfand auf diese Weise eine neue Atmosphäre, die mich wie Poesie anwehte, und zwar durch das Gegenteil dessen, was gemeinhin so heißt, durch Wirklichkeit anstatt der Täuschung, durch Echtheit anstatt des Scheins. Es konnte jedoch nicht fehlen, daß unser Gespräch, dem nach allen Seiten so viele Wege vollkommen vorbereitet waren, sehr bald auf bedeutendere Dinge überging und endlich ganz in Beziehungen des innern Lebens verweilte, zu welchen Bücher, Personen und Verhältnisse, die jeder von seiner[257] Seite kannte und auch dem andern bekannt wußte, den ergiebigen Stoff nicht mangeln ließen. Wir sprachen von Friedrich Schlegel, von Tieck, von Frau von Staël, von Goethe, teils in literarischer, teils in gesellschaftlicher Hinsicht, und unsre eigne Sinnesweise konnte sich an diesen bedeutenden Anknüpfungspunkten sehr gut entfalten und ungewöhnliche Bekenntnisse mit vieler Freiheit wagen, ohne die Zurückhaltung einer ersten Bekanntschaft zu überschreiten.

Wenige Tage nur ließ meine Ungeduld einem wiederholten Besuche vorangehen, und schon mit diesem wuchs das Vertrauen so schnell, daß ich nun täglich zu kommen mich berechtigt hielt. Ich war begierig, diese neuen Anschauungen zu verfolgen, diesen eigentümlichen Wahrheiten und großartigen Aufschlüssen, welche sich mit jedem Schritte glänzender vor mir ausbreiteten, noch näher zu treten und diese neuen, von Einsicht durchströmten Empfindungen zu genießen, deren ich gewahr wurde. Unendlich reizend und fruchtbar war diese Erstlingszeit eines begeisterten Umganges, in welchem auch ich die besten Güter zum Tausche brachte, die ich besaß, und insofern kaum geringere als ich empfing. Hier fand ich das Wunder anzustaunen, daß Rahel, in gleichem Maße als andre sich zu verstellen suchen, ihr wahres Innere zu enthüllen strebte, von ihren Begegnissen, Leiden, Wünschen und Erwartungen, mochten ihr dieselben auch zum Nachteil auszulegen sein, ja ihr selber als Gebrechen und Fehl erscheinen, mit ebensolcher Unbefangenheit und tiefen Wahrheit sprach, als hätte sie nur Günstiges und Schmeichelhaftes anzuführen, sich nur der schönsten Glückesfälle zu rühmen gehabt. Diese Aufrichtigkeit, derengleichen ich nie in einem andern Menschen wieder gesehen habe und deren sogar Jean-Jacques Rousseau nur in schriftlicher Mitteilung fähig gewesen zu sein scheint, konnte mich sogar einigermaßen bedenklich und irre machen, indem oft scharfe Härten aus den leidenschaftlichen Bekenntnissen hervorsprühten und in dem Erlebten[258] wie in dem darüber Gedachten ein eignes Element aufwogte, das als gewaltsam und schonungslos leicht widrige Empfindungen weckte, besonders wenn man voraussetzte, daß nach der gewöhnlichen Weise auch hier neben dem Ausgesprochenen noch Verschwiegenes im Hintergrunde liege. Dies war aber hier der Fall keinesweges, Rahel sagte in betreff ihrer selbst rücksichtslos die ganze Wahrheit und würde auch die beschämendste und nachteiligste, wäre eine solche vorhanden gewesen, demjenigen nicht verhehlt haben, der im Schein edlen Vertrauens und einsichtiger Teilnahme sie darum befragt hätte. Sie glaubte, indem sie wahr sei, niemals sich etwas zu vergeben noch durch Verschweigen etwas zu gewinnen, und dieses höchste, ausgleichende, versöhnende Interesse für die Mitteilung der Wahrheit, welches sie empfand, setzte sie für deren Würdigung auch bei andern stets, wiewohl leider meist fälschlich, immer aufs neue voraus.

Unser Vertrauen wuchs mit jedem Tage. Gar zu gern teilte ich alles mit, was ich als wichtigsten und daher auch in mancher Art geheimsten Ertrag meines bisherigen Lebens wußte und dem ich keine edlere Stätte finden konnte, keine, wo ein lebhafterer, einsichtsvollerer und wahrheitfrischerer Sinn ihm entgegengekommen wäre. Weit entfernt, Billigung für alles zu finden, vernahm ich manchen Tadel, und andres Mißfallen konnt ich auch unausgesprochen erraten; nur fühlte ich wohl, daß die Teilnahme für mich dabei nicht litt, sondern eher wuchs, und bei diesem Gewinn konnte mir alles übrige nichts anhaben. Auch wurde ich mir selbst gleichsam entrückt in der gewaltigen Anziehung der außerordentlichen Gebilde, welche zum Austausche meiner Gaben sich vor mir ausbreiteten. Mir war vergönnt, in das reichste Leben zu blicken, wie nur der Mund der Wahrheit und die Hand der Darstellung dasselbe aus der nahen Vergangenheit heraufzubeschwören vermochten. Das Leben war reich in seinen äußern Verhältnissen, unendlich reicher aber durch seinen innern Gehalt,[259] dem jene sich gänzlich unterordneten. Prinz Louis Ferdinand, der geniale, heldische Mensch, den sein hoher Standpunkt leider mehr für seine Fehler als für seine großen und schönen Eigenschaften begünstigte, hatte hier seine reinsten Empfindungen, sein innigstes Streben und Denken, seine edelsten Erhebungen im Genuß einer geistesregen, gemütvollen Freundschaft gehabt, einer Freundschaft, deren starkem Vertrauen ebenso sein politisches Sinnen wie seine verliebte Leidenschaft und jede Wendung des bedrängten Geistes und Herzens sich erschließen durfte, eines Anteils gewiß, wie sonst nur die mitergriffne Neigung ihn hervorzubringen pflegt. Männer wie Gentz und Friedrich Schlegel und beide Humboldt waren diesem Kreise beeifert zugetan, bald um Blüten und Früchte von daher zu sammeln, bald um deren zu bringen und immer ihren besten Beifall hier zu finden. Graf von Tilly, Gustav von Brinkman, der Baumeister Hans Genelli, von Burgsdorff, Major von Gualtieri, Ludwig und Friedrich Tieck, Fürst von Ligne, Graf Casa-Valencia, Fürst Reuß, Navarro und so viele andre Diplomaten, Militärs, Gelehrte und Künstler hatten sich eingefunden und mit höherem Sinn und erregtem Bedürfnis geistigen Behagens sich angeschlossen und einheimisch gemacht. Von ausgezeichneten Frauen wäre Karoline von Humboldt zu nennen, deren jüngere Jahre als ungemein reizend geschildert wurden, dann Friedrich Schlegels nachherige Frau Dorothea Veit, ferner die Gräfin von Schlabrendorf, die Gräfin Pachta aus Böhmen, die liebliche Schauspielerin Friederike Unzelmann und die merkwürdigste, eigentümlichste und reizendste von allen, Pauline Wiesel, deren noch späterhin zu gedenken sein wird. Eine herrliche Bildergalerie, durch welche ich unter lebensprühenden Erklärungen geleitet wurde! Die Bilder nämlich allein waren noch gegenwärtig, der Kreis selber jetzt durch die Zeitverhältnisse völlig aufgelöst, nachdem schon die einzelnen Menschengeschicke durch Tod, Entfernung und andre Wandelbarkeit die dichten Reihen gelockert hatten.[260]

Die Fülle und Kraft persönlicher Lebensentwickelung waren mit der Schönheit und Erhebung dichterischen und philosophischen Geisteslebens in engem Bündnisse, sie bewegten sich beiderseits in bezugvoller Übereinstimmung. Schon sehr früh, weit früher als irgendeine literarische Meinung der Art sich gebildet hatte, war Rahel von Goethes Außerordentlichkeit getroffen, von der Macht seines Genius eingenommen und bezaubert worden, hatte ihn über jede Vergleichung hinausgestellt, ihn für den höchsten, den einzigen Dichter erklärt, ihn als ihren Gewährsmann und Bestätiger in allen Einsichten und Urteilen des Lebens enthusiastisch angepriesen. Jetzt erscheint das sehr leicht und natürlich, und niemand will Goethes eminentes Hervorragen verneinen, denn sogar im Bemühen, sie einzuschränken, gibt man die Bejahung zu; allein damals, wo der künftige Heros noch in der Menge der Schriftsteller mitging und an Rang und Ruhm ganz andere weit voranstanden, wo die Nation über den Gehalt und sogar über die Form der geistigen Erzeugnisse noch sehr im trüben urteilte und meist an kleinlichen Nebensachen und äußerlichen Überkommnissen hing, damals war es keine Kleinigkeit, mit gesundem Sinn und Herzen aus dem Gewirr von Täuschungen und Überschätzungen sogleich das Echte und Wahre herauszufühlen und mit freiem Mute zu bekennen. Die Liebe und Verehrung für Goethe war durch Rahel im Kreise ihrer Freunde längst zu einer Art von Kultus gediehen, nach allen Seiten sein leuchtendes, kräftigendes Wort eingeschlagen, sein Name zur höchsten Beglaubigung geweiht, ehe die beiden Schlegel und ihre Anhänger, schon berührt und ergriffen von jenem Kultus, diese Richtung in der Literatur festzustellen unternahmen. Gedenkenswert erscheint es, daß, während diese Männer ihre Anbetung doch nicht ohne einige Absicht auf Ertrag und Lohn ausübten, Rahel ihrerseits mit völligem Selbstvergessen verfuhr; sie hatte Goethen im Karlsbade persönlich kennengelernt und er mit Aufmerksamkeit und Anteil ihres Umganges gepflogen,[261] wie auch noch späterhin desselben mit Hochschätzung gedacht, ohne daß sie im geringsten eine Verbindung festgehalten, einen Briefwechsel veranlaßt hätte; im Gegenteil, sie erwähnte wenig der Person, desto beeiferter aber des Genius, und nicht die zufällige Bekanntschaft, sondern die wesentliche, die das Lesen seiner Schriften gab, genoß und zeigte sie mit Stolz und Freude. Spät erst entdeckte ich unvermutet in vergessenen Briefen die aus Goethes Mund über Rahel vernommenen und ihr berichteten rühmlichen Äußerungen. In der Philosophie stand ihr gleicherweise der edle Fichte voran, für dessen Geistescharakter sie stets in gleicher Verehrung blieb, wenn auch sein Geistesgehalt bei weitem nicht alles abschloß, was ihr Gedankenflug forderte oder gestatten mochte. Friedrich Schlegel, Novalis, Schleiermacher, ja selbst Schelling und Steffens waren ihr teils persönlich, teils den Schriften nach bekannt und wert. In der Musik waren ihre Lieblinge Gluck, Mozart und Righini, die italienische Schule im Gesang und nebenher auch im Tanze allem andern vorausgeltend. Und damit dem Schätzen und Lieben auch der Gegensatz des Mißachtens und Verwerfens nicht fehlte, so waren ihr ebenso früh und so entschieden wie jene im Guten die damals beliebten Bühnenherrscher Kotzebue und Iffland im Schlechten bemerkt, lange vorher, ehe noch die zum Bewußtsein er wachende literarische Kritik ihre mutigen Angriffe gegen diese Götzen der Masse gerichtet hatte. Namentlich klagte sie, daß Iffland, abgerechnet sein großes persönliches Talent, das doch dem echten Genius eines Fleck nicht zu vergleichen war, durch sein wachsendes Ansehen und Einwirken die Bühne und Schauspielkunst in Berlin auf weithinaus zugrunde richte, ins Gemeine und Manierierte hinabziehe und der leitenden Behörde wie selbst dem Publikum die falschesten Maximen und Urteile einflöße und verhärte. Diese Polemik hat Wurzel gefaßt und sich in der Folge durch namhafte Autoritäten ausgebreitet, doch lange nicht so sehr, daß nicht noch heutigestages das Verdienst der richtigen[262] Voraussagung durch vielfältigen Augenschein leider bewährt stünde.

In meinen Briefen nach Hamburg war ich gewohnt, mit völliger Offenheit meine Lebensbegegnisse und meinen Sinn auszusprechen, ich verhehlte der lieben Freundin keine der Bewegungen, die meinen Geist oder mein Gemüt ergriffen, und so hatte ich ihr auch in der Freude meines Herzens ganz begeistert von Rahel geschrieben. Mein Vertrauen war um so rückhaltloser, als gerade dies mich am stärksten mit Fanny verband, seit von ihr so dringend festgesetzt und beteuert worden war, daß unsre wechselseitige Teilnahme und Zuneigung uns zwar immer verbunden halten, aber einzig als Freundschaft uns beglücken solle. Meine Erwähnungen von der Bekanntschaft mit Rahel, und wie sehr ich an ihrem Umgange Gefallen fände, bewirkten jedoch Verstimmung und wurden durch die wehmütige Klage, ich würde neben einer so überaus klugen Frau nun wohl jede andre dumm finden, und durch mißtrauische Warnungen erwidert, woraus ich wohl sehen konnte, daß bei gewissen Verzichtungen und Lossagungen, wenn sie auch vollkommen ernst sind, doch der Fall der Anwendung immer peinlich wird und daß man leichter sein Wort geben mag, als dabei genommen sein will. Aber dennoch blieb Fanny bei ihren einmal gegebenen Erklärungen, daß sie in ihrem schon bestimmten Lose verharren und mit mir kein neues teilen werde, wie reizend und beglückend dies ihr immer leuchten wolle. Sie wies jede Gegenvorstellung mit verstärkten Gründen von sich. Die Worte mochten aber sein, wie sie wollten, in der Sache fühlte ich nur zu gut den ungeheuern Zwiespalt, in den ich mich hatte kommen lassen und aus dem ich mir mit bestem Willen nicht zu helfen wußte. Ich empfand es deutlich und schmerzlich, daß die Bande meines Innern gegen Fanny keineswegs gelöst, gegen Rahel aber in bedeutender Anknüpfung begriffen seien. Ich war aufrichtig nach beiden Seiten und gegen mich selber dazu, aber auch dadurch wurde in der Sache nichts gebessert, und[263] da nach keiner Seite ein Grund oder Anlaß des Aufgebens vorhanden war, im Gegenteil die stärksten Triebe des innigsten Festhaltens gleichmäßig fortwirkten, so sah ich mir dieselben Verschlingungen, die ich schon in diesem Betreff mit Harscher zu tragen hatte, nochmals und mit weit schwererem Druck über den Kopf geworfen. Für mich hatte dies fürerst nach außen die Wirkung, daß ich nun selbst verdrießlicher und abgeschlossener gegen die andern wurde und sie nach ihrem sparsamen Sinn auch sparsamer behandelte.

Einige Vorfälle ließen den gewaltsamen Drang des politischen Zwiespaltes heftig empfinden, den wir zwar immer vor Augen hatten, aber im höheren Einverständnisse freimenschlichen Sinnes persönlich von uns abhalten mochten. Der Frieden war geschlossen, der Feind aber noch im Lande, und Gelegenheit und Reiz, ihm nachträglich entgegenzutreten, machten manchen preußischen Offizier, der ohne sein Verschulden die Schmach der allgemeinen Niederlage trug und auch jetzt noch nicht wieder in Uniform erscheinen durfte, zu Händeln entzündlich, die ihm wenigstens auf einige Augenblicke die vom Feinde selbst bewilligten Waffen wiedergaben.

Einen größeren und offneren Volkswiderstand vergegenwärtigte uns ein Anblick, der sich eines Morgens überraschend darbot, als ich die Friedrichstraße hinabging und ein langer Zug Reiterei vom Oranienburger Tore mir entgegenkam. Gewöhnt an das Hinundherziehen französischer Truppen, pflegte man der geringeren Abteilungen oft gar nicht mehr zu achten; diesmal aber fiel mir sogleich etwas Fremdartiges auf, das mich näher anzog; nicht Deutsche konnten diese Leute sein noch Franzosen, noch wußte man sie unter den schon bekannten Bundestruppen der letzteren irgendwo einzureihen, ebensowenig konnten sie für Kriegsgefangene gelten; stolz und ernsthaft war ihr Aussehen, sie schienen die neue Stadt und die Zuschauer gar nicht zu beachten, die dunklen Gesichter schauten wie mutig[264] ergeben in ein unausweichliches Geschick vor sich hin; französische Gendarmen ritten hie und da zur Begleitung nebenher, und schon wollte ich einen derselben befragen, als aus dem Zuge, wo einige Pferde ungestüm wurden, ein paar Worte hervorschollen, die mir sogleich alles Licht gaben: die Worte waren spanisch, und es blieb kein Zweifel, daß diese Reiter zu den traurigen Überresten gehörten, die auf den Küsten Dänemarks zurückgeblieben und wieder in die Gewalt der Franzosen geraten waren, als der Marquez de la Romana vor mehreren Wochen zur Rückkehr in das Vaterland sich mit dem größten Teile der Seinen glücklich eingeschifft hatte! Im tiefsten war mir das Herz bewegt; ich fühlte die stille Freude dieser Gefangenen mit, die, was ihnen mißlungen war, doch ihren Kameraden gelungen wußten und nun ihr eignes bedrückendes Los mit solch anständiger Haltung trugen! Sie waren, wie ich vernahm, nach den Festungen an der Oder bestimmt, wo man sie, nachdem sie ihre schönen andalusischen Pferde abgegeben, ohne Gefahr zum innern Dienste verwenden konnte. Wahrscheinlich sind sie noch weiter fortgeschafft und versplittert worden, wenigstens habe ich von dem Schicksal dieser durch Berlin gekommenen Spanier in der Folge nichts mehr erfahren können. Auch wir blickten seufzend, als wären wir dort einheimisch, in jenes Land hinüber, wo das hochherzige Volk in offnem Aufstande gegen das Joch Napoleons kämpfen konnte. Wir fühlten uns von jedem Versuche dieser Art ausgeschlossen, denn das ganze Land war überall vom Feinde mit kluger Vorsicht bewacht, und schwerlich gab es damals einen Boden und ein Volk, die hülfloser und verlorener anzusehen gewesen wären als Preußen.

Schon lange trug dieser Jammer wesentlich dazu bei, mir den Aufenthalt in Berlin zu verleiden. Auch meine Freundin Rahel war darüber in Verzweiflung und sprach vielfältig vom Wegreisen; allerlei Plane, in Böhmen oder in der Schweiz zu leben, wurden aufgelegt, die Beschränktheit der verfügbaren Mittel aber blieb allen ein Hindernis. Doch[265] nicht genug, daß ich nun auf keine Weise mehr an diesem Ort mich befinden mochte, so war mir ihn zu verlassen auch schon um deswillen ein Bedürfnis, weil ich anderwärts für meine Zukunft neue Fassung zu finden hoffte, denn leider war mir diese völlig ausgegangen. Die bewegte Welt, in der so vieles zusammenstürzte, und die Zerrüttungen in meinem Innern, das zwischen entgegengesetzten Neigungen, Fähigkeiten und Aufgaben hin und wider schwankte, hatten mir die Laufbahn des Arztes, wie sie gedenkbar vor mir lag, immer mehr verdunkelt, und besonders fühlte ich den nächsten Bestimmungsgrund, der mich bisher auf ihr meinem Glück entgegenzuleiten versprach, völlig hinweggerückt. Es kam mir wie die größte Torheit und Albernheit vor, daß ich mich, ohne Gewährung häuslichen Glückes, bürgerlich niederlassen und in dürftigen Anfängen abschließen sollte, bei solchen Vorstellungen, in solch jungen Jahren, bei so vielfacher Ansprache der Welt an mich. Der Kriegsdienst lockte mich an, die Vaterlandsliebe beseelte diese Richtung mit den höchsten Gedanken, für politische Verhältnisse und Geschäfte fühlte ich mich nicht ungeeignet, und die freie Tätigkeit der Schriftstellerei erschien mir vor allem leicht und wünschenswert, sobald nur erst der rechte Anhebungspunkt dafür gewonnen wäre. Weil nun aber dieser Zwiespalt nach keiner Seite günstige Entwickelung erfuhr und ich im Grunde doch innerlich die Medizin noch gar nicht losgeworden war, so fiel ich zunächst immer auf diese wieder zurück, und gerade in meinen kräftigsten Augenblicken glaubte ich mich ihren Forderungen fügen zu können. Ich warf mir meine Unbestimmtheit als Schwäche vor, die Wahl sollte durch ihre eigne Macht die in dem Gegenstand liegenden Gründe vervollständigen, und so dachte ich es mit der Medizin ohne weiteres zu erzwingen und kam in der erhöhten Stimmung, welche der Umgang Rahels mir gewährte, nun zu dem festen Entschlusse, alles an den Versuch zu setzen. Zu diesem Zwecke war es vor allem nötig, Berlin zu verlassen, wo mich zu viele Gegenstände ablenkten[266] und die teuersten nicht einmal sicher waren. Wie früher nach Kiel, so richtete ich nunmehr mein Absehen nach Tübingen, wo Kielmeyer und Autenrieth für mein Vorhaben als günstige Sterne leuchteten und wohin auch Harscher, der sich den gleichen Zweck vorsetzte und sich endlich zum Arzt entscheiden wollte, mich zu begleiten nicht abgeneigt schien. Daß wir in Berlin, weil die Gründung der Universität sich verzögerte, nicht Doktoren werden konnten, kam gleichfalls in Betracht und hieß uns nach diesen Verhältnissen unsere Schritte einrichten.

Für diesen Bezug ergab sich indes anderweitig Rat und Aushülfe ganz in der Nähe. Die Universität Erfurt war mit ihren akademischen Würden nicht schwierig; ihr ganzes Dasein bestand fast einzig noch in Ausübung dieser Gerechtsame, und, schon längst mit Aufhebung bedroht, eilte sie, ihre akademische Ware, wie zum Ausverkauf, so leicht und wohlfeil als möglich loszuschlagen. In Berlin besorgte der Hofrat Professor Hecker diese Geschäfte regelmäßig und wies der Erfurter Fakultät gegen einigen Anteil an den Gebühren möglichst viele Kandidaten zu. Dies war ohne Zweifel ein Mißbrauch, und in andrer Zeit und bei andern Umständen hätte ich mir es zur Schande gerechnet, auf diese Art Doktor zu werden. Die Lage der Dinge schien diesmal zu entschuldigen, daß ich der schnellen Aushülfe mich bediente, die mir von ältern Studiengenossen vorgeschlagen und diesmal wenigstens für meinen Fall von den würdigsten Männern gebilligt wurde, da niemand glauben durfte, ich wolle nur der strengen Prüfung auf diese Weise entgehen.

Teils mit sich selber als mächtiger Gegenwart erfüllt, teils zur unbestimmten Zukunft gewaltsam hinausstrebend, war die schöne Sommerzeit verflossen, und während der Ferien mußten die Entscheidungen ausgeführt werden, welche wir gefaßt hatten. Je mehr der Zeitpunkt der Trennung herannahte, desto inniger fühlten Rahel und ich den Wert und das Glück unsrer Verbindung. Wir suchten den Schmerz durch Geistesstärke zu verscheuchen, aber mitten in aller[267] Freudigkeit, daß wir noch zusammen ein Glück empfanden, dem auch die Trennung sein Wesen lassen mußte, überschlich uns die trauervollste Wehmut. Es schien Torheit, Wahnsinn, daß wir uns trennten, und doch blieben die gefaßten Vorsätze unverändert, und durchaus einwilligend stimmte Rahel mir bei. Wir hatten den Mut, uns zu trennen, gestärkt durch die Kraft des Zusammenseins. Meine Lebensentwickelung war noch unvollständig, sogar in ihren Umrissen, deren Gestalt sich abschließen, sich nach mehreren Seiten über vielen Lücken hin ergänzen mußte. Wie hätte ich bleiben sollen, in welcher Stellung, in welcher Richtung? Der strebenden Tätigkeit hätte kein Glück mich entsagen lassen, im ruhigen Genusse weicher Tage wäre ich nur unglücklich gewesen. Ich mußte fort, um als ein andrer wiederzukommen, und mußte immer wieder fort, bis nach genugsamen Kämpfen und Stürmen das innere Leben sich zu dem äußern in gehöriges Verhältnis gebracht hatte.

Quelle:
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten des eigenen Lebens. Berlin 1971, S. 243-268.
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