Krejči, Marie Anna

[454] *Krejči, Marie Anna, Ps. E. Ven, Prag, Schwefelgasse 17, geboren 1860, ist von polnischer Abstammung. Als Tochter des im Jahre 1882 verstorbenen Musikdirektors J. Krejči genoss sie einerseits eine sorgfältige Erziehung, andererseits war der Verkehr mit Künstlern und Schriftstellern von wohlthätigem Einfluss auf ihre natürlichen Anlagen, die durch fortgesetzte Studien der bedeutendsten Werke, sowie des wirklichen Lebens sich immer reicher zu entfalten versprechen. Die Resultate dieser Studien zeigen sich in novellistischen Schriften, in denen Krejči Volkscharaktere und die Realistik des Landlebens schildert, zahlreiche Volkssagen verarbeitet und zugleich Typen aus dem Künstlerleben dem Leser vorführt. Die Beobachtung des psychologischen Moments zeigen auch ihre Aphorismen (sie war auch Freundin von Franz Liszt). Ihr Beruf, die langjährige Leitung der Institution française in Prag, deren Gründerin sie ist, machen ihr die französische Sprache zur zweiten Muttersprache und befähigen Krejči, ihr Talent in französischen Originalarbeiten – es sei unter anderen »Abrégé historique de la, littérature française«, »les Contrastes« angeführt – so auch in Übersetzungen aus dem Französischen ins Deutsche und umgekehrt, zu bethätigen; in letzterer Hinsicht beschäftigen sie die »Psychodramen« von Rich. v. Meerheimb. Vom Autor selbst aufgefordert, unterbreitete Krejči dem Rich. v. Meerheimb die Übersetzungen, die dann von massgebenden Autoritäten in Paris als eine vorzügliche Arbeit bezeichnet worden sind. In Vorbereitung zum Drucke befinden sich »Gesammelte Aphorismen«, »Gesammelte Silhouetten und Arabesken«, eine dem Rich. v. Meerheimb gewidmete Novelle in 2 Bänden: »Von Stufe zu Stufe«, ferner aus dem »Nachlass eines Musikers«, worin Krejči musikalische Gedankenspäne nach Urhandschriften der älteren und neuen Musiker und Komponisten zu veröffentlichen beabsichtigt. Krejči leitete in den letzten Jahren ihre Studien dahin, um sich der französischen[454] Litteratur widmen zu können. Bei ihrem Aufenthalte in Paris wurde sie in die von Viktor Tissot gegründete litterarische Schule zur weiteren Ausbildung aufgenommen. Sie veröffentlichte bei dieser Gelegenheit die beiden Novellen »Le Reflet du passé«, ferner »Fin de siècle« – »Théodora«.

‒ Abrégé historique de la littérature française. Prag 1882, Karl Bellmann. 2.–

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 1. Berlin, 1898., S. 454-455.
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