Lieberam-Wedemeyer, Alwine

[500] *Lieberam-Wedemeyer, Alwine, Ps. A. Wedemeyer, Magdeburg-Sudenburg, Ackerstrasse 4a, am 1. Februar 1863 in Trier a. d. M., als Tochter eines Gerichtsbeamten geboren, war sie von Jugend an ein zartes kränkelndes Pflänzchen. Sie übersiedelte mit ihren Eltern 1870 nach Magdeburg und verlor dort ihren Vater bald durch den Tod. Die Mutter konnte in ihren äusserst bescheidenen Verhältnissen der Tochter nur eine mittlere Schulbildung zu teil werden lassen, welche Alwine aber auch nicht ausnutzen konnte, da sie durch Krankheit am Schulbesuche grösstenteils verhindert war. Ihr grösster Wunsch war, Lehrerin zu werden, doch auf Anraten des Arztes, aus banger Besorgnis für ihr einziges Kind, versagte ihr die Mutter die Erfüllung dieses Wunsches. Im 17. Lebensjahre heiratete sie den Tapezierer Adolf Lieberam. Trotz sehr glücklicher Ehe hat A. L. sehr viel seelische und körperliche Leiden erfahren und ist nunmehr von einem schon seit neun Jahren andauernden unheilbaren lebenslangen Siechtum heimgesucht. Auf Anraten sachverständiger Autoritäten versuchte sie sich vor Verzweiflung dadurch zu bewahren, dass sie schriftstellerisch zu wirken[500] begann. So entstanden Novellen, Jugenderzählungen, sowie Gedichte, die in verschiedenen Zeitschriften zum Abdruck kamen. »Ich danke Gott aus tiefstem Herzen«, schreibt A. L., »für das kleine Talent, hat er mich einerseits schwer mit Prüfungen bedacht, so ist er mir doch auch wieder gnädig gewesen, denn wie viele meiner armen Mitmenschen, hinfällig und siech, können sich nicht durch Satteln des Pegasus zu einem Ritt ins gelobte Land über schmerzensreiche Stunden hinweg helfen, sondern versinken bei einer derartigen Situation in Nacht und Verzweiflung. Ich zürne und had're auch nicht mit meinem Schicksal, sondern betrachte die schweren Schickungen nur als Prüfstein für den inneren Kern des Menschen.« Im Jugendblatte des Münchener Generalanzeigers erschienen 1896 »Christabend einer Waise« und Abhandlungen über verschiedene Themata, in Frauenzeitungen lyrische Sachen u.a.m. Ihre Novelle »Platonische Liebe« wurde 1896 in der Zeitschrift »Frauenwerke« aufgenommen und preisgekrönt.

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 1. Berlin, 1898., S. 500-501.
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