Kapitel LXXIV.
De agricultura
oder
Von dem Ackerbau

[10] Derowegen ist der Ackerbau, zu welchem auch die Weide, Fischerei und Jagd gehöret, bei den Alten in solchen Ehren gehalten worden, dass auch Kaiser, mächtige Könige und Feldherrn sich nicht geschämet haben zu ackern, zu säen und Bäume zu pflanzen. Zu dieser Kunst hat sich Diocletianus begeben und seine Regierung niedergeleget, wie auch Attalus und Cyrus, der grosse König in Persien; der hat sich pflegen dieser Kunst zu rühmen, und hat, wann jemand Fremdes zu ihm kommen ist, demselben seinen Garten, welchen er mit seiner eigenen Hand geflanzet und die Bäume, wie er sie in schöne Reihen gesetzet, gewiesen. Auch Seneca hat Platanen gepflanzet, und mit seiner Hand Fischteiche gegraben und Wasser hineingeleitet; er ist auch nirgends lieber gewesen als auf dem Felde. Daher sind die Zunamen so viel edler Familien kommen, als der Fabiorum, Lentulorum, Ciceronum, Pisonum, nämlich von der Menge dieser Hülsenfrüchte.[10]

Quelle:
Agrippa von Nettesheim: Die Eitelkeit und Unsicherheit der Wissenschaften und die Verteidigungsschrift. München 1913, Band 2, S. 10-11.
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