Âtman und der Mensch

[140] Nachdem der Âtman Welten und Weltenhüter und die Nahrung geschaffen hat, geht er in den Menschen ein.


Er überlegte: ›Wie könnte das (von mir Geschaffene) ohne mich bestehen?‹ Er überlegte: ›Auf welchem Wege soll ich eindringen?‹ Er überlegte: ›Wenn mit der Stimme gesprochen, mit dem Hauch geatmet, mit dem Auge gesehen, mit dem Ohr gehört, mit der Haut gefühlt, mit dem Geist gedacht, mit dem Abhauch ausgehaucht, mit dem Geschlechtsglied gezeugt ist, was bin ich dann?‹ Er spaltete den Scheitel und drang durch diese Pforte ein. Das ist die Vidriti (Kopfnaht) genannte Pforte; das ist der Ort der Freude. Er hat drei Wohnstätten und drei Traumzustände. Das und das und das ist seine Wohnung1. Nach seiner Geburt überschaute er die Wesen ... Er sah diesen Menschen als den Brahmaähnlichsten2 und sprach: ›Ich sah dies.‹ Darum heißt er Idandra; Idandra ist er wirklich mit Namen. Sie nennen ihn, der Idandra heißt, geheimnisvoll Indra. Denn die Götter lieben das Verborgene, lieben das Verborgene.


(I, 3)

1

Ein Hinweis auf die drei Wohnstätten: im Auge beim Wachen, im Manas beim Träumen und im Herzen beim Tiefschlaf.

2

Der Text ist verdorben. Alle Versuche, auch der von Berriedale Keith, Ait. Âranyaka, S. 231: »as the most widely extended brahman«, die Stelle zu erklären, ob nun als brahmatatamam oder brahma tatamam, scheinen fehlgeschlagen.

Quelle:
Upanishaden. Altindische Weisheit aus Brâhmanas und Upanishaden. Düsseldorf/Köln 1958, S. 140.
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