Gegen die Ketzer

[211] »Wir kommen jetzt zur ›Trübung‹ der Erkenntnis, o König. Das ist der Ausgangspunkt des Netzwerkes der Verwirrung, daß man mit des Himmels Unwürdigen sich gemeinsam an niederes Buschwerk klammert, obwohl vorher ein Baum (aus dem Garten) des Himmels1 verheißen ist. Manche sind stets ausgelassen, parfümiert2, gehen beständig betteln, leben beständig von ihren Künsten, andere betteln in der Stadt, opfern für Unwürdige, nehmen sich Shûdras in die Lehre oder sind selbst Shûdras, die die heiligen Lehrbücher kennen, andere sind Verleumder, Schwätzer3, Schauspieler, Söldner, Landstreicher, Gaukler, im Königsdienst Gescheiterte (usw.), andere schützen den Dienst der Halbgötter, Dämonen usw. vor und sagen, ›wir wollen sie besänftigen‹, andere tragen mit Unrecht gelbe Gewänder, Ohrringe, Schädel; andere wünschen durch falsche Beweise, Beispiele, Betrug, Zauber unter den Vedakennern[211] sich zu spreizen. Mit diesen soll er nicht zusammen leben. Offenkundig sind das Diebe und des Himmels unwürdig. So spricht die heilige Überlieferung:

›Durch betrügerische Reden, die den Âtman leugnen, durch falsche Beispiele und Gründe betört, kennt die Welt nicht den Unterschied zwischen Veda und gewöhnlicher Wissenschaft.‹

Brihaspati nahm zum Schutz Indras die Gestalt des (Asuralehrers) Shukra an und zum Verderben der Asuras schuf er diese Nichtwissenschaft, kraft deren sie das Gute als schlecht, das Schlechte als gut lehren. Sie sagen: ›Man studiere eine Lehre, die den Veda und die anderen Lehrbücher umstürzt.‹ Nicht soll sie einer studieren. Sie ist verkehrt. Sie ist unfruchtbar. Nur die Lust ist ihr Lohn für sie wie für einen vom rechten Wandel Abgefallenen. Daher soll man sich mit ihr nicht befassen.

Die Devas und Asuras verlangten danach, den Âtman kennenzulernen, und begaben sich in die Nähe Brahmans. Sie erwiesen ihm Verehrung und sprachen: ›Ehrwürdiger, wir wollen den Âtman kennenlernen. Verkünde ihn uns.‹ Er dachte darauf lange nach und meinte: ›An einen anderen Âtman denken die Asuras.‹ Daher ist ihnen etwas anderes gesagt worden. Dem leben diese in Verwirrung nach, hängen dem Irdischen nach, zerstören das Fahrzeug, sagen die Unwahrheit und sehen wie bei einem Blendwerk das Unwahre für Wahrheit an. Darum ist das, was in den Veden gesagt ist, wahr; dem leben die Wissenden nach. Darum soll ein Brahmane nichts Unvedisches studieren. Das würde der Erfolg sein.«


(7, 8-10)

1

Für svargasyaisha lies svargasyaiva.

2

Zu lesen: pravâsita.

3

Oder jada, ›Dummköpfe‹?

Quelle:
Upanishaden. Altindische Weisheit aus Brâhmanas und Upanishaden. Düsseldorf/Köln 1958, S. 211-212.
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