1. Gegen Zaubergebilde und Popanze.

[168] 1. Die Spukgestalt, die wie zur Hochzeit eine Braut

Gebildreich künstlich rüsten aus die Kundigen,

Sie gehe weg, wir treiben sie von hinnen.


2. Die da versehn mit Kopf und Nas' und Ohren von dem Zauberer

Verfertigt ist gebildreich,

Sie gehe weg, wir treiben sie von hinnen.


3. Von Shudra oder Kschatrija, von Brachman' oder Weib gemacht,

Wie die vom Mann verstoßne Frau geh' sie zurück zum Machenden!


4. Mit diesem Wunderkraut macht' ich zu Schanden alle Zaubrungen,

Die man an deinem Feld und Vieh oder an deinen Leuten macht.


5. Der Schaden sei dem Schädiger, die Verwünschung dem Verwünscher,

Wir senden sie hinwider stracks, daß sie schlag' ihren Meister.


6. Ein Priester, ein Angirasid', ist zur Hut gegenwärtig uns,

Der einen Gegenzauber mach' und schlage jene Zaubernden.


7. Wer zu dir sagte »Gehe hin gegen das Wasser stromaufwärts«,

Kehre zurück, o Spuk, zu dem! suche nicht uns Unschuldige!


8. Der die Gelenk' an dir gefügt, wie am Wagen Ribhu's mit Kunst,

Zu dem geh hin, dort ist dein Gang; hier diese Leute kennst du nicht.


9. Wer dich schaffend anredete, ein schlimmkundiger Zauberer;

Shambhu's Zauberzerstörungskraut ist hier das rückabwendende,

Mit diesem fegen wir dich ab.


24. Wenn zweifüßig, vierfüßig du gekommen bist,

Vom Zauberer bildreich zusamm Gefügte;

So werde du achtfüßig nun und geh von hier, Unselige!


[168] 25. Schön Geschmückte, Gesalbete,

Geh weg und trage mit dir alles Unheil!

Erkenne deinen Macher, Spuk, wie die Tochter ihren Vater!


26. Geh weg, Gemächte, bleib nicht stehn, geh der Spur des Geschossnen nach;

Er ist das Wild, der Schütze du, und dich los werden soll er nicht,


28. Ja höre dieses Wort von mir, und geh nun hin, woher du kamst,

Wer dich gemacht, zu ihm geh hin.


29. Unschuld'ger Mord ist fürchterlich,

Spuk, schlage nicht von uns die Kuh, das Roß, den Mann!

Wo immer du dich eingelegt, von dannen treiben wir dich aus;

Werdest du leichter als ein Blatt!


30. Seid ihr von Finsternis umhüllt, von Blendwerknetzen wie verdeckt,

All euch, ihr Spuke, raff' ich weg, und schick euch eurem Macher zu.


31. Die Zaubernden mit Spukleibern, die Zerstörer der Fruchtbarkeit,

Zermalm, o Spuk, laß keinen aus, geh, schlage jene Zaubernden!


32. Wie sich befreit die Sonne von der Finsternis,

Entgeht der Nacht und Morgenrotes Fahnen,

So entgeh' ich allem Ungemach, gemacht von Zaubermachenden,

Als wie der Elefant dem üblen Stricke.

Quelle:
Atharwaweda. Hannover 1923, S. 168-169.
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Die Nonne. Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert

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Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.

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