Die einzelnen Linien

[187] Anfangs eine Sechs bedeutet:

Ein Tiegel mit umgekippten Beinen.

Fördernd zur Entfernung des Stockenden.

Man nimmt eine Nebenfrau um ihres Sohns willen.

Kein Makel.


Wenn man den Tiegel umkehrt, ehe man ihn in Gebrauch nimmt, so hat das nichts zu sagen; im Gegenteil, der Unrat kommt auf diese Weise heraus. Eine Nebenfrau ist an sich niedrig stehend, aber weil sie einen Sohn hat, kommt sie zu Ehren.

Diese beiden Gleichnisse drücken den Gedanken aus, daß in Zeiten hoher Kultur, wie sie durch das Zeichen angedeutet sind, jedermann, der guten Willens ist, irgendwie ankommen kann. Wenn man noch so niedrig ist, wenn man nur bereit ist, sich zu reinigen, so wird man angenommen. Man kommt in eine Lage, da man sich fruchtbar an Leistungen erweisen kann und infolge davon Anerkennung findet.


Neun auf zweitem Platz bedeutet:

Im Tiegel ist Nahrung.

Meine Genossen haben Neid,

aber sie können mir nichts anhaben.

Heil!


In Zeiten hoher Kultur kommt alles darauf an, daß man wirklich etwas leistet. Wenn man sich nur auf diese wirklichen Leistungen verläßt, so wird man zwar vielleicht Neid und Mißgunst erleben,[187] aber das ist nicht gefährlich. Je mehr man sich auf seine positiven Leistungen beschränkt, desto weniger können einem die Neider anhaben.


Neun auf drittem Platz bedeutet:

Der Henkel des Tiegels ist verändert.

Man ist behindert in seinem Wandel.

Das Fett des Fasans wird nicht gegessen.

Wenn erst der Regen fällt, dann erschöpft sich die Reue.

Endlich kommt Heil.


Der Henkel ist die Stelle, an der der Tiegel aufgehoben wird. Wenn der Henkel sich ändert, so kann der Tiegel nicht aufgehoben und benutzt werden, und die schönen Speisen, die darin sind, wie das Fett von Fasanen, dienen bedauerlicherweise niemand zur Nahrung.

Es ist damit jemand gezeichnet, der in einer Zeit hoher Kultur an einer Stelle sich befindet, wo er von niemand beachtet und anerkannt wird. Das ist für sein Wirken eine schwere Hemmung. Seine ganzen guten Eigenschaften und Geistesgaben werden auf diese Weise nutzlos verbraucht. Allein man muß nur dafür sorgen, daß man innerlich wirklich geistigen Besitz hat. Dann wird sicher schließlich die Zeit kommen, da die Hemmnisse sich lösen und alles gut geht.

Die Lösung der Spannung ist hier wie sonst durch das Fallen des Regens symbolisiert.


Neun auf viertem Platz bedeutet:

Der Tiegel bricht die Beine.

Das Mahl des Fürsten wird verschüttet,

und die Gestalt wird befleckt.

Unheil!


Man hat eine schwere, verantwortungsvolle Aufgabe, deren Erfüllung man nicht gewachsen ist. Da man zudem sich dieser Aufgabe nicht mit voller Kraft widmet, sondern sich mit niedrigstehenden Menschen abgibt, so mißlingt die Durchführung. Damit bringt man sich auch selbst in Schimpf und Schande. Kungtse sagt darüber: »Schwacher Charakter bei geehrter Stellung, geringes Wissen und große Pläne, kleine Kraft und schwere Verantwortung werden selten dem Unheil entgehen.«


Û Sechs auf fünftem Platz bedeutet:

Der Tiegel hat gelbe Henkel, goldne Tragringe.

Fördernd ist Beharrlichkeit.


[188] Es ist ein Mann an herrschender Stelle, der in seinem Wesen zugänglich und bescheiden ist. Durch diese innere Haltung gelingt es ihm, starke und tüchtige Gehilfen zu finden, die ihn ergänzen und ihm bei seinem Werk helfen. Es ist wichtig, daß man sich in dieser Stellungnahme, die einer dauernden inneren Selbstverleugnung bedarf, nicht irremachen läßt, sondern daran festhält.


Û Oben eine Neun bedeutet:

Der Tiegel hat Nephritringe. Großes Heil!

Nichts, das nicht fördernd wäre.


Beim vorigen Strich sind die Tragringe golden genannt, um ihre Stärke zu bezeichnen. Hier heißen sie von Nephrit. Der Nephrit zeichnet sich dadurch aus, daß er Härte mit einem milden Glanz vereinigt. Vom Standpunkt des Mannes aus, der für den Rat zugänglich ist, wirkt dieser Rat als starke Förderung. Hier ist der Rat bezeichnet vom Standpunkt des Weisen aus, der ihn erteilt. Er wird dabei milde und geläutert sein wie edler Nephrit. Auf diese Weise findet das Werk Wohlgefallen vor den Augen der Gottheit, die großes Heil spendet, und wird angenehm bei Menschen, weshalb alles gut geht.


Die einzelnen Linien
Quelle:
I Ging. Köln 141987, S. 187-189.
Lizenz:

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