Die einzelnen Linien

[216] Anfangs eine Sechs bedeutet:

Er bringt Hilfe mit der Macht eines Pferdes.


Hier handelt es sich darum, daß, noch ehe die Trennung vollzogen ist, die ersten Anfänge dazu überwunden werden; daß die Wolken zerstreut werden, noch ehe Sturm und Regen eingetreten sind. In solchen Zeiten, da geheime Abweichungen der Stimmungen auftreten und gegenseitige Mißverständnisse die Folge sind, muß man rasch und stark handeln, um diese Mißverständnisse und das gegenseitige Mißtrauen aufzulösen.


± Neun auf zweitem Platz bedeutet:

Bei der Auflösung läuft er seiner Stütze zu.

Die Reue schwindet.


Wenn man in sich selbst die Anfänge der Entfremdung von andern, des Menschenhasses und der Mißstimmung entdeckt, dann gilt es, diese Stockungen zu zerstreuen. Man muß sich innerlich aufmachen, seiner Stütze zueilen. Eine solche Stütze des Menschen liegt nie im Haß, sondern immer in einer gemäßigten und gerechten, mit Wohlwollen gepaarten Beurteilung der Menschen. Wenn man diesen freien Blick auf die Menschheit wieder gewinnt, unter Zerstreuung alles schwarzgalligen Unmuts, verschwindet aller Anlaß zur Reue.


Sechs auf drittem Platz bedeutet:

Er löst sein Ich auf. Keine Reue.


[216] Die Arbeit kann unter Umständen so schwer werden, daß man nicht mehr an sich selbst denken kann. Man muß die eigene Person vollkommen auf die Seite setzen, alles zerstreuen, was das Ich trennend um sich sammeln möchte. Nur auf der Grundlage eines großen Verzichtes gewinnt man die Kraft zu großen Leistungen. Dadurch, daß man sein Ziel außer sich hat in einer großen Sache, kann man diesen Standpunkt gewinnen.


± Sechs auf viertem Platz bedeutet:

Er löst sich von seiner Schar. Erhabenes Heil!

Durch Auflösung folgt Anhäufung.

Das ist etwas, an das Gewöhnliche nicht denken.


Wenn man an einer Aufgabe arbeitet, die ins große Ganze geht, muß man alle Privatfreundschaften beiseite lassen. Nur wenn man über den Parteien steht, leistet man etwas Ausschlaggebendes. Wer diesen Verzicht auf das Nahe wagt, wird die Fernen gewinnen. Aber man muß einen weiten Überblick über die Zusammenhänge des Lebens haben, wie ihn nur ungewöhnliche Menschen erlangen, um diesen Standpunkt verstehen zu können.


Û Neun auf fünftem Platz bedeutet:

Auflösend wie Schweiß sind seine lauten Rufe.

Auflösung! Ein König weilt ohne Makel.


In Zeiten allgemeiner Auflösung und Trennung ist ein großer Gedanke der Organisationspunkt der Genesung. Wie eine Krankheit durch lösenden Schweiß ihre Krise findet, so ist in Zeiten allgemeiner Stockung ein großer, suggestiver Gedanke eine wahre Erlösung. Die Menschen haben etwas, um das sie sich sammeln können, einen herrschenden Mann, der die Mißverständnisse zerstreuen kann.


Oben eine Neun bedeutet:

Er löst sein Blut auf.

Weggehen, Sichfernhalten, Hinausgehen ist ohne Makel.


Das Auflösen des Blutes bedeutet auflösen, was Blut und Wunden bringen könnte, die Gefahr vermeiden. Es ist hier aber nicht der Gedanke ausgesprochen, daß man nur für sich selbst Schwierigkeiten umgeht, sondern der, daß man die Seinen rettet, ihnen hilft wegzugehen, noch ehe die Gefahr da ist, sich fernzuhalten von einer schon vorhandenen Gefahr und den Ausweg zu finden aus einer Gefahr, die sie schon ergriffen hat. Auf diese Weise tut man das Rechte.


Die einzelnen Linien
Quelle:
I Ging. Köln 141987, S. 216-217.
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