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[328] Wie schon oben nachgewiesen, sind die vorliegenden sechsstrichigen Zeichen dauernd als aus zwei Urzeichen zusammengesetzt zu denken – nicht etwa aus sechs einzelnen Linien. Diese Urzeichen kommen nun für die Deutung in Betracht nach den verschiedenen Seiten ihres Wesens:
Einmal nach ihren Eigenschaften, dann nach ihren Bildern, dann nach ihrer Stellung im Familienzusammenhang (wobei durchgängig nur der des späteren Himmels in Betracht kommt).
[328]
Kiën, das Schöpferische,ist stark, ist der Himmel,der Vater
Kun, das Empfangende,ist hingebend,die Mutter
ist die Erde,die Mutter
Dschen, das Erregende,ist Bewegung, ist derder älteste
Donner oder das Holz,Sohn
Kan, das Abgründige,ist Gefahr, ist Wasserder mittlere
oder Wolken,Sohn
Gen, das Stillehalten,ist Innehalten,der jüngste
ist der Berg,Sohn
Sun, das Sanfte,ist Eindringen, ist derdie älteste
Wind oder das Holz,Tochter
Li, das Haftende,ist leuchtend oder bedingt,die mittlere
ist die Sonne oderTochter
der Blitz, das Feuer,
Dui, das Heitere,ist Freude, ist der See,die jüngste
Tochter
Diese allgemeinen Bedeutungen müssen, namentlich wo es sich um die Erklärung der einzelnen Linien handelt, ergänzt werden durch die zunächst überflüssig erscheinenden Aufzählungen in der Besprechung der Zeichen (Kapitel III).
Dabei kommt dann weiterhin die Stellung der Zeichen zueinander in Betracht. Das untere Zeichen ist unten, innen, hinten, das obere ist oben, außen, vorn. Die betonten Striche im oberen Zeichen werden immer als »gehend«, die betonten Striche des unteren Zeichens als »kommend« bezeichnet.
Aus diesen Bezeichnungen, die sich schon im Kommentar zur Entscheidung finden, wurde dann später ein System der Verwandlung der Zeichen ineinander konstruiert, das viele Verwirrung angerichtet hat. Da es nicht irgendwie für die Erklärung von Notwendigkeit ist, wurde hier vollkommen davon abgesehen. Ebenso wurde kein Gebrauch gemacht von den »lauernden« Zeichen, daß nämlich jedem Zeichen sein Gegensatz im geheimen mit zugrunde liegt, also dem Zeichen Kiën das Zeichen Kun, dem Zeichen Dschen das Zeichen Sun usw.
Dagegen ist ganz entschieden Gebrauch zu machen von den sogenannten Kernzeichen »Hu Gua«. Diese Kernzeichen bilden die mittleren vier Striche jedes Zeichens und greifen selbst wieder mit ihren beiden mittleren Strichen übereinander. Ein paar Beispiele machen das ohne weiteres klar.[329]
Das Zeichen Li, das Haftende, Nr. 30 , hat als Kernzeichenkomplex die vier Striche . Die beiden Kernzeichen sind: oben Dui, das Heitere , unten Sun, das Sanfte .
Das Zeichen Dschung Fu, Innere Wahrheit, Nr. 61 , hat als Kernzeichenkomplex die vier Striche . Die beiden Kernzeichen sind: oben Gen, das Stillehalten , unten Dschen, das Erregende .
Die Struktur der Zeichen ergibt daher ein stufenweises Übereinandergreifen verschiedener Zeichen und ihrer Einflüsse
Die Anfangs- und die obere Linie gehören demnach zu einem Zeichen (dem unteren bzw. oberen Urzeichen). Die zweite und die fünfte Linie gehören zu zwei Zeichen (dem unteren bzw. oberen Urzeichen und dem unteren bzw. oberen Kernzeichen). Die dritte und die vierte Linie gehören zu drei Zeichen (dem unteren bzw. oberen Urzeichen und beiden Kernzeichen). So ergibt sich für die erste und die oberste Linie ein gewisses Herausfallen aus dem Zusammenhang, für die zweite und die fünfte ein (meist günstiger) Gleichgewichtszustand, für die beiden mittleren Linien eine übereinandergreifende Bestimmung, die nur in besonders günstigen Fällen das Gleichgewicht nicht stört. Diese Verhältnisse stimmen mit der Wertung der Linien in den Urteilen vollkommen überein.