4. Der Weg als offenbares Geheimnis

[29] Der Meister sprach: Geheime Künste erforschen und Wunder wirken, daß die Nachwelt etwas zu erzählen hat: das mache ich nicht.

Der Edle ehrt den Weg und wandelt ihn. Auf halber Straße stehenbleiben: das mache ich nicht.

Der Edle hält sich an Maß und Mitte. Sich vor der Welt verbergen und unerkannt bleiben, ohne es zu bedauern: das kann nur der Heilige.

Der Weg des Edlen ist ausgebreitet (vor aller Augen) und doch geheimnisvoll. Die Torheit eines gewöhnlichen Mannes und Weibes kann ihn erkennen; aber er reicht in Weiten, die auch der Heilige nicht alle erkennt. Die schwachen Kräfte eines gewöhnlichen Mannes und Weibes reichen aus, ihn zu gehen; aber er reicht in Weiten, die auch der Heilige nicht alle erreichen kann.

Bei aller Größe des Himmels und der Erde haben die Menschen doch noch manches an ihnen auszusetzen. Darum: Wenn der Edle von Größe redet, meint er eine solche, die nichts auf Erden fassen kann; wenn er von Kleinheit redet, meint er[29] eine solche, die nichts auf Erden zerstückeln kann. In den Liedern heißt es (III Da Ya I, 5, 3):


»Der Falke fliegt zum Himmel auf,

die Fische tauchen tief zum Grund.«


Damit ist gemeint, daß man den Weg in allen Höhen und Tiefen erforschen muß.

Der Weg des Edlen nimmt seinen Anfang bei den Angelegenheiten des gewöhnlichen Mannes und Weibes; aber er reicht in Weiten, da er Himmel und Erde durchdringt.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 29-30.
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