4. Stufen der Aneignung1

[132] Der Edle kennt, wenn er etwas studiert, nur die Sorge, es möchte nicht umfassend genug sein. Wenn er umfassende Kenntnis hat, kennt er nur die Sorge, er könne sie nicht üben. Wenn er sie geübt hat, kennt er nur die Sorge, er möchte es nicht verstehen. Wenn er es versteht, kennt er nur die Sorge, er möchte es nicht ausführen können. Wenn er Gelegenheit hat, es auszuführen, legt er Wert darauf, bescheiden zu sein. Des Edlen Bildung beschäftigt sich mit diesen fünf Dingen. Darin ist alles befaßt.

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Hier haben wir das pädagogische Ideal des Konfuzianismus: 1. Übernahme des Traditionsstoffes in möglichster Umfassendheit. 2. Aktive Anwendung des Gelernten im engen Kreis (Üben). 3. Verständnisvolles Durchdringen zu den Prinzipien, die zugrunde liegen. 4. Nun kommt es darauf an, eine Stellung zu finden, um den so angeeigneten Lehren Einfluß auf die Menschheit zu verschaffen. 5. Zu dem »fortiter in re« kommt dann als Abschluß das »suaviter in modo«.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 132-133.
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