4. Das Leben als Dienst

[187] Der Meister hat gesagt: »Was der Edle unter Gerechtigkeit versteht, ist, daß vornehm und gering auf Erden dienen müssen. Der Himmelssohn pflügt mit eigener Hand, um Hirse und Würzwein darbringen zu können im Dienste Gottes, und die Landesfürsten strengen sich an zum Beistand im Dienste des Himmelssohns.«

Der Meister sprach: »Ein Beamter, der im Dienst des Fürsten wohl die große Geisteskraft besitzt, die nötig ist, um das Volk zu schirmen, aber trotzdem nicht die Gesinnung des Herrschens über das Volk sich anmaßt, besitzt eine starke menschliche Güte. Darum ist der Edle ehrfürchtig und einfach, im Bestreben, der Güte zu dienen; er ist zuverlässig und nachgiebig, im Bestreben, der Sitte zu dienen. Er schätzt nicht selbst seine Werke hoch ein und nimmt seine eigene Person nicht wichtig. Er ist einfach in seiner Stellung und anspruchslos in seinen Wünschen. Er ist bescheiden gegen die Tüchtigen, er erniedrigt sich selbst und ehrt die anderen, er ist vorsichtig und steht in Scheu vor der Gerechtigkeit. So strebt er, seinem Fürsten zu dienen. Wird er anerkannt, so hat er ein gutes Gewissen; wird er nicht anerkannt, so hat er dennoch ein gutes Gewissen und fügt sich in die himmlische Bestimmung ...«

Der Meister sprach: »Die Könige des Altertums verliehen posthume Ehrentitel, um die Namen verdienstvoller Beamten zu ehren. Diese Titel wurden immer nach einer hervorstechenden Eigenschaft gewählt. Und jeder würde sich geschämt haben, wenn der Name seine Leistungen übertroffen hätte. Darum macht der Edle nicht selber viel aus seinen Taten und rühmt nicht selber seine Verdienste, da er bestrebt ist, sich innerhalb der Wirklichkeit zu halten. Er sucht nicht, Hervorragendes zu leisten, da er bestrebt ist, sich großzügig zu erweisen. Er setzt das Gute der anderen ins Licht und lobt die Verdienste anderer, da er bestrebt ist, sich großzügig zu erweisen. Er setzt das Gute der anderen ins Licht und lobt die Verdienste anderer, da er bestrebt ist, sich unterhalb der Würdigen[187] zu stellen. Aber wenn der Edle auch sich selbst erniedrigt, so achten und ehren ihn die Leute ...«

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 187-188.
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