5. Beaufsichtigung und Prüfung

[220] Meister Kung sprach: »Warte noch ein wenig, ich habe noch etwas zu sagen. In alten Zeiten hatten die erleuchteten Herrscher für die Regierung des Volkes ihre Methoden. Sie unterschieden das Land nach den Einteilungen der Bezirke und regierten es entsprechend. So blieben die tüchtigen Untertanen nicht verborgen, und die Gewalttätigen konnten sich nicht verstecken. Die Beamten waren angewiesen, das Volk täglich zu beobachten, zu bestimmten Zeiten zu prüfen und jährlich die Tüchtigen auszuwählen. So wurden die Tüchtigen anhänglich, und die Untüchtigen wurden eingeschüchtert. Man sorgte dafür, daß sie Mitleid hatten mit den Witwern und Witwen, daß sie die Waisen und Verlassenen ernährten, daß sie sich der Armen und Bedrängten erbarmten, daß die Ehrfurchtsvollen und Brüderlichen ausgewählt, die Tüchtigen vorgezogen, die Fähigen erhoben wurden. Indem diese sieben Dinge gepflegt wurden, gab es innerhalb der vier Meere keine Untertanen zu bestrafen. Die Oberen liebten die Unteren wie ihr eigenes Herz, und die Unteren deshalb die Oberen, wie wenn ein Kind auf den Armen seine liebe Mutter sieht. Da Obere und Untere einander so liebten, wurde den Befehlen gehorcht, und die Anregungen wurden ausgeführt. Des halb waren die nahen Untertanen erfreut, und aus der Ferne kamen sie voll Sehnsucht herbei.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 220.
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