3. Fluch der schlechten Lenkung

[244] Wer nicht das Volk zu lenken weiß, der wirft weg die Gesetze seiner Geisteskraft, der gleicht einem Rosselenker, der Zaum und Zügel wegwirft und nur mit der Peitsche die Pferde lenken wollte. Die Pferde kämen sicher zu Schaden, und der Wagen ginge sicher entzwei. Also auch der, der ohne die Gesetze der Geisteskraft nur mit den Strafgesetzen das Volk leiten will: Das Volk läuft sicher weg, und sein Reich geht zugrunde.

Wenn die Gesetze der Geisteskraft nicht da sind, so hat der Sinn des Volks kein vorbildliches Gesetz, nach dem es sich richten könnte; es gerät in Irrtum und verliert den Weg. Dann denkt der Obere, es herrsche Verwirrung und der rechte Weg sei verloren. Aber wenn wirklich Verwirrung herrscht und der rechte Weg verloren ist, dann können Strafen und Bußen sicher nicht die Verwirrung bessern; denn Obere und Untere sind beide vom Weg abgewichen.

Darum: Wenn man heute einen Übeltäter nennt, so vergleicht man ihn sicher mit dem Gië aus dem Hause Hia und dem Dschou Sin aus dem Hause Yin. Warum? Ihre Gesetze beruhten wahrhaft nicht auf der Geisteskraft, und ihre Geisteskraft war wahrhaft dürftig.

Das Volk haßt sie und flucht ihnen früh und spät. Das steigt empor und wird vernommen vom höchsten göttlichen Herrscher im erhabenen Himmel. Der freut sich nicht; darum sendet er Wassersnot und Dürre, Seuchen wüten, und das Leben wird geschädigt. Darum heißt es: Das Gesetz der Geisteskraft ist die Grundlage der Lenkung des Volks.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 244.
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