3. Über die Anordnung des Textes in der vorliegenden Ausgabe

[22] Die beiden Werke: die Sammlung des älteren Dai und die Sammlung des jüngeren Dai, aus denen ein Auszug des Wichtigsten gegeben wurde, sind Sammlungen einzelner Abhandlungen aus verschiedenen Zeiten, von verschiedenem Wert, die ohne ersichtlichen Zusammenhang einander folgen. Es ist daher keine Verletzung eines inneren Organismus, wenn versucht wurde, die Übersetzung nach sachlichen Gesichtspunkten zu ordnen. Obwohl auch die einzelnen Kapitel oft sehr gemischtes Material enthalten, wurde doch davon abgesehen, auch hier noch scheidend vorzugehen. Sie wurden ihrem Platz jeweils nach ihrem Hauptinhalt zugewiesen, obwohl sie zum Teil mit anderen Abschnitten in andere Zusammenhänge gehörten. Aber das Ganze sollte eine Übersetzung, nicht eine Verzettelung des Textes sein.[22]

An die Spitze wurde eine Anzahl von grundlegenden Abhandlungen gestellt, die ursprünglich ihr Sonderdasein führten und zum Teil später aus dem Zusammenhang des Li Gi wieder herausgelöst wurden, wie »Maß und Mitte« und die »Große Wissenschaft«, die in der Sungzeit mit den »Gesprächen des Kung Dsï« und den Werken des »Mong Dsï« zusammen die vier grundlegenden Bücher (Sï Schu) bildeten. Ebenso sind die Kapitel über die »Entwicklung der Sitte« und die »Aufzeichnungen über die Musik« von prinzipieller Bedeutung für die konfuzianische Lebensanschauung. Diese vier Abhandlungen entstammen der Sammlung des jüngeren Dai. Aus der Sammlung des älteren Dai ist das Werk über »die drei Audienzen des Konfuzius« nach seiner Heimkehr von der langen Wanderschaft und »das Buch Dsong Dsï« in diese Abteilung gestellt, beides Werke, die früher ihr eigenes Dasein führten, aber in ihrer selbständigen Form verloren sind, so daß ihre Aufbewahrung in dieser Sammlung mit besonderem Dank zu begrüßen ist.

Die übrigen Abhandlungen wurden nach den wichtigsten Themen geordnet: Pädagogik, Ethik, Sitte, Staat und Gesellschaft, Religion und Naturphilosophie, Historie und Biographie und endlich einzelne Riten und Verhaltensregeln. Weggelassen wurden hauptsächlich die unzähligen Wiederholungen und die detaillierten Ausführungen über Trauerbräuche und Trauerkleidung, wie sie sich in der Sammlung des jüngeren Dai finden, aber heutzutage nur noch von antiquarischem Interesse sind. Alle Wiederholungen ließen sich nicht vermeiden, da gewisse Gedankengänge in verschiedenem Zusammenhang stehen, der undeutlicher würde, wenn man sie an der einen oder anderen Stelle streichen würde. Ich hoffe, daß weder eine Überlastung mit Stoff noch ein Fehlen prinzipiell wichtiger Punkte ein falsches Bild der konfuzianischen Gedankenwelt, wie sie in diesen Werken niedergelegt ist, bewirkt.[23]

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 22-25.
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