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[527] Das Lied ist aus vielen Fragmenten, welche grösstentheils die Erzeugung des Agni ans dem männlichen und weiblichen Reibholze oft recht umständlich schildern, zusammengefügt und nach Abschluss der ursprünglichen Sammlung hinzugefügt. Auch die Sprache verräth ein jüngeres Alter. Die alterthümlichen Partikeln (sú, sma, sjá, tjá, sīm, īm u.s.w.) fehlen, und neue Worte wie adhimánthana, pragánana treten hervor.


1. Hier ist das männliche Reibholz, es ist zum Zeugen bereit gemacht, bringe diese Hausfrau [das weibliche Reibholz] herbei, wir wollen den Agni durch Reiben hervorbringen wie in früherer Zeit.

2. In die zwei Reibhölzer ist der Wesenkenner niedergesetzt, wie die schön gesetzte Frucht in die Schwangeren, der Tag für Tag zu preisen ist von den wachsamen, mit Opfertrank versehenen Menschen, Agni.

3. Zu der zum Beischlafe ausgestreckten [dem weiblichen Reibholze] bringe jenen [das männliche] her wohlachtend; sogleich geschwängert, hat sie den Stier [Agni] geboren; der rothgekrönte – glänzend ist sein Schimmer – der Sohn der Andacht wurde bei dem kunstreichen Werke [des Reibens] geboren.

4. Wir setzten an der Andacht Ort, | dich auf der Erde Nabel hin, | dass du, o Wesenkenner, uns, | o Agni, unser Opfer fährst.

5. Erzeugt durch Reiben, o Männer, den truglosen Weisen, den verständigen, unsterblichen, von Antlitz schönen, das erste Banner des Opfers, den heilvollen Agni erzeugt, o Männer, zuerst.

6. Wenn sie mit den Armen reiben, so erglänzt er hell in den Hölzern, wie ein rasches, lichtrothes Ross, wie ein glänzendes, nicht zurückgehaltenes auf der Fahrt der Açvinen umgeht er die Steine [des Heerdes oder Feuerplatzes], das Gras verbrennend.

7. Geboren leuchtet Agni hell erstrahlend, der schnelle, rege, von den Sängern gepriesene, gabenreiche, der preisenswerthe, allwissende, den die Götter bei den Opferfesten als Ueberbringer der Opfertränke einsetzten.

8. O Priester, sitze achtsam au deinem Orte, setze das Opfer hin in den Schooss des frommen Werkes, götterspeisend opfere den Göttern mit Trank, gib dem Opfernden grosse Lebenskraft.

9. Lasst Rauch entstehn, o Freunde, geht den Stier um Labsal an, nimmer falsch verfahrend; dieser Agni ist ein sehr mannhafter Feindbesieger, durch den die Götter die Dämonen besiegt haben.

10. Hier ist dein angemessner Schooss, aus dem geboren du erstrahltest, ihn kennend, Agni, setze dich hin und segne unsre Lieder.[527]

11. Sohn seiner selbst, so heisst er als himmlischer Spross, der Männerhort wird er, wenn er [im Opfer] geboren wird, Mutterspross wenn er gebildet wird in der Mutter Leib, des Windes Strom wird er, wenn er in der Luft strömt.

12. Schaffe als hervorgeriebener schön hervorgeriebenes Gut, schön niedergelegtes wenn du weiser niedergesetzt bist, o Agni, wirke schöne Opferfeier, die Götter verehre für den Gottergebenen.

13. Die Sterblichen erzeugten den Unsterblichen, der nimmer fehlgeht, der vorwärtsdringt mit festem Gebiss, die zehn vereinten unvermählten Schwestern [die Finger] ergreifen den neugeborenen Jüngling.

14. Von Alters her erstrahlte der von sieben Priestern bediente, als er glänzte an der Mutter Schooss und Euter, nicht nickt er ein der Tag für Tag erfreuende, seit er erzeugt ward aus dem Leib des Himmlischen.

15. Die Kuçiker, den Feind bekämpfend, wie die Anläufe der Maruts, die erstgeborenen erkannten ganz des Gebetes Kraft, sie brachten glänzendes Gebet hervor, und zündeten einer wie der andre im Hause den Agni an.

16. Als wir heute dich im Beginne dieses Opfers, o achtsamer Priester, uns hier erwählt hatten, so kamst du auch treu, und treu hast du gewirkt; des Weges kundig, wissend komm zum Soma.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 527-528.
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