III, 32. [266.] An Indra.[78] 59

1. Trink diesen Soma, Somaherr, o Indra,

den Mittagstrunk des Saftes, der dir lieb ist,

Aufblasend, starker, gieriger, die Lippen;

hier löse ab die Füchse und berausch dich.

2. Den milchgemischten Soma, den gequirlten,

den reinen trink, den dir zum Rausch wir gaben,

Mit deiner frommen Marutschar, o Indra,

der Rudraschar vereinigt schwelge lustig,

3. Die deinen Muth und deine Kraft erquickten

die Maruts, Indra, deine Stärke preisend;

Blitzhalter trinke bei der Mittagsspende,

o Schlürfender, vereint mit Rudrascharen.[78]

4. Sie wirbelten hinein das Süss des Soma's,

die Maruts, die des Indra Heerbann waren,

Mit denen eilend er durchstiess die Weichen

des Vritra, der sich unverwundbar dünkte.

5. Gleich wie ein Mensch lass dir den Soma schmecken,

und trink den Saft zu stets erneuter Stärke,

Durch Opfer wende her dich, Rosselenker,

zu Wassers Fluten eilst du mit den schnellen.

6. Die Wasser liessest rinnen du im Wettlauf

wie Renner, als den Vritra du erschlagen

Mit raschem Streiche, Indra, ihn, der da lag,

der gottlos rings die Göttinnen gebannt hielt.

7. Lasst dehmuthsvoll den Indra uns verehren,

den hohen, grossen, hehren, ewig jungen,

Dess Grösse beide liebe Welten massen,

doch nicht ermassen, dess der hoch zu ehren.

8. Viel sind des Indra schön vollbrachte Werke;

die Götter alle stören sein Gesetz nicht,

Der diesen Himmel und die Erde festhielt

und herrlich schuf die Sonn' und Morgenröthe.

9. Trugloser, das ist wahrhaft deine Grösse,

dass kaum geboren schon du Soma trankest;

Nicht Himmel hemmen deine Macht, des starken,

nicht Tag', o Indra, Monde nicht, noch Jahre.

10. Geboren kaum, im höchsten Himmel, trankest

den Soma du, zum Rausche dir, o Indra;

Als du hinein in beide Welten drangest,

da warst du schon der alte Hort der Sänger.

11. Du schlugst die Schlange, die die Flut umringte

die mächt'ge stärker du, o kraftgeborner;

Nicht kam der Himmel gleich da deiner Grösse,

als du die Erd' mit einer Hüfte decktest.

12. Denn dir, o Indra, war das Opfer Stärkung

und die geliebte somareiche Speise;

O opferwerther, Opfer nimm auf Opfer;

das Opfer half dem Blitz beim Drachenkampfe.

13. Durch Lied und Opfer schafft' ich her den Indra,

zu neuer Gunst will ich ihn herwärts wenden,

Der kräftig ward durch alte Lobgesänge,

durch mittlere und durch die allerneusten.

14. Wenn mich der Trunk ergriffen und erregt hat,

dann preis' ich Indra vor dem Tag der Hauptschlacht,

Dass aus der Noth er uns hinüberfahre,

wie auf dem Schiff; ihn rufen beide Schlachtreih'n.[79]

15. Sein Becher ist ganz angefüllet – Heil ihm –

dem Giesser gleich ergoss das Fass zum Trunk er,

Die lieben Tränke wogten hin zu Indra

zum Rausch zusammen, rechter Hand, sich wendend.

16. Nicht hielt dich auf das tiefe Meer, nicht Felsen,

auch wenn sie dich umschlossen, vielgerufner,

So oft du eilend deinen Freunden, Indra,

den festverschlossnen Stall der Kühe aufbrachst.

17. Den mächt'gen Indra rufen wir zum Heile,

den männlichsten in diesem Kampf um Beute,

Den starken, der erhört zur Hülf' in Schlachten,

die Feinde tödtet und ihr Gut erbeutet.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 78-80.
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