V, 62. [416.] An Mitra-Varuna.

[212] Die tausend Lichter, gleichsam die tausend Zugänge zum tausendthorigen Hause des Varuna (in Vers 1), und die Kühe in Vers 2 scheinen die Sterne, die schönste Gottgestalt, (in Vers 1) und die Wagenschiene (in Vers 2) die Sonne; der Thron in Vers 5 scheint der ihrem himmlischen Herrscherthrone (Vers 8) nachgebildete Sitz zu sein, den Mitra und Varuna statt der Streu beim Opfer einnehmen.


1. An eurer heil'gen Recht-umschirmten Feste,

bei welcher man der Sonne Rosse ablöst,

Dort an der einen standen tausend Lichter;

ich sah die schönste aller Gottgestalten.

2. Varuna-Mitra, diese eure Grösse,

die nutzten täglich aus, die euch zur Hand stehn;

Des Stalles Kühe alle liesst ihr strotzen;

euch rollte nach die eine Wagenschiene.

3. Ihr machtet fest die Erde und den Himmel

mit Macht, o Herrscher Varuna und Mitra;

den Pflanzen schafft Gedeihen, Milch den Kühen,

o Thau-erreger, giesst herab den Regen.

4. Euch mögen fahren schön geschirrte Rosse;

gelenkten Zügels mögen her sie kommen;

Euch wallet zu das Prachtgewand des Fettes,

zu euch hin rinnen fort und fort die Ströme.

5. Die ihr beschirmt, was wie die Streu mit Andacht

dem hehren weiten Schimmer gleichend anwächst;

Ihr sitzet treu voll Andacht auf dem Throne,

Varuna-Mitra, unter Labetränken.

6. Wen ihr mit Händen rein von Blut beschirmet,

des Frommen Schutzherrn, Varuna, bei Opfern,

Dem bringt ihr Kön'ge beide ohne Zürnen

das Herrscherreich, das ruht auf tausend Säulen.

7. Mit Gold geschmückt von Erz ist dessen Säule;

sie strahlt am Himmel wie der Peitsche Sternbild,[212]

Auf segensreichem fetten Feld errichtet;

vom Meth auf eurem Sitze werd' uns Antheil.

8. Den goldgeschmückten Thron auf ehrnen Säulen

besteigt ihr bei der Morgenröthe Leuchten,

Beim Sonnenaufgang, Varuna und Mitra,

von dort schaut ihr, was endlos, was begrenzt ist.

9. Welch Schutz der stärkste, welcher undurchbrechbar,

untilgbar ist, freigieb'ge Weltbehüter,

Mit dem beschirmt uns, Varuna und Mitra,

wir, Beute wünschend, seien immer siegreich.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 212-213.
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