V, 80. [434.] An die Morgenröthe.

[224] 1. Die leuchtend geht, durch heil'ges Werk erhaben,

die heilige mit rothem Glanze, strahlend,

Die Licht uns bringt, die Göttin Morgenröthe,

begrüssen laut die Sänger mit Gebeten.

2. Die sehenswerthe, die den Menschen aufweckt,

sie fährt voran, die Pfade gangbar machend,

Auf hohem Wagen hehr und allerfreuend,

das Licht ausbreitend bei der Tage Anbruch.

3. Die güt'ge Uschas schaffte unablässig

uns Reichthum her, mit rothen Stieren fahrend;

Die Göttin bahnt zum Wohlergehn die Pfade,

und strahlt gepriesen reich an allen Gütern.

4. Zwiefach an Grösse wird sie prächtig schimmernd,

wenn sie den Leib enthüllt vor aller Augen;

Sie geht entlang den Pfad des Rechtes grade,

des Wegs bewusst verfehlt sie nicht die Richtung.

5. Wie reingewaschen ihre Glieder zeigend,

stand wie gebadet aufrecht uns zu schauen

die Morgenröthe; weg die Feindschaft jagend

und Dunkel, kam mit Licht des Himmels Tochter.

6. Des Himmels Tochter, zugewandt den Männern,

lässt fallen wie die schöne Braut den Schleier;

Enthüllend dem Verehrer ihre Reize,

schuf wieder Licht sie wie zuvor, die Jungfrau.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 224.
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