VI, 1. [442.] An Agni.

[230] 1. Du, Agni, warst Erreger dieser Andacht,

der erste Priester, o du wunderbarer;

Du schufst, o Held, die Macht, die unbezwinglich,

die Macht, um aller Macht sich zu bemächt'gen.

2. Dann setztest du am Andachtsort dich nieder,

als bester Opfrer, preisenswerth, erlabend;

Drum strebten dir die gottergebnen Männer

als erstem nach auf grosse Habe sinnend.

3.200 Die, welche Gaben brachten, flehn den Gott an,

der wie umschart von vielen Gütern herkommt,

Den lichten, grossen, sehenswerthen Agni,

den fettumhüllten, welcher stetig leuchtet.

4. Mit Ehrfurcht eilend zu des Gottes Stätte,

erlangten sichern Schatz die Schatzbegier'gen,

Empfingen auch verehrungswerthe Namen,

ergötzten sich an deinem theuren Anblick.

5. Dich laben alle Völker auf der Erde,

dich Lied und Opfer, die die Menschen schenken;

Du, eifriger, warst offenbar als Retter,

als Vater stets und Mutter aller Menschen.

6. Der flehenswerthe, liebe Agni setzte

sich in die Häuser hold als bester Opfrer;

Drum wollen wir um dich, der strahlt im Hause,

die Knie beugend demuthsvoll uns setzen.[230]

7. Drum kommen wir zu dir voll Andacht, Agni,

dem neu erzeugten, fromm und gottergeben;

Des Himmels Stämme führtest du, o Agni,

mit hellem Glanze durch den grossen Lichtraum;

8. Zum Menschenhort, dem Herrn der Menschenstämme,

zum spendereichen Fürsten der Lebend'gen;

Der vorwärts strebt, dem eilenden Entflammer,

dem hehren Agni, der der Schätze waltet.

9. Der Mensch, o Agni, hat gewirkt, geopfert,

der dir mit Brennholz Opfergabe weihte;

Wer recht versteht den Opferguss in Ehrfurcht,

empfängt durch dich die schönsten Güter alle.

10. Drum wollen wir den hohen hoch dich ehren

mit Brennholz, Agni, mit Gebet und Opfer;

Mit Liedern, Sprüchen, Sohn der Kraft, am Altar

lass fest in deiner lieben Huld uns wurzeln.

11. Der Erd' und Himmel überstrahlt mit Lichtschein,

mit Herrlichkeit, der herrliche Erretter,

O strahle weit hinaus mit grossem Labsal,

mit reichem uns und dauerhaftem, Agni.

12. O guter, gib uns stets an Helden Fülle,

und viel des Viehs für Kinder und für Enkel

Und viele grosse und gesunde Tränke;

uns seien schöne rühmenswerthe Güter.

13. Lass viele Güter reichlich mich erlangen,

durch deine Huld und Güte, König Agni;

Denn vieles Gut, o Schätzereicher, hast du

für den Verehrer, Agni, du ein König.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 230-231.
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