VI, 65. [506.] An die Morgenröthe.

[293] 1. Schon hat erweckt uns diese Himmelstochter,

hellleuchtend alle menschlichen Geschlechter,

Die in der Nacht mit ihrem hellen Glanze

sich sehen liess auch durch des Dunkels Schwärze.

2. Sie drangen durch mit feuerfarbnen Rossen,

mit lichtem Wagen strahlen hell die Morgen;

Des hohen Opfers ersten Anbruch leitend,

verjagen sie die Finsterniss der Nachtzeit.

3. O Morgenröthen, Gut und Labung fahrend

und Speis' und Trank dem sterblichen Verehrer;

Die ihr gewaltig gleich wie Helden herrschet,

gebt Huld und Reichthum heute eurem Diener.

4. Denn bald wird Reichthum dem, der euch verehret,

dem Manne, der euch huldigt, Morgenröthen,

Dem Sänger bald, wenn Lieder er euch singet,

fahrt Gut mir heim wie sonst, dem treugesinnten.

5. Jetzt preisen, Uschas, die du thronst auf Bergen,

die Angiras dir an der Kühe Ställe;

Sie brachen sie mit Lied und mit Gebet auf,

da ward der Männer Götteranruf wirksam.

6. Nach alter Weise strahl uns, Himmelstochter,

beim Fest, o reiche, wie dem Bharadvadscha;

Verleihe Gut an Helden reich dem Sänger,

und gib dazu uns Ruhm, der weit sich ausdehnt.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 293.
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