VI, 64. [505.] An die Morgenröthe.[292] 284

1. Auf stiegen schon der Morgenröthe Strahlen,

hell schimmernd wie der Wasser lichte Wellen,

Sie macht die Pfade hell, die Wege gangbar,

die holde, reiche, einer Milchkuh gleichend.

2.285 Du zeigst dich, Liebliche und leuchtest weithin,

zum Himmel flogen deines Lichtes Fackeln,

Enthüllend deine Brust, o Göttin, strahlst du

in hoher Pracht erglänzend, Morgenröthe.

3. Es fahren sie die rothen, lichten Stiere,

die selige, die weithin sich verbreitet;

Das Dunkel scheucht sie, wie ein starker Schütze

den Feind verjagt, gleich schnellem Wagenlenker.

4. Und schön sind deine Bahnen auf den Bergen,

durch Nebel dringst im stillen Raum du helle;

So fahr uns denn auf breiter Bahn, erhabne,

viel Gut zur Nahrung her, o Himmelstochter.

5. Die, Uschas, du mit Stieren sicher fährest,

fahr Reichthum uns herbei nach unserm Wunsche;

O Himmelstochter, du erschienst beim Frühruf

als eine Göttin uns mit reicher Gabe.

6. Bei deinem Leuchten fliegen auf die Vögel

aus ihrem Nest, die Männer suchen Nahrung,[292]

Viel schönes führst dem Sterblichen Verehrer

daheim du zu, o Göttin Morgenröthe.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 292-293.
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