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[454] 1-11. In mystischer Weise wird die Sonne als Ross gepriesen, das den Himmel durchläuft. In Vers 7 scheint unter der herrlichsten Gestalt der Sonne das im Heiligthume (padé gós) entzündete Feuer verstanden zu sein, in welches nach vedischer Anschauung während der Nacht der Sonnenglanz eingeht. Die Hörner der Sonne (Vers 9 und 11) sind ihre Strahlen.


1. Als du wiehertest, da du zuerst geboren wurdest, hervorgehend aus dem Meere oder aus dem Nebel, da wurden dir des Falken Flügel, der Gazelle Füsse, hoher, preisenswerther Ursprung, o Renner.

2. Diesen von Jama geschenkten hat Trita angeschirrt, Indra zuerst bestiegen; der Gandharve hat seinen Zügel ergriffen, aus der Sonne hattet ihr das Ross gebildet, o Vasu's.

3. Du bist Jama, bist Aditja, o Renner, bist Trita nach geheimer Ordnung der Götter; du bist in gleicher Weise wie Soma [dreifach] zertheilt; drei Verbindungen, sagt man, sind dir am Himmel.

4. Drei Verbindungen, sagt man, sind dir am Himmel, drei in den Wassern, drei im Innern des Meeres; und du scheinst mir dem Varuna dort gleich, wo man deine höchste Geburtsstätte nennt.[454]

5. Hier habe ich, o Ross, deine StriegelA1, hier neben dir die Tritte deiner Hufe erblickt, dort deine glänzenden Zügel, welche von den Hütern des Rechtes bewacht werden.

6. Dich selbst erkannte ich im Geiste aus der Ferne, als du geflügelt vom Himmel herabeiltest; ich sah das beschwingte Haupt auf den gangbaren, staublosen Pfaden schnaufen.

7. Hier sah ich deine herrlichste Gestalt am Orte der Kuh begierig nach den Tränken hinstreben; so oft der Sterbliche es erlangt, dass du sie geniessest, dann sogleich verschlingst du als bester Verschlinger die Pflanzen.

8. Dir, o Renner, strebt der Wagen nach, dir der junge Freier, dir die Liebe der Mädchen, nach deiner Freundschaft streben alle Scharen, nach deiner Heldenkraft bildeten sich die Götter.

9.13 Goldhufig ist er, Eisen seine Füsse, der gedankenschnelle Indra blieb hinter ihm zurück; die Götter alle kamen zu der Opferspeise dessen, der zuerst den Renner bestieg.

10. Die himmlischen Sonnenrosse, die schnellen, die rasch an beiden Seiten laufen und in der Mitte eng aneinandergeschlossen, dringen vor wie gereihte Gänse, wenn die Rosse die himmlische Bahn erreicht haben.

11.14 Schnellfliegend, o Renner, ist dein Körper, dein Geist dahinschiessend, wie der Wind; deine Hufe sich überall hin verbreitend, eilen stampfend in der Ferne.


12. 13. Diese Verse, obwol auch in VS. 23. 24 mit dem vorhergehenden Liede verbunden, gehören doch ursprünglich mit ihm nicht zusammen. Es sind diese zwei Verse vielmehr Fragment eines dem Liede 162 ganz verwandten Liedes, in welchem gleichfalls das Opfer eines Pferdes dargebracht wird. Auch einzelne charakteristische Worte des Liedes 162 kehren hier wieder (prá agāt 162, 7; puró nījate 162, 3.)


12. Der schnelle Renner ist zur Schlachtbank vorgeschritten, aufmerkend mit dem zu den Göttern hingewandten Sinn; der Bock wird vorangeführt, der ihm nah verbundene, und ihm folgen die weisen Sänger.

13. Der Renner ist vorgeschritten zu dem herrlichsten Sitze, den es gibt, zum Vater und zur Mutter; denn heute noch wird er zu den Göttern als sehr willkommen gelangen, und dann weist er dem Verehrer Schätze zu.

Fußnoten

A1 Nach den Commentatoren des RV. und SV. (gegen WB.).

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 454-455.
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