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[466] 1. 2. Diese zwei Verse stehen in keinem Zusammenhange weder mit dem folgenden Liede, noch auch überhaupt mit den Liedern der ganzen auf die Todtenfeier und den Ahnendienst sich beziehenden Sammlung. Sie sind als Fragment eines ziemlich alten Liedes zu betrachten. Die Auslegung ist, wie so oft in solchen aus dem Zusammenhange gerissenen Fragmenten, nicht ganz sicher, und die mannichfachen Sagen, die sich in späterer Zeit an diese zwei Verse knüpfen, sind mehr geeignet, den Sinn derselben zu verdunkeln als aufzuklären. Der Grundstoff der Sage liegt aber doch in diesen[466] zwei Versen ziemlich klar zu Tage. Tvaschtar richtet seiner Tochter Saranju die Hochzeit aus. Sie vermählt sich mit Vivasvat und gebiert von ihm den Jama (und die Jami.) Darauf entflieht sie und wird von den Göttern verborgen gehalten. Diese bilden statt ihrer ein ihr gleich aussehendes Weib und geben es dem Vivasvat, welcher mit ihr die Açvinen zeugt. Vgl Roth in »Zeitschr. der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft« IV, 425.


1. Tvaschtar richtet seiner Tochter die Hochzeit aus, dazu versammelt sich diese ganze Welt; des Jama Mutter als Gattin dem grossen Vivasvat vermählt, hat sich davon gemacht.

2. [Die Götter] verbargen die Unsterbliche vor den Sterblichen; und eine ähnlich aussehende bildend gaben sie dieselbe dem Vivasvat, und als dies geschah trug Saranju die beiden Açvinen als Leibesfrucht und gebar die beiden Zwillinge.


10. 14. Diese beiden Verse sind zwei gesonderte Fragmente, die an die Gewässer gerichtet sind.


10. Die Gewässer, die Mütter, mögen uns reinigen, die Butter läuternden mögen uns mit Butter läutern; denn sie, die Göttinnen, führen jede Unreinigkeit hinweg; aus ihnen gehe ich rein geklärt hervor.

14. Nahrungsreich sind die Kräuter, nahrungsreich ist mein Lied, nahrungsreich auch ist der Saft der Gewässer, durch den reiniget mich allesammt.


11-13. Von diesen drei an den tropfenden Soma gerichteten Versen gehören die beiden ersten zusammen, der letzte ist an den vorigen wegen des yás te drapsáh skándati yás de aṅçúr = yás te drapsáḥ (skannó) yás de aṅçúr angeschlossen, und durch das eingeschaltete skannó ihm noch gleichartiger gemacht, das Versmass ist aber verschieden und fordert in dem letztern eben die Tilgung des skannó.


11. Der Tropfen ist wie in den ersten Tagen herabgefallen in diesen Schooss, und in den der früher war; die Tropfen, die nach dem gleichen Schoosse gemeinsam wandern, giesse ich aus gemäss den [üblichen] sieben Opfergüssen.

12. Dein Tropfen, welcher herabfällt, dein von den Armen in Bewegung gesetzter Saft, der aus dem Schoosse der Schale herabfällt, sei es von dem Opferpriester her oder aus der Seihe, den giesse ich mit Verstand aus, den Opferruf sprechend. [Das Versmass verlangt vaṣaṭkŕt statt váṣaṭkṙtam].

13. Dein Tropfen, dein Saft, der später und früher mit dem Löffel [ausgegossen ist], den möge dieser Gott Brihaspati strömen lassen zu reicher Gabe.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 466-467.
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