912

[484] Gespräch zwischen Indra und »Indrāni« in Gegenwart des Vrischākapi und seiner Frau Vrischākapājī. Vrischākapi, eigentlich der starke Affe, der Stieraffe, der in Vers 5 auch geradezu Kapi, d.h. Affe, genannt wird, erscheint hier als eine Art Mittelding zwischen Halbgott und Dämon. Während er des Indra Freund und Genosse ist und ihm eifrig opfert, so beträgt er sich übermüthig gegen dessen Gattin Indrānī und quält die Menschen. Der Refrain an dem Schlusse jedes Verses: »Höher als alles ist Indra« gehört offenbar nicht dem ursprünglichen Liede an und ist, da er überall den Zusammenhang unterbricht, in der folgenden Uebersetzung weggelassen. Das Lied ist zweimal durch obscöne, den Zusammenhang störende Einschaltungen (V. 6. 7. 16. 17) unterbrochen, wie sie auch sonst in Lieder, in denen Gatte und Gattin miteinander reden, gern eingefügt werden. V. 6 und 7 scheinen einem obscönen Liede entlehnt, vielleicht auch V. 16 und 17. – Der von Indrānī bedrohte Vrischākapi wird von Indra vertheidigt, namentlich wegen der Opfer, die er und seine Familie dem Indra bringt, worauf Indrānī (V. 15) den von ihr bereiteten Rührtrank preist, und das Opfer des Vrischākapi verspottet (V. 18.) Dieser scheint vor dem Zorn der Indrānī in unwegsame Gegenden fliehen zu wollen. Indra sagt ihm seinen und seiner Gattin Schutz zu, und fordert ihn auf nach Hause zu gehen (V. 20-21.) Hiermit würde das Lied am besten abschliessen.


1. Sie haben abgelassen vom Somapressen, sie achteten Indra nicht als Gott, dort, wo sich mein Freund Vrischākapi an den Nahrungen des Frommen ergötzte.

2. »Du, o Indra, läufst fort über den Weg, den Vrischākapi eingeschlagen, und doch findest du nirgend wo anders eine Gelegenheit zum Somatrunke.«

3. Was hat dir dieser Vrischākapi, dieses gelbe Wild, gethan, dass du ihm nun so zürnest? oder ist es des frommen nahrungsreiches Gut [was du ihm neidest]?

4. »Diesem Vrischākapi, den du, o Indra, als einen Freund beschirmst, dem soll der auf Eber jagende Hund ins Ohr beissen.[484]

5.22 Die mir theuren, schönen Kunstwerke hat mir der Affe verdorben; nun will ich ihm seinen Kopf zerschmettern, nicht soll es dem Uebelthäter gut ergehn.«

[6. Es gibt keine Frau mit schönerem Hintern und zum Beischlaf geeigneter als mich, keine, die sich mehr herandrängt und die Lenden besser auseinanderspreizt.

7. Ich spreche, o leicht zu gewinnende Mutter, wie es bald geschehen wird. Mein Hinterer, o Mutter, meine Hüfte und mein Kopf ist gleichsam in Aufregung.]

8. Warum, schönarmige, schönfingrige, breitflechtige, breithüftige, warum, o Heldengattin, bedrängst du unsern Vrischākapi?

9. »Dieser Verderber stellt mir nach wie einer von Helden verlassenen, und doch bin ich einem Helden vermählt, bin des Indra Gattin, die Genossin der Maruts.

10. Sonst ist die Frau auch zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlung gegangen; eine Ordnerin des heiligen Werkes ist die dem Helden vermählte; des Indra Gattin erweist sich mächtig.«

11. Die Indrānī habe ich als die selige unter diesen Weibern nennen gehört; denn nie, auch in ferner Zukunft, stirbt ihr Gatte an Altersschwäche.

12. Doch, o Indrānī, ich habe keine Freude ohne diesen Genossen, den Vrischākapi, dessen lieber mit Wasser vermischter Opfertrank hier zu den Göttern geht.

13. O reiche Vrischākapājī, die du treffliche Söhne und Schwiegertöchter hast, Indra wird deine Stiere verzehren und den lieben, sehr wirksamen Opfertrank.

14. Denn zwanzig Ochsen braten mir die funfzehn [Vrischākapi mit Frau, Söhnen und Schwiegertöchtern], und ich esse das Fett, sie füllen mir den ganzen Bauch.

15. »Wie ein scharfgehörnter Stier, der in der Heerde brüllt, ist der Rührtrank, o Indra, deinem Herzen heilvoll, den dir deine Pflegerin braut.«

[16. Nicht der ist stark, dessen Glied schlaff zwischen den Schenkeln herabhängt; sondern der ist stark, dessen behaartes Glied, wenn er sich niedergelassen hat, sich ausdehnt.

17. Nicht der ist stark, dessen behaartes Glied, wenn er sich niedergelassen hat, sich ausdehnt; der ist stark, dessen Glied schlaff zwischen den Schenkeln herabhängt.]

18. »O Indra, dieser Vrischākapi hat einen todten Esel gefunden, ein Messer, eine Schüssel und einen neuen Kessel, dann einen mit Brennholz beladenen Wagen.«

19. Ich hier gehe scharf blickend einher, Arier und Barbaren unterscheidend; ich trinke den Soma dessen, der mit redlichem Sinne ihn braut, und beschaue [mit Wohlgefallen] den verständigen.

20. Das wüste Land und die jähen Abhänge, wie viele Meilen sind sie entfernt? drum gehe heim, o Vrischākapi, in die nächsten Häuser.

21. Gehe wieder zurück, Vrischākapi, wir beide wollen dein Wohlergehen bewirken; gehe wieder nach Hause auf dem Wege, der dich zum Schlafe führt.

22. »Als ihr, Vrischākapi und Indra, [mit euren Genossen] hinaufgegangen wart nach dem Hause [des Somapressers (Vers 1)], wohin ging da dies viel verderbende Wild, zu wem der Menschenquäler?«[485]

23. Das menschliche Weib, Parçu mit Namen, hat zwanzig Kinder auf einmal geboren; Heilung ward ihr zu Theil, deren Leib krank war.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 484-486.
Lizenz: