I, 35. An Savitar.

[36] 1. Ich ruf zuerst den Agni an zum Wohlergehn,

ich rufe Mitra-Varuna zur Hülfe her;

Ich ruf' die Nacht, die, was da lebt, zur Ruhe legt,

Ich rufe her zum Beistand Savitar, den Gott.

2. Er, der herbeieilt durch den dunklen Luftraum,

zur Ruhe legt, was sterblich, was unsterblich,

Gott Savitar auf seinem goldnen Wagen

kommt her zu uns, beschauend alle Wesen.

3. Es fährt der Gott die Höhn herab, die Höhn herauf

mit hellem, goldnem Rossepaar, der heilige,

Aus weiter Ferne kommt Gott Savitar herbei,

weit von uns alles Ungemach verjagend.

4. Den perlgeschmückten, allgestalt'gen Wagen,

mit goldnem Joch den hohen hat bestiegen

In hellem Glanze Savitar, der hehre,

im dunklen Luftraum seine Kraft erweisend.[36]

5. Weissfüss'ge Braune, die den Wagen ziehen,

dess Deichsel golden, bringen Licht den Leuten,

In Savitar's, des Gottes, Schoosse stehen

die Menschen immer und die Wesen alle.

6. Drei Himmel sind's: des Savitar zwei Sitze,

in Jama's Reich der dritte, Männer hegend;

Die Götter ruhn wie auf der Wagenachse;

wer das erkannt hat, mög' es hier verkünden.

7. Der schön beschwingte hat erhellt die Lüfte,

der tieferregte Gott, der herrlich leitet,

Wo weilet jetzt der Sonnengott? wer weiss es?

und welchen Himmel hat sein Strahl durchdrungen?

8. Er hat bestrahlt der Erde acht Gebirge,

drei Strecken Landes und die sieben Ströme,

Gott Savitar mit goldnen Augen nahte,

dem frommen Diener schöne Schätze spendend.

9. Gott Savitar mit seinen goldnen Händen geht

geschäftig wirkend zwischen Erd' und Himmel hin,

Vertreibt Bedrängniss, führt herauf den Sonnengott,

durch dunkeln Luftraum eilet er zum Himmel hin.

10. Der Gott mit goldnen Händen, sicher leitend,

er komme her mit schöner Huld und Hülfe;

Gespenster und die Zauberer vertilgend

erhob der Gott sich, abendlich gepriesen.

11. Auf deinen Pfaden, Savitar, den alten,

die staublos sind und schöngebahnt im Luftraum,

Die schön zu gehn sind, komm auf denen heute,

und schütze uns, o Gott, und sprich uns Muth ein.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 36-37.
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