IX, 68. [780.]

[236] Die Stuten in Vers 2 und die Schwestern in V. 4 sind die Milchtränke, die zehn Jungfrauen in V. 7, wie gewöhnlich die Finger. Der Mythus in V. 5 ist nicht ganz klar; die Zwillinge scheinen beiden Ritter zu sein, die aber hier vielleicht zugleich als Sternbilder an den Himmel versetzt sind und dort jenseits den Soma auffinden, den dann der Adler (V. 6) von dort herabbringt.


1. Die honigsüssen Indutränke sind geströmt

zum Gotte hin wie Mutterkühe zu dem Kalb,

Mit Eutern rauschend legten sitzend auf der Streu

die Milch sie an als schönes wallendes Gewand.[236]

2. Die frühern Stuten brüllt der goldne wiehernd an,

des Stengels Sprossen lösend freuet sich der Hengst;

Hineilend durch die Seihe in den weiten Raum,

schiesst nieder seine Pfeile, wie er will, der Gott.

3. Der Trank, durchmessend das vereinte Weltenpaar,

erfüllt mit Milch die gleicherwachsnen ewigen;

Als er die grossen unbegrenzten Bäume fand,

so nahm hineilend Glanz er an, der nie vergeht.

4. Das Aelternpaar durchschreitend, Fluten sendend, tränkt

der weise reichlich seinen Sitz aus eigner Lust;

Mit Gerste schmückt, gelenkt von Männern, sich der Saft,

vermählet sich den Schwestern und beschützt das Haupt.

5. Der weise ist durch starke Geisteskraft erzeugt,

als Spross des Rechtes hinters Zwillingspaar versetzt;

Sie beide, jung noch, sahen da zuerst den Spross,

der im Verborgnen lag, noch nicht herausgeholt.

6. Die Weisen fanden des erfreuenden Gestalt,

ferneher der Adler trug das Somakraut,

Den segensreichen läuterten in Strömen sie,

der gern herumströmt, den gerühmten Somatrank.

7. Zehn Jungfraun läutern, Soma, den gepressten dich,

den Sänger sandten unter Liedern und Gebet;

Gelenkt von Männern unter Götteranrufung

durch Widderwolle schenk' uns Labung zum Empfang.

8. Der ringsum schreitet schön umschart, an Labung reich,

dem Soma haben Preisgesänge zugejauchzt,

Der mit des Himmels Welle honigsüss im Strom

die Stimm' erhebt, unsterblich er, der Schätze Herr.

9. Den ganzen Luftkreis regt er auf vom Himmel her,

gereinigt setzt der Soma in die Becher sich,

Vom Stein gepresst, von Wasser und von Milch geklärt;

gereinigt schenke Indu liebes Wohlergehn.

10. So riesle hell, o Soma, rings ergossen

uns glanzbegabte Jugendkraft verleihend;

Wir rufen nun die holden Erd' und Himmel,

gebt, Götter alle, heldenreichen Schatz uns.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 236-237.
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