X, 111. [937.] An Indra.

[390] Die Kühe in Vers 2 sind die mit dem Soma vermischten Milchtränke, zu denen Indra hindringt; in V. 3 wird die Kuh (das Weib des Stieres) als von Indra geschaffen dargestellt.


1. Ihr weisen Sänger, traget den Gesang vor

je nach der Männer mannichfachen Wünschen;

Durch heil'ge Werke lasst uns Indra herziehn,

bekannt ist er ja als ein Freund der Lieder.

2. Das Lied erstrahlte von dem Sitz des Opfers,

zu Kühen drang der Stier, der Spross der Färse;

Mit lautem Donner hat er sich erhoben,

die weiten Räume auch umspannt sein Umfang.

3. Indra fürwahr kann wol das Lied erhören,

denn siegreich schuf der Sonne ihre Bahn er,

Des Stieres Weib dann schaffend stand er fest da,

des Himmels Herr, unhemmbar, urgeboren.

4. Des grossen Meergeists Werke störte Indra

durch seine Macht, von Angira's besungen,

Er drang hinein auch in die vielen Räume

und hielt durch Wahrheit fest des Himmels Stütze.

5. Dem Himmel und der Erde gleich ist Indra,

die Tränke alle kennt er, schlägt den Çuschna,

Erhellt' den grossen Himmel durch die Sonne,

aufs beste stützend stützt' er ihn mit Stützen.

6. Du, Vritratödter, warfst den Vritra nieder,

des starken Dämons Zauber mit dem Blitze;

Du kühner schlugst ihn kühnlich dann in Stücke,

da warst du stark an Armen, o gewalt'ger!

7. Wenn sich die Morgen mit der Sonne nahen,

dann glänzt ihr Licht von hellem Farbenreichthum,

Wenn sie gesehn wird als Gestirn des Himmels,

doch niemand weiss von ihr, wenn sie zurückgeht.

8. Weit sind fürwahr die ersten der Gewässer

gegangen, die auf Indra's Antrieb rannen;

Wo ist eur Scheitel? Fluten, wo der Boden?

wo eure Mitte? und wo ist eur Ende?[390]

9. Die von der Schlang' verschlungnen liesst du strömen,

da stürzten vor mit Eile die Gewässer;

Sie, die befreiten und die frei sein wollen;

sie ruhen nimmer, wenn sie erst erregt sind.

10. Vereinigt gingen sie zum Meer wie Bräute;

stets wird geehrt ihr Buhle, der Durchbrecher;

Der Erde Güter sind zu dir gekommen,

zu uns, o Indra, viele Herrlichkeiten.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 390-391.
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